Die Donau so … blau, braun, grün
Auf der Schallaburg widmet sich eine große Ausstellung den Menschen, Schätzen und Kulturen am zweitlängsten Fluss Europas.
Ihr Ende ist der Anfang. Beim Leuchtturm des rumänischen Städtchens Sulina, wo sich die Donau in mehreren Ästen breitmacht, um sich ins Schwarze Meer zu ergießen, beginnt ihr Längenmaß mit dem Kilometer 0. Dass sie der einzige Fluss der Welt ist, der "verkehrt" gezählt wird, liegt an den Vermessern. Sie konnten sich nicht einigen, welche Quelle maßgeblich ist.
Danach richtet sich auch die coronabedingt erst seit 1. Juni geöffnete Ausstellung auf der Schallaburg, die als Reise gegen den Strom angelegt ist. Sie mäandert in zehn Kapiteln durch 23 Räume, beginnend mit dem Donaudelta, dem größten Schilfgebiet der Welt und Lebensraum für etwa 325 Vogelarten, die hier nisten und brüten oder auf ihrem Zug eine Rast einlegen. Gut 4000 Brutpaare des Rosapelikans wurden hier gezählt, der es auf eine stattliche Spannweite von mehr als dreieinhalb Metern bringt.
Auhirsch und Hausen
Unter Wasser sieht die Bilanz nicht so rosig aus. War die Fischerei einst ein bedeutender Wirtschaftszweig, bestimmen heute die Energiequelle und die Wasserstraße den Wert des Stromes. Nur noch wenige Abschnitte sind naturbelassen. Dazu gehört die Hainburger Au, die einem Donaukraftwerk geopfert werden sollte. Ziviler Ungehorsam – tausende Aubesetzer trotzten im Dezember 1984 den Rodungsmaschinen – rettete eine der letzten freien Fließstrecken in Österreich. In einer Vitrine erinnert das Auhirsch-Kostüm daran, in dem damals der Publizist Günther Nenning medienwirksam Stimmung machte.
Durch Kraftwerke beschnitten wurde der Lebensraum des größten Süßwasserfisches der Welt, des Hausens. Von bis zu acht Meter langen Exemplaren berichtet die Historie. Der ausgestellte, 1905 gefangene Beluga-Stör beeindruckt mit stattlicher Größe. Der Wert seines Kaviars reichte aus, um sich heute eine Eigentumswohnung in Wien zu leisten. Das 1972 fertiggestellte Kraftwerk am berüchtigten Eisernen Tor beraubte den Jäger seiner Wanderung zu den Laichplätzen – und viele Menschen eines Stückes Heimat. Durch das Kraftwerk wurde der Wasserspiegel um 30 Meter angehoben, wodurch sich ein gewaltiger See bildete, in dem die Donauinsel Ada Kaleh verschwand. Ihre rund 1000, zumeist türkischen Bewohner, die von der Produktion von Tabak- und Süßwaren und von der Fischerei lebten, wurden abgesiedelt.
Anderes tauchte aus der Donau auf – wenn man danach suchte. Aus dem unweit der Schallaburg gelegenen Stift Melk stammt ein Kelch aus Donaugold. Auf edles Metall im Überfluss durften die Goldwäscher, die zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert am aktivsten waren, nicht hoffen.
Auf eine Tonne Sand und Gestein kamen zwischen 0,005 und 1 Gramm Gold. Insgesamt wurden nicht mehr als 20 Kilo Gold aus der Donau gewaschen.
Untergegangen ist eine jungsteinzeitliche Hochkultur, die sich an der Donau bei Belgrad entwickelt hatte und ihren Höhepunkt vor rund 7000 Jahren erlebte. Zu sehende Fundstücke der Vinca-Kultur weisen die Viehzüchter und Getreidebauern als Meister der Töpferkunst aus. Einiges deutet darauf hin, dass diese Menschen zu den ersten gehörten, die Kupfer gewannen und verarbeiteten.
Belgrad steht auch für die militärische Bedeutung, die der Donau im Laufe der Jahrhunderte beigemessen wurde. Die am römischen Limes gelegene, so oft umkämpfte Stadt ist eng mit Prinz Eugen von Savoyen verbunden, der das kriegerische Ringen zwischen Habsburgern und Osmanen 1717 mit der Belagerung und Einnahme Belgrads durch die kaiserlichen Truppen vorerst beendete – wovon noch heute das Volkslied vom edlen Ritter zeugt.
Gegen die Türken kamen auch Tschaiken zum Einsatz. Diese galeerenartigen Donaukriegsschiffe waren segel- und ruderbar. Die erste große Werft, die diese für die Streitkräfte herstellte, befand sich im 16. Jahrhundert in Gmunden. Früh waren auch schon Kelheimer unterwegs, große Zillen, die zum Beispiel Brennholz transportierten und mit bis zu 60 Pferden entlang der Treppelwege flussaufwärts gezogen wurden. Mit Ulmer Schachteln trieben deutsche Auswanderer bis in die von den Habsburgern eroberten Länder in Südosteuropa, die Donauschwaben.
Wien–Linz in 55 Stunden
Als verbindendes Element, als Wasserstraße, war die Donau vor allem durch die großen Flussregulierungen bedeutend, die sie durchgehend schiffbar machten. Gezeigt wird dazu etwa das Modell des Dampfers "Maria Anna", der sich 1837 erstmals von Wien nach Linz aufmachte – und für diese Fahrt gegen den Strom 55 Stunden benötigte. Flussabwärts ging es hingegen fast flott, in nur neun Stunden. Wer das Interesse an der Befahrung der Donau vertiefen möchte, dem sind Besuche in den Schifffahrtsmuseen in Spitz in der Wachau und in der Greinburg empfohlen.
Eine Schau, die sich vielseitig der Donau nähert, kommt an Johann Strauß und seinem Donauwalzer nicht vorbei. Dies geschieht in Form des Originaltextes von "An der schönen blauen Donau", wobei die Farbe durchaus in Frage gestellt werden darf. Georg Clam-Martinic, einer der Führer durch die Ausstellung, wohnt an der Donau und hat sie täglich im Blick. "Meist ist sie grün, bei Hochwasser braun, blau nur selten", sagt er.
Ausstellung: "Donau – Menschen, Schätze & Kulturen", Schallaburg, bis 8. November, Mo–Fr, 9–17 Uhr, Sa, So, Fr 9–18 Uhr; Eintritt: Erwachsene 11 Euro, Kinder & Jugendliche (6 bis 18 Jahre) 3,50 Euro, ermäßigt 10 Euro, Führung 3,50 Euro. schallaburg.at
Donau-Zahlen
- 2857 Kilometer legt die Donau von ihrer Quelle bis zur Mündung ins Schwarze Meer zurück.
- Zehn Länder haben Anteil am Fluss, der nach der Wolga der zweitlängste Europas ist: Deutschland, Österreich, Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien, Bulgarien, Rumänien, Moldawien, Ukraine.
- 326 Kilometer Länge misst die Donau in Österreich.
- 5800 Quadratkilometer nimmt das Donaudelta ein, Europas größtes Feuchtgebiet und Lebensraum für rund 5200 Tier- und Pflanzenarten.
Brigach und Breg
bringen die Donau zu weg, haben wir in der Schule einst gelernt
"Die Donau, Facetten eines europäischen Stromes."
So lautete die Oberösterreichische Landesausstellung 1994 in Engelhartszell. Damals eine sehr umfangreiche Ausstellung, speziell auf den Donaufluss in Österreich ausgerichtet.
Ich bzweifle stark, dass die Donau der einzige Fluss der Welt ist, der von der Mündung kilometriert ist. Auch der Inn hat z.B. seinenen Nullpunkt bei der Mündung in die Donau bei Passau
Sie zweifeln zurecht:
Wikipedia zur Kilometrierung bei Fließgewässern:
………… .. Sie werden auch als Stromkilometer bezeichnet. MEIST erfolgt die Kilometrierung FLUSSAUFWÄRTS, das heißt von der Mündung zur Quelle. Beispielsweise hat die Donaukilometrierung ihren Nullpunkt am Schwarzen Meer.
Eine Ausnahme bildet der Rhein, der mit Kilometer 0 in Konstanz beginnt.