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Wenn der Countdown für den großen Krieg läuft

31. August 2019, 00:04 Uhr

"Funkenflug" beschreibt den August 1939 aus der Sicht unterschiedlichster Akteure.

Der August 1939 ist ein heißer Monat – und zwar im doppelten Sinn des Wortes: Während die Danziger im nahe gelegenen Ostseebad Zoppot schwitzen und Sophie Scholl in Worpswede urlaubt, schaut die Welt besorgt auf den Obersalzberg, wo Adolf Hitler seinen Sommer verbringt. Der Führer ist längst zum Krieg entschlossen, fürchtet aber den Kriegseintritt der Briten, wenn er die Freie Stadt Danzig "heimholt".

Der Historiker und Journalist Hauke Friederichs beschreibt in "Funkenflug" die Ereignisse des August 1939 aus der Sicht unterschiedlicher Akteure – und zwar Tag für Tag. Es ist ein faszinierendes Panorama, das hier aufgerollt wird. Geschrieben ist es in der Gegenwartsform, um dem Leser das Gefühl zu geben, den Countdown zum Krieg quasi live miterleben zu können. Man wird so zum Zeitzeugen – nur halt 80 Jahre später.

Und das gelingt. Das Buch startet langsam und behutsam – und steigert sich Tag für Tag bis zur unausweichlichen Katastrophe. Der Leser fiebert mit dem unermüdlichen schwedischen Unternehmer Birger Dahlerus mit, der zum Vermittler wird und in einer Art geheimer Pendel-Diplomatie zwischen Berlin und London hin- und herfliegt, um den Sturz ins Chaos doch noch zu verhindern.

Der Autor nimmt den Leser mit zu den Mächtigen, lässt ihn aber auch an Alltäglichem teilhaben. So etwa am 25. August. Hitler bestellt den britischen Botschafter für 13.30 Uhr in die Reichskanzlei. Er erklärt dem verdutzten Gast, dass er bereit sei, "einen Vertrag mit Großbritannien abzuschließen, in dem alle generellen Interessen beider Seiten geklärt werden sollten, aber erst nachdem Deutschland die Polenfrage gelöst habe". Und Hitler sagt, er solle mit dem Angebot gleich zu Premier Neville Chamberlain fliegen. Dafür könne er gerne sein Privatflugzeug nutzen.

Nicht weit entfernt, im Hotel "Russischer Hof", hat Trainer Sepp Herberger die Fußball-Nationalmannschaft versammelt. Übermorgen soll in Stockholm gegen Schweden gespielt werden. Später wird ihm aber gesagt: "Das Spiel ist abgesagt. Drohende Kriegsgefahr." Der Trainer sagt es den Spielern erst am nächsten Tag – sie sollen am Abend noch gemeinsam Spaß haben.

Dieses fantastische Buch mag man gar nicht mehr weglegen, obwohl man weiß, wie der September 1939 begann. (schuh)

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