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Als Symbol ist die Fahne unschlagbar

Von Peter Grubmüller, 25. Oktober 2019, 00:04 Uhr

Nationalfeiertag: Patriotismus, Identität, Bekenntnis? Warum Tausende am 26. Oktober die rot-weiß-rote Flagge hissen.

So friedlich die rot-weiß-roten Stoffbahnen am Nationalfeiertag im Wind tanzen, die Fahne hat ihren Ursprung im Kriegswesen. Die wissenschaftliche Beschäftigung damit heißt Vexillologie und geht auf die römische Bannerfahne, das Vexillium, zurück. Die älteste erhaltene Fahne datiert aus der Wende zum dritten vorchristlichen Jahrtausend. Sie stammt aus der ostpersischen Stadt Khabis und zeigt zwei Löwen mit einer Sonne. Löwe und Sonne bildeten das iranische Staatssymbol bis 1979, als die Islamische Republik eingeführt wurde, die sich 1980 ein neues, aus vier Mondsicheln und einem Schwert bestehendes Wappen gab.

Stärkung der Identität

"Die Fahne steht für die Einheit einer bestimmten sozialen oder politischen Identität: für eine Zunft, einen Verein, eine militärische oder anders geartete Verbindung und letztlich – was am Nationalfeiertag schlagend wird – für den Staat", sagt Michael John, Historiker und stellvertretender Vorstand des Instituts für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Linzer Johannes Kepler Universität. John: "Nach 1945 wurden große Bemühungen unternommen, die österreichische Identität zu stärken. Nicht zuletzt mit diesem Nationalfeiertag. Der Fahnennationalismus ist in Österreich trotzdem relativ schwach ausgebildet. Verglichen mit der Türkei oder den USA sind Österreicher bei Fahnen ziemlich zurückhaltend."

Ausgeprägter Nationalstolz und Patriotismus seien zwar spürbar, "aber diese neue Republik, die es von 1918 bis 1938 gab und von 1945 bis in die Gegenwart gibt, ist relativ jung", sagt John. Ein hoher Anteil der Bevölkerung fühle sich in erster Linie einer deutschsprachigen Kultur verbunden, "was dazu geführt hat, dass die österreichische Identität nicht so stark ausgeprägt ist." John: "Parallel dazu haben sich eine europäische Identität und anders gelagerte Mehrfach-Identitäten entwickelt. Man muss bedenken, dass 20 Prozent der Bevölkerung migrantischen Hintergrund haben." Unter "Patchwork-Identität" fasst John auch jene zusammen, die in der Pension den Sommer auf Mittelmeer-Inseln verbringen, aber überzeugte Österreicher bleiben. Es komme vor, dass so jemand auch am Adria-Strand die rot-weiß-rote Flagge hisse. Ob Migration, sich wandelnde Lebensmodelle oder Digitalisierung – das analoge Konzept der Fahne bleibe in seiner optischen Symbolkraft unschlagbar.

Provokation durch Fahnen

Sich als Österreicher zu fühlen, ist das eine – Flagge zu zeigen, das andere. Dieses alte nautische Kenntlichmachen, unter welcher Flagge ein Schiff fährt, setze eine besondere Hinwendung voraus, sagt John: "So jemand spürt eine Mission in sich, außer es handelt sich um ein Kind oder um Personen, die nicht begreifen, was sie tun."

Die starke Signalwirkung von Flaggen führe nicht zuletzt zu Konflikten. So erinnert sich John an den Fall eines Kommunisten im Salzkammergut, der am Nationalfeiertag eine einfärbig rote Fahne aufhängte. Sein Nachbar hisste jedes Jahr die österreichische. John: "Eines Tages kam der Kommunist nach Hause, seine rote Fahne war weg, und auch bei ihm hing eine rot-weiß-rote – da hatte sich jemand provoziert gefühlt."

Dementsprechend wuchtig sei die Protestmaßnahme der Flaggenverbrennung, die per se nicht verboten ist. Der Oberste Gerichtshof bestätigte das Recht auf Flaggenverbrennung im Zuge politischer Kundgebungen. John: "In Linz gab es 1970 eine Demonstration gegen den Vietnamkrieg und gegen die Tatsache, dass Studenten in den USA von der Nationalgarde erschossen wurden. Damals wurde die US-Flagge verbrannt – und Persönlichkeiten, wie der damalige JKU-Rektor Rudolf Strasser, haben sich mit den Protestierenden solidarisiert."

Das Fahnenschwenken als Ausdruck der Begeisterung für Sport komme spielerisch daher. Jeder kennt das Flaggenmeer aus Kitzbühel oder bei wichtigen Spielen des Fußball-Nationalteams. Das sind Momente feierlicher Gemeinsamkeit. Identität ist etwas anderes.

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Autor
Peter Grubmüller
Ressortleiter Kultur
Peter Grubmüller

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2  Kommentare
2  Kommentare
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honguito (344 Kommentare)
am 27.10.2019 09:45

Ich mag Fahnen (und Hymnen) gar nicht. Sie trennen die Menschen anstatt sie zu verbinden.

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essbesteck (6.034 Kommentare)
am 25.10.2019 08:21

ja, als symbol unschlagbar - innerhalb der "aktionszeiträumen".
ausserhalb gilt als
symbol der nazis.

hier sollte man etwas unternehmen, nicht wahr?

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