Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Welche Folgen der Hollywood-Streik für Film- und Serien-Fans hat

Von nachrichten.at/apa, 14. Juli 2023, 09:50 Uhr
US-ENTERTAINMENT-FILM-TELEVISION-STRIKE
Der Streik begann laut SAG-AFTRA am Freitag um 00.01 Uhr Ortszeit in Los Angeles Bild: CHRIS DELMAS (APA/AFP/CHRIS DELMAS)

HOLLYWOOD. Nach mehr als 60 Jahren streiken die Schauspieler und Drehbuchautoren in den USA erstmals wieder gemeinsam und dürften den Betrieb in Hollywood auf unbestimmte Zeit lahmlegen.

Im Kampf um bessere Vergütung sowie um Regelungen beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz begann die Arbeitsniederlegung nach Angaben der Schauspielgewerkschaft SAG-AFTRA am Freitagmorgen um 00.01 Uhr Ortszeit in Los Angeles (09.01 Uhr MESZ).

Via Twitter verkündete die Gewerkschaft den Streikstart mit einem schwarzen Bild. Zuletzt gab es einen solchen Doppelstreik in den USA im Jahr 1960. Erwartet wurde, dass sich in den USA nun zahlreiche Schauspieler im Laufe des Tages zu den Drehbuchautorinnen und -autoren gesellen, die schon seit Anfang Mai mit Schildern und Sprechchören etwa in Los Angeles und New York streiken. Der Darsteller-Streik war am Donnerstag offiziell beschlossen worden, nachdem trotz wochenlanger Verhandlungen keine Einigung mit dem Verband der TV- und Filmstudios AMPTP erzielt werden konnte.

Nach Einschätzung von US-Medien können nun kaum noch Filme und Serien gedreht werden. Mit wenigen Ausnahmen müssten nun alle Dreharbeiten mit Schauspielerinnen und Schauspielern vor der Kamera eingestellt werden, hieß es von der SAG-AFTRA. Zudem dürfen die Gewerkschaftsmitglieder eben auch keine Arbeit hinter der Kamera übernehmen, wie etwa Synchronsprecharbeiten, oder ihre Filme und Serien durch Werbeauftritte und Interviews bewerben. Die Gewerkschaft kündigte an, diese Bedingungen streng kontrollieren zu wollen.

Es wird noch dauern, bis Kinobesucherinnen und Kinobesucher die Auswirkungen der Streiks bemerken, da die meisten Blockbuster für dieses Jahr bereits abgedreht sind. Doch im TV-Bereich dürfte sich die Wirkung schneller entfalten. Schon der Streik der Drehbuchautorinnen und -autoren hatte der Branche zugesetzt: In den Vereinigten Staaten werden bereit Wiederholungen von Late-Night-Shows ausgestrahlt und eine große Zahl der Fernseh- und Filmproduktionen hat die Arbeit eingestellt oder unterbrochen. Wenn sich der Doppelstreik gegebenenfalls Monate hinzieht, könnten sich neue Staffeln populärer Sendungen verzögern.

Erste Auswirkungen des Schauspielerstreiks waren jedenfalls in Deutschland bereits zu bemerken, da die Hollywoodstars Ryan Gosling und Margot Robbie am Freitag ihr Fernbleiben vonb einem PR-Termin zum "Barbie"-Film in Berlin am Samstag angekündigten. Von den Stars kamen Solidaritätsbekundungen für ihre vielen deutlich schlechter bezahlten Kolleginnen und Kollegen. Bei einer Premiere des "Barbie"-Films in London sagte Robbie Medienberichten zufolge, sie unterstütze "alle Gewerkschaften nachdrücklich". Direktorin Greta Gerwig sagte, sie "möchte wirklich, dass sie stark bleiben und ihren Kampf gewinnen."

Antworten auf die wichtigsten Fragen

Welche Folgen hat der Streik für Film- und Serien-Fans weltweit?

Der Branchenseite "Entertainment Weekly" zufolge wird der neue Streik eher Auswirkungen auf die Filmbranche als auf TV-Produktionen haben. Wegen der anhaltenden Verhandlungen hatten einige große Firmen angekündigte Filmstarts bereits nach hinten verlegt, darunter sind Marvel mit neuen Superheldenfilmen zu "Captain America" oder "Blade", Disneys Realverfilmung des Animationshits "Moana" (deutscher Titel: "Vaiana") und die geplanten "Avatar"-Fortsetzungen. Weil Filme aber einen langen Produktions- und Marketingvorlauf haben, dürften sich die Folgen eines Streiks erst in einigen Monaten bemerkbar machen.

Das Schreiben und Drehen von Fernsehserien liegt dagegen wegen des Streiks der Drehbuchautoren ohnehin schon weitgehend auf Eis. Deren Gewerkschaft WGA hat außerdem bereits Unterstützung von Set-Mitarbeitern erhalten, sodass kein Drehbetrieb aufrecht erhalten werden konnte und Serien wie "Stranger Things" oder "Yellowjackets" aktuell nicht produziert werden. Zudem waren bereits die in den USA beliebten Late-Night-Shows von Moderatoren wie Jimmy Kimmel oder John Oliver seit Anfang Mai wegen des Streiks komplett ausgefallen.

Wer genau tritt jetzt in den Streik?

Die Schauspieler-Gilde SAG-AFTRA hat mehr als 160.000 Mitglieder, darunter Schauspieler für Film und Fernsehen, Stuntleute, TV-Journalistinnen und Moderatoren. Der Streik betrifft aber nur Schauspielende für Serien und Filme. Für sie ist die Mitgliedschaft in SAG-AFTRA häufig unabdingbare Voraussetzung, um in der US-Unterhaltungsbranche überhaupt an Schauspieljobs zu kommen, viele Produktionen schreiben sie sogar vor. Außerdem bringt SAG-AFTRA für sie Zugang zu Krankenversicherung und Altersvorsorge, zwei Aspekte, die in einer unsicheren Branche für viele extrem wichtig sind.

Der Streik ist verbindlich, die Schauspielerinnen und Schauspieler dürfen nun nicht mehr vor der Kamera arbeiten. Produktionen mit nicht-gewerkschaftlich organisierten Schauspielern könnten theoretisch weitergehen, aber SAG-AFTRA hat bereits angekündigt, bei künftigen Mitgliedsanträgen auch abzufragen, ob ein Kandidat zu den Streikbrechern zählte.

Was wollen die Schauspieler erreichen?

Die SAG-AFTRA-Mitglieder wollen im Wesentlichen das gleiche wie die Drehbuchautoren erreichen. Beide Kreativbranchen leiden darunter, dass mehr Filme und Serien produziert werden, aber die Budgets sinken und bei Serien oft weniger Folgen pro Staffel gedreht werden. Außerdem bringen Wiederholungen bei Streaminganbietern anders als im stationären Fernsehen geringere und von der Zuschauerzahl unabhängige Tantiemen. Zudem hatte SAG-AFTRA mitgeteilt, dass es eine "reale und unmittelbare Bedrohung" darstelle, wie animierte AI-Charaktere die Schauspielerei von Mitgliedern täuschend echt nachbilden könnten.

Anlässlich der Urabstimmung hatte SAG-AFTRA für die Mitglieder die Ziele der Verhandlungen umrissen und geschrieben: "Wir brauchen einen Vertrag, der unsere Vergütungspläne verbessert und die Mitglieder vor Einkommensverlusten durch Inflation und sinkende Tantiemen für Wiederholungen schützt, genauso wie vor dem ungeregelten Einsatz von AI und dem Vorschreiben von selbst aufzunehmenden Vorsprech-Videos."

Wie kam es zur Streik-Entscheidung?

Rund 65.000 Mitglieder von SAG-AFTRA haben an der Urabstimmung am 7. Juni teilgenommen, 97,9 Prozent von ihnen sprachen sich für einen Streik aus. Danach gingen die Verhandlungen weiter - aber ohne Ergebnis.

Viel Aufsehen erregte auch ein Brief mit inzwischen mehr als 1.000 oft sehr berühmten Unterschreibenden. Darin fordern die Stars die Gewerkschaft auf, unnachgiebig zu verhandeln. "Dies ist kein Zeitpunkt, um sich in der Mitte zu treffen", heißt es in dem beim Branchenmagazin "Deadline" veröffentlichten offenen Brief. Unter anderem haben Meryl Streep, Jennifer Lawrence, Ben Stiller und Pedro Pascal diese Solidaritätsbekundung unterzeichnet.

Hat es einen solchen Doppelstreik schon einmal gegeben?

Die Drehbuchbranche streikt häufiger, aber dass sowohl Schauspieler als auch Autoren gleichzeitig streiken, ist ungewöhnlich. Als wegweisend für die Branche gilt ein Streik 1960. Damals streikten die Autoren fünf Monate, die Schauspieler schlossen sich sechs Wochen lang an, um die Zahlung von Krankenversicherungs- und Rentenbeiträgen für die Mitglieder durch die Produktionsstudios zu erreichen. Als SAG-Vorsitzender verhandelte damals ein Mann, der später Präsident der USA werden sollte: Schauspieler Ronald Reagan.

mehr aus Kultur

Taylor Swift übertraf Rekord der Beatles in Großbritannien

Das Theater Phönix zeigt den Klassiker "Cyrano de Bergerac"

Der rote Faden aus der Vergangenheit in die Zukunft

"Welch eine Ehre": Hubert von Goisern erhielt Amadeus in Gold

Interessieren Sie sich für dieses Thema?

Mit einem Klick auf das “Merken”-Symbol fügen Sie ein Thema zu Ihrer Merkliste hinzu. Klicken Sie auf den Begriff, um alle Artikel zu einem Thema zu sehen.

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

1  Kommentar
1  Kommentar
Die Kommentarfunktion steht von 22 bis 6 Uhr nicht zur Verfügung.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
nichtschonwieder (8.538 Kommentare)
am 14.07.2023 11:52

Na und, wen juckts?

lädt ...
melden
Aktuelle Meldungen