Virtuelle Forellen und glückliche Bastarde
Seit sich Erwin Einzinger in den pädagogischen Ruhestand begeben hat, kann der Kirchdorfer seine ganze Energie der Literatur widmen. Jetzt liegt ein neuer Lyrikband vor: „Die virtuelle Forelle“.
Seit sich Erwin Einzinger in den pädagogischen Ruhestand begeben hat, kann der Kirchdorfer seine ganze Energie der Literatur widmen. Jetzt liegt ein neuer Lyrikband vor: „Die virtuelle Forelle“. Das Material zu Erwin Einzingers Gedichten kommt aus der uns bekannten Welt, sehr oft aus unserer oberösterreichischen: der örtliche Tierarzt und die Hausmeisterwohnung, Softball-Spielerinnen und ein Ehrenbeleidigungsprozess.
Einzinger ist ein Heimatdichter, wenn auch in einem etwas anderen Sinn als der Stelzhamer Franzl. Die Dinge in seinen Gedichten kennen wir, befremdlich werden sie erst durch die lyrischen Arrangements. Das wirkt irritierend, stört eingefahrene Sichtweisen und wirkt bisweilen auch urkomisch. Lachen ist bei dieser Lyrik erlaubt, Surrealismus ist ein nicht ganz unpassendes Etikett.
Zwischen Einzingers Prosa und seiner Lyrik sind die Stilgrenzen fließend. In vielen Gedichten verwendet er das epische Präteritum, erzählt von Situationen und Vorkommnissen, die einerseits alltäglich wirken, andererseits rätselhaft.
Andrea Grill, 1975 in Bad Ischl geboren, ist bisher als Erzählerin auffällig geworden (u.a. „Tränenlachen“). „Happy Bastards“ betitelt sie ihren neuen Lyrikband. Ähnlich wie Einzinger entnimmt auch Grill ihre Motive dem Alltag, surrealistischen Verfahren steht sie allerdings fern. Oft handelt es sich um Momentaufnahmen, Augenblicksstimmungen, Assoziationen zu Beobachtungen, ihre Sätze sind eher andeutend als klärend, das Erlebte ist scheinbar unauffällig, aber bedeutsam für die Autorin. Oft wird ein Du angesprochen, Grills sprachlicher Gestus ist behutsam, manchmal begleitet von sanfter Ironie, grundsätzlich liebevoll: „wochenlang schon / halt ich auf dem Herd / Kaffee für dich /warm“, „du streichelst dem lackierten Holz übers Fell, als wäre es mein allerliebstes Haustier.“
Naturmotive und Naturmetaphern findet man häufig in Gedichten der promovierten Biologin. Ihr Vergnügen an den Segnungen der Diesseitigkeit ist nicht zu überlesen, unpathetisch, aber überzeugend und bisweilen auch mit Witz formuliert.
Das Buch:
Andrea Grill "Happy Bastards", Otto Müller Verlag, 75 Seiten, 18 Euro