Warum es die "Harry Potter"-Leser von einst im Leben zaubert
LINZ. "Das Schauwerk" analysiert die "Generation Y" mit großer Sensibilität und satirischer Wucht im Linzer Phönix-Theater.
Egomanisch, handwerklich unbrauchbar, bequem bis zur Faulheit und unpolitisch – das sind die Vorurteile, die über den zwischen 1981 und 1998 Geborenen kreisen. Die Altvorderen haben diese "Generation Y" mit dem frivolen Missverständnis von "einer Million Möglichkeiten" aufgepäppelt, nun ist sie erwachsen. Das Y wird im Englischen nicht zufällig "why" ausgesprochen – also warum steckt diese Gruppe in ihrem "Wenn ich mal groß bin"-Leben fest?
Köstlicher, hellsichtiger und selbstironischer, als es das furiose Theaterkollektiv "Das Schauwerk – Leben am Limit oder ich habe mir eine Pfanne gekauft" bei der Premiere von "Generation Why" am Donnerstag im Linzer Theater Phönix (Regie: Anja Baum) getan hat, ist die Antwort auf diese Frage kaum aufzuspüren. Nach eineinhalb wie im Flug vergangenen Stunden applaudierte das Publikum im Stehen. Sarah Baum, Stefan Parzer, Stefanie Altenhofer und Julia Frisch gehören diesen sinnsuchenden Ypsilons an. Sie tun demnach nicht als ob, sofern sie in die Schlucht zwischen ersehntem Sauna-Pool-Haus und dessen Finanzierbarkeit starren. Sie wissen, wie es sich anfühlt, wenn zwei Studienabschlüsse geradeaus zum Kellnern oder ins unbezahlte Praktikum führen. So viel Überqualifikation muss man erst aushalten. Man könnte auch Mama, Papa oder beides werden, aber bitte irgendwann später, weil noch nicht zu Ende meditiert ist. Und die Welt will man ja auch noch sehen. Wo sonst als auf einem einsamen Strand sollte man sich aus dem Plastik der Meere ein Fußketterl basteln?
Aus dieser riesigen Themenkiste bauen die vier Darsteller mit ausgetüftelten, beweglichen Styropor-Elementen ihre eigene Bühne (Ausstattung: Antje Eisterhuber) und sie zimmern im besten Sinne einen sprachlich wie musikalisch (Musik/Songtexte: Daniel Feik) ausgefeilten bunten Abend. Der Horrorfilm der Elternwarnungen verstellt die Aussicht auf das "fucking Happy End" genauso wie die Erinnerung an die "Super Mario"-Realität – und wegen der verheißungsvollen "Harry Potter"-Wunder zaubert’s die jungen Erwachsenen erst recht. Der Buzzer, um mit dem echten Leben zu beginnen, leuchtet: Er wird bloß nie rechtzeitig gedrückt. "Das Schauwerk" hat für all das ein blendendes Timing gefunden.
Fazit: Kein Wundenlecken, sondern eine satirische Analyse dieser "Generation Y", die zu solch wunderbaren Abenden spielerisch imstande ist.
Das Schauwerk: "Generation Why", Theater Phönix Linz, Premiere: 18. 11. Termine: 20., 21. November www.theater-phoenix.at