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Oberösterreicher aus dem Kaukasus

Von Josef Lehner, 07. Dezember 2019, 11:03 Uhr
Oberösterreicher aus dem Kaukasus
Bild: VOLKER WEIHBOLD

Ein Mann stapft bei Schneetreiben mit der Axt durch den Wald und sucht das schönste Bäumchen aus. Diese Romantik ist längst vorbei. Christbäume sind ein hochprofessioneller Zweig der Forstwirtschaft. Trotzdem menschelt es noch.

Wir haben Kunden, die sind schon früh im Herbst da, suchen sich ihren Baum aus und hängen ihr Namensschild dran", erzählt Gerda Lengauer (45). "Kurz vor Weihnachten kommen die Leute dann, um ihren Baum zu holen. Manche haben die Kinder dabei und wollen ihnen zeigen, wie der Baum umgesägt wird, so wie es in ihrer eigenen Jugend immer gewesen ist", sagt ihr Mann Gerhard (52). Den acht Hektar kleinen Hof seiner Eltern führt das Paar seit rund zwei Jahrzehnten. Er wurde mangels Alternative auf Christbäume spezialisiert.

Die Lengauers sind eine von rund 140 Familien in Oberösterreich, die im Bäuerlichen Waldbesitzerverband in einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen sind, um das wichtigste Utensil des Christfestes zu liefern, aus heimischer Produktion. Der Markt wird nicht mehr von ausländischen Nordmanntannen, die in großen Mengen aus Dänemark herangekarrt werden, überflutet.

"Nur der Christbaum mit unserer Schleife ist ein echter Oberösterreicher", sagt der Obmann, Ignaz Hofer aus St. Agatha (Bezirk Grieskirchen). Freilich seien schonmerh als 90 Prozent der Bäume von dieser Tannenart, und die ist praktisch auch ein Ausländer. Sie kommt ursprünglich aus dem Kaukasus. "Wir haben andere Sorten probiert, die Nordmanntanne hat aber die schönste Nadelfülle", sagt Lengauer. Wenn er eine Weiß-, Colorado- oder Koreatanne dazugestellt habe, hätten die Kunden immer zur Nordmanntanne gegriffen.

Der Betrieb von Gerhard und Gerda Lengauer liegt auf 840 Meter Seehöhe in der Gemeinde Grünbach, mit herrlichem Blick über das Tal bei St. Oswald, bis hin zum Braunberg. Gleich nach Allerheiligen hat es heuer das erste Mal zugeschneit. "Wir markieren die Bäume mit Schleifen, weil der Schnee manchmal so hoch liegt, dass wir ihre Höhe nicht mehr richtig erkennen könnten", sagt Gerda Lengauer.

Eigene Forstbaumschule

Das Besondere an dem Betrieb ist, dass seit langem auch eine Forstbaumschule betrieben wird. Die Lengauers erhalten das Saatgut vom BFZ, den bäuerlichen Forstpflanzenzüchtern im nahen Helbetschlag, und ziehen die Pflanzen selbst auf. Erst im Alter von vier Jahren werden sie dann in der Christbaumplantage ausgesetzt. »»»

» Jetzt ist bei den Christbaumbauern Hochsaison. Sie verkaufen ihre Ware großteils ab Hof, viel aber auch bei Verkaufsstellen. Die Familie Lengauer ist in Rainbach, Lasberg und Unterweitersdorf mit Ständen präsent. "Da verlangen wir zwei Euro mehr pro Meter, gegenüber den Bäumen ab Hof", sagt Gerhard Lengauer. "Insgesamt werden die heimischen Christbäume aber heuer nicht teurer sein als im Vorjahr", verspricht Obmann Hofer.

Wichtig sei jetzt, die erforderliche Menge richtig abzuschätzen, damit nicht unnötig Bäume geschnitten werden. "In den letzten Tagen vor Weihnachten schneide ich nur noch nach Bedarf", sagt Lengauer: "Es soll ja nix verkommen."

Baum wird zehn Jahre gepflegt

Nicht nur im Advent haben Christbaumbauern Arbeit. Die Bäume wachsen zwar von selbst, aber so richtig schön nur, wenn sie das ganze Jahr über gepflegt werden. Nach dem Aussetzen im Alter von vier Jahren brauchen die Jungbäume Betreuung. Es wird acht bis zehn Jahre dauern, bis sie geerntet werden können. Gras und Unkraut zwischen den Reihen müssen geschnitten werden, damit die Nährstoffe den Tannen bleiben. Nach rund fünf Jahren werden die ersten Bäume mit rund einem Meter Höhe herausgeschnitten. Die anderen erhalten Platz.

Verkrüppelte Bäume werden früher entfernt; eine gewisse Zahl verbleibt aber bis zur vollen Höhe, weil sie Reisig liefern können, das ebenfalls stark nachgefragt wird. "Zu 80 Prozent bringen wir schöne Bäume raus, der Rest wird fürs Reisig genutzt", sagt der Bauer. Mitunter müssen Astregler angebracht werden, um den Wuchs zu korrigieren, oder auch Vogelstäbe zur Stabilisierung der Wipfel. "Wenn der Baum austreibt, ist der junge Trieb sehr schwach. Ein Vogel setzt sich drauf, und er bricht ab."

Keine Probleme gibt es mit dem Wassermangel, unter dem die Bauern hier im Mühlviertel leiden; Tannen sind Tiefwurzler. Auch der Borkenkäfer, der die Wälder in den tiefen Lagen verwüstet, ist in dieser Höhenlage und diesem Altersstadium keine Bedrohung. "Für Spätfrost sind die Tannen aber anfällig", sagt Gerda Lengauer. Die Gefahr sei begrenzt, weil die Bäume in dieser Höhe sehr spät austreiben.

Jedes Jahr muss das Ehepaar gut 3000 neue Pflanzen setzen. Dann hat sich das ein Jahr zuvor abgeerntete Waldstück regeneriert. Die Wurzelstöcke wurden davor gefräst und Klee oder Leguminosen angebaut, um den Boden mit Stickstoff anzureichern.

Werbung auf Facebook

Weil der Hof die vierköpfige Familie trotz der Spezialisierung nicht ernähren könnte, hat das Paar einen Zweitberuf. Gerda arbeitet Teilzeit in einem Supermarkt, Gerhard im Baugeschäft. Wenn die Baustellen im Winter ruhen, kann er sich voll seinen Christbäumen widmen. Der Sohn hat die Landwirtschaftsschule absolviert und macht jetzt eine Lehre als Vermessungstechniker. Er dürfte den Hof einmal übernehmen. "Er arbeitet mit viel Freude mit, und über Facebook wirbt er mit Fotos für den Christbaumverkauf", sagt Gerda. Der Betrieb ist sehr spezialisiert und in einer engen Nische. Für eine bäuerliche Familie hat er Zukunft.«

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