Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Ein Literatur-Skandal im Sound von Anton Bruckner

Von Peter Grubmüller, 19. März 2024, 00:04 Uhr
Ein Literatur-Skandal im Sound von Anton Bruckner
Peter Gillmayr, Maria Hofstätter, Kathrin Lenzenweger, Alvin Staple (v.l.) (Satzinger)

Am 16. August 1841 bestand Anton Bruckner die Lehrerprüfung, am 3. Oktober trat er die Lehrer-Gehilfenstelle in Windhaag bei Freistadt an. Schulunterricht, kirchliche Dienste und landwirtschaftliche Arbeit waren zu verrichten – um seine Entlohnung aufzufetten, spielte er die zweite Geige in der Tanz-Besetzung der sogenannten "Linzer Geiger" (zwei Violinen, ein Kontrabass). In dieser Formation bilden heute (Linzer Posthof, 20 Uhr) und am Donnerstag (Bad Schallerbacher Atrium, 19.30 Uhr) Peter Gillmayr, Kathrin Lenzenweger und Bruckner-Orchester-Bassist Alvin Staple das musikalische Begleit-Trio für Schauspielerin Maria Hofstätter.

Die Gramastettnerin lüftet mit diesem Programm einen 1972 eskalierten Literatur-Skandal rund um den Band "Bauernroman – Weilling Land und Leute" des fiktiven Autors Max Maetz.

Gillmayr hatte das Werk im Nachlass seines Vaters entdeckt, mit dem sich der in einem fort übersehene Schriftsteller Karl Wiesinger (1923-1991) gewissermaßen am Literaturbetrieb rächen wollte. Der glühende Antifaschist Wiesinger war Widerstandskämpfer und Kommunist – aber weil seine Manuskripte mitunter von Verlagen schroff abgelehnt wurden, dachte er sich den ungehobelten Autor Max Maetz aus. Unter diesem Pseudonym schrieb er den "Bauernroman", der in Kleinschreibung und ohne Satzzeichen das rustikale, ordinäre Landleben der frühen 70er-Jahre zeichnete. Mit einem Mal waren Gerhard Rühm, H. C. Artmann und Peter Turrini vor Begeisterung aus dem Häusl. Textbeispiel: "stockblau war ich nach der hochzeit aber die kadi versteht einen spaß weil sie weiß was üblich ist auf dem land wie sich ein großbauer der ich jetzt bin aufführt und was ihm zusteht." Journalisten hatten damals versucht, Maetz in Weilling aufzustöbern, also wurde Wiesinger die Maskerade zu heiß und er verfasste eine Zeitungsparte, die den Tod des Bauern Maetz verlautbarte. Hofstätter: "Da war der Ofen aus, der Literaturbetrieb fühlte sich veräppelt, und der Hype um Karl Wiesinger war vorbei, ehe er so richtig begonnen hatte."

Alvin Staple arrangierte Bruckners Musik für diesen Abend. "Immerhin spielt der Roman ja im Brucknerland um St. Florian. Da stehen Ausschnitte aus Bruckners Sechster und Vierter genauso auf dem Programm wie das Kyrie aus Bruckners e-Moll-Messe und die Polka "Die besoffenen Weiber". "Schon während meines Studiums am Mozarteum hab ich eine Arbeit über die Linzer Geiger geschrieben, die einst vom Schwarzenbergischen Schwemmkanal das Holz auf der Donau nach Wien transportierten. Irgendwie fügt sich bei diesem Projekt alles zusammen", sagt Gillmayr.

Maria Hofstätter & Linzer Geiger Trio: "Weilling Land und Leute", Heute, Dienstag, Linzer Posthof (20 Uhr) www.posthof.at 21. März (19.30 Uhr), Bad Schallerbach Atrium, www.musiksommerbadschallerbach.at

mehr aus Kultur

Förderung für qualitativen Journalismus ausgeschüttet

Salman Rushdie: "Dann explodierte die Welt"

"Game of Thrones"-Darsteller Ian Gelder gestorben

Ein Ausflug durch Raum und Zeit

Autor
Peter Grubmüller
Ressortleiter Kultur
Peter Grubmüller
Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen