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Eike Baum: „Ein Drittel des Preisgeldes bekommt mein Zahnarzt!“

Von Silvia Nagl, 15. Februar 2011, 00:04 Uhr
„Ein Drittel des Preisgeldes bekommt mein Zahnarzt!“
Solange mich jemand engagiert und mir die Rolle gefällt, werde ich spielen.

Morgen ist Preisverleihung: Die Schauspielerin Eike Baum erhält den Bühnenkunstpreis 2010 des Landes Oberösterreich (7000 Euro), der Kultur-verein Musentempel bekommt den Anerkennungspreis (3500 Euro). Eike Baum im OÖN-Interview.

OÖN: Was bedeutet der Preis für Sie?

Baum: Eine große Freude! Und auch eine Art Genugtuung, wenn ich an meine Konservatoriumszeit zurückdenke, in der mitunter von weit her geholte junge Männer mir als ältere Schauspielerin gaaaanz Neues über das Schauspielern erzählt haben. Und auch deshalb, weil es zeigt, dass man auch in der freien Szene gut ankommen kann.

OÖN: Sie hatten keine Probleme, vom Landestheater in die freie Szene zu wechseln?

Baum: Nein. Es ist sogar sehr angenehm, mit ehemaligen Schülern wie Rudi Müllehner von der bühne04 oder Andreas Baumgartner vom Theater des Kindes zu arbeiten. Nur die Souffleuse geht mir ab! Ich war es gewohnt, bei den Proben von der Souffleuse unterstützt zu werden.

OÖN: Bei einer Aufführung haben Sie nie eine Souffleuse gebracht?

Baum: Doch, einmal – beim Musical „Linie1“: Da hat sich eine Zahnplombe selbstständig gemacht und ist im Mund herumgewandert. Da hab ich zu stocken begonnen....

OÖN: Was war dann mit der Plombe?

Baum: Die ist wieder zurückgewandert, und ich hab’ sie mit der Zunge hineingedrückt!

OÖN: Sie haben drei Söhne. Wie konnten Sie Beruf und Familie vereinbaren?

Baum: Weil mich mein Mann (der Schauspieler Herbert Baum, Anm.) toll unterstützt hat. Er hat damals, als die Kinder noch klein waren, als Lehrer gearbeitet. Ich war vormittags daheim, habe vorgekocht. Er ist mittags heimgekommen, und ich bin zur Probe gefahren. Wir haben einander in jungen Jahren am Reinhardt-Seminar in Wien kennengelernt. Und schnell ist es gegangen, war ich auch schon schwanger! Wir sind nach Linz zurück, wo mein Mann ja vorher Lehrer war. Er hat sich ein Freijahr genommen, um Opernregie in Wien zu studieren. Andy ist 1957 geboren, Thomas 1958 und Martin 1963.

OÖN: Und alle drei haben das Künstler-Gen vererbt bekommen...

Baum: Andy ist Musiker, lebt in Wien. Thomas ist Autor und lebt in Puchenau. Martin ist Regisseur und Schauspieler am Theater Bremen. Auch meine sechs Enkelkinder zeigen schon künstlerisches Interesse.

OÖN: Welchen Stellenwert hatte Kunst bei Ihnen daheim?

Baum: Die Familie meines Mannes ist musikalisch angehaucht, unsere Söhne mussten Klavier lernen.

OÖN: Ihre erste Rolle?

Baum: 1961 im Kellertheater Linz, da hat der damalige OÖN-Theaterkritiker Josef Laßl geschrieben: „Zwei Einakter für Eike Baum...“ – danach habe ich 1962 zum Landestheater gewechselt, wo ich bis zu meiner Pensionierung zirka 65 Rollen gespielt habe. Ich habe aber nie ein fixes Engagement gehabt, sondern immer nur Stückverträge. Und nebenbei habe ich Sprecherziehung unterrichtet.

OÖN: Das Wort Ruhestand gibt es für Sie nicht?

Baum: Das ist schwer vorstellbar! Solange mich jemand engagiert und mir die Rolle gefällt, werde ich spielen. Es gibt auch schon für heuer Pläne, aber die darf ich noch nicht verraten!

OÖN: Sie haben eher zeitgenösssiche Autoren und nicht die großen Klassiker gespielt. Liegt Ihnen das mehr?

Baum: Ja, weil ich bin der Typ proletarische Schauspielerin. Und ich hab’ auch immer hart gearbeitet an jeder Rolle, habe mir nie leicht getan mit dem Auswendiglernen. Ich habe, als die Kinder noch klein waren, die Textzettel während der Hausarbeit in der ganzen Wohnung verteilt, um ständig lernen zu können.

OÖN: An welche Rollen erinnern Sie sich spontan?

Baum: Sofort fällt mir ein, dass ich zweimal mit einer Klomuschel aufgetreten bin: bei den „Präsidentinnen“ von Schwab. Und bei Achternbuschs „Susn“, da bin ich 20 Minuten auf dem Klo mit einer Schnapsflasche in der Hand gesessen. Jedes Mal, wenn der Vorhang aufgegangen ist, hat mich ein eisiger Atem aus dem Zuseherraum angeweht. Davor hab’ ich mich jedes Mal gefürchtet.

OÖN: Gehen Sie selbst auch öfters ins Theater?

Baum: Nicht so oft. Ich ärgere mich auch sehr, weil ich finde, dass nicht mehr an der Bühnensprache gearbeitet wird. Ich verstehe akustisch vieles nicht.

OÖN: Was machen Sie mit dem Preisgeld?

Baum: Ein Drittel bekommt mein Zahnarzt. Den Rest bekommen meine Söhne und Enkelkinder.

 

Zur Person Eike Baum

* 1935 in Inn bei Eferding. Schulbesuch in Eferding, Gmunden, Wien, Schauspielausbildung am Reinhardt-Seminar Wien. 1961 erste Auftritte im Linzer Kellertheater, seit 1962 am Landestheater Linz. Lehrbeauftragte für Sprecherziehung an PädAK Linz, für Sprecherziehung und Dramatischen Unterricht am Bruckner-Konservatorium Linz 1989-2000. Seit 2001 in Pension, arbeitet bei freien Gruppen wie bühne04, im Theater des Kindes usw.

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3  Kommentare
3  Kommentare
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( Kommentare)
am 16.02.2011 19:30

So eine Überraschung wenn man aus heiterem Himmel auf die Idee kommt, Eike Baum zu gugeln. Und da kriegt sie gerade einen tollen Preis! (Auch ich brauche einen für meinen Zahnarzt.) Jedenfalls gratuliere ich Dir aus sehr weiter Ferne ganz herzlich und wünsche Dir weiterhin viel Erfolg.
Falls dieses intelligente Kommentar an Dich weitergeleitet wird, eine Frage: Hast Du e-mail?
Gitta aus USA. (mgratzl@nc.rr.com)

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eikebaum (1 Kommentare)
am 17.04.2011 23:53

Liebe Gitta !
Wirklich durch einen Zufall bin ich auf Deinen herrlichen 'Gruß aus der Vergangenheit' gestoßen, und habe natürlich sofort Eike davon informiert- und jetzt lasse ich Eike selbst zu Wort kommen:
"Hallo, Gitta ! Das gibt's ja gar nicht, daß Du in den USA mich 'entgooglet ' hast !!
Ich freue mich über Deine Grüße und Glückwünsche riesig !
Und da bedanke ich mich zuerst einmal ganz, ganz herzlich dafür
und kann aber auch gleich mein schlechtes Gewissen loswerden und mich daür entschuldigen,daß ich Dir so lange nicht geschrieben habe. Aber man soll's nicht glauben: Mein köstliches Dasein ist immer noch sehr dicht: In den letzten drei Jahren habe ich drei große, schöne - aber auch, bes. die letzte - sehr schwere Rollen gespielt - neben Haushalt usw. Aber jetzt kann ich Dir's ja fast unmittelbar sagen, wie gern ich immer wieder einmal auch an unsere gemeinsame 'Vergangenheit' denke !

Mit allen lieben Grüßen und Wünschen -
Eike und Herbert

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( Kommentare)
am 15.02.2011 11:11

Ahh die liebe Eike! Wenn je jemand diesen Preis verdient hat, dann sie, ich gehe immer wieder gerne zu ihren Vorstellungen.
Das sie so viel Geld ihrem Zahnarzt geben will finde ich lustig, kann ich aber auch gut verstehen, es ist so schwer einen Zahnarzt zu finden, dem man voll vertrauen kann und der auch professionell arbeitet, ich persönlich hatte auch großes Glück meinen Zahnarzt zu finden, den Dr. Bernhart in Wien.

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