Seelenwelten Jugendlicher
Nils. Er heißt Nils. Doch sie nennen ihn Detlef. Er ist das Klassen-Opfer. Ein Außenseiter. Sie drangsalieren ihn. Demütigen ihn. Bis das Fass eines Tages überläuft. In ihrem neuen Roman "Nils geht" beleuchtet die Ottensheimer Autorin Gabi Kreslehner das brisante Thema Mobbing in der Schule aus vielen Perspektiven.
Da sind die – auch oder vor allem bei Lehrern – "gefürchteten vier": der Anführer Jo, ein sich selbst überlassener Unternehmersohn. Rasmus, der die Tode nicht erträgt, die seine Mutter als Opernsängerin auf der Bühne stirbt. Fadi, der als Migrantenkind dazugehören will. Und Mila, von der Natur mit Grazie gesegnet, um deren Gunst alle buhlen. Ausgerechnet ihr soll Nils Mathe-Nachhilfe geben. Was Eifersucht beim Falschen schürt.
Liebesgeschichte und Krimi
Das Drama nimmt seinen Lauf. Bis Jos Wange blutet und Nils verschwunden ist. Was ist geschehen?
In Rückblenden, eingebettet in Verhöre der Schüler, taucht der Leser in ein vielschichtiges Universum ein, in dem Gabi Kreslehner eine zarte Liebesgeschichte mit einem Krimi verflochten hat. Feinsinnig blickt sie in die Seelenwelten Jugendlicher. Bildhaft schildert sie aufkeimende Sehnsüchte, Bangen und Hoffen, die Unsicherheit der ersten Liebe, aber auch die Gefahr sexueller Übergriffe im Machtgebaren Halbstarker. Und sie leuchtet präzise Psychodynamiken von Macht und Unterwerfung aus. Wobei auch die hilflose Resignation der Lehrer nicht zu kurz kommt. Ein kleiner Seitenhieb.
Ein wichtiges Thema, feinfühlig geschrieben, spannend erzählt und trotz allem mit einem ermutigenden Ende, dass nichts so schnell verloren ist und fast alles gut werden kann. (kasch)
OÖN Bewertung:
Gabi Kreslehner: Nils geht", Tyrolia Verlag, 139 Seiten, 17 Euro