Drunter schau i unter Betten...
Theater: „Grillenparz“ von Thomas Arzt (Uraufführung 13. 4., Schauspielhaus Wien) OÖN Bewertung: Vor der Außenfassade des Rustikalpalastes (Ausstattung: Jessica Rockstroh) nehmen sie Aufstellung: die Personalchefin Hirsch (Barbara Horvath), der ...
Theater: „Grillenparz“ von Thomas Arzt (Uraufführung 13. 4., Schauspielhaus Wien)
OÖN Bewertung:
Vor der Außenfassade des Rustikalpalastes (Ausstattung: Jessica Rockstroh) nehmen sie Aufstellung: die Personalchefin Hirsch (Barbara Horvath), der Betriebsrat Stieringer (Thiemo Strutzenberger), die „mittlere Angestellte“ Lieselotte Kupferkandl (Veronika Glatzner), „Bambi“ genannt, der Buchhalter „Winni“ (Vincent Glander), dann noch Flora (Franziska Hackl), eine Arbeiterin aus der Verpackungsabteilung, und schließlich ein ominöser Jäger (Max Mayer), dessen Outfit (Kostüme: Marie Lotta Roth) darauf schließen lässt, dass er vor kurzem einem Erdgrab entstiegen ist. Zweck der Zusammenkunft: Hier am Grillenparz (ein Gruß des aus Schlierbach stammenden Dramatikers an seine Heimat), dem Hügel vor der Stadt, findet die alljährliche Firmenfeier statt. Saufen bis zur Bewusstlosigkeit. In Gstanzlform wird berichtet, was da so der Brauch ist: „Obmstehiaufdahä, obischauiüberslaund, drunterschauiuntabettn, weggaschauiwaunswostinkt“.
Famoses Ensemble
Der junge Autor Thomas Arzt wirft einen bitterbösen Blick auf das Hin- und Wegschauen, auf Machtstrukturen und Entgleisungen. Die junge, aus Tirol stammende Regisseurin Nora Schlocker verengt den Spielraum, rhythmisiert und stilisiert, dass es eine Freude ist, und holt mit einem famosen Ensemble den textlichen Aberwitz von zwischen den Zeilen an die szenische Oberfläche.
Nach einer guten halben Stunde setzt sie das Publikum auf die Bühne. Hautnah dabei, erfahren wir von der vorjährigen Vergewaltigung Floras, die daraufhin den Fischer ertränkt hat. „Ikennaplatzl dorinntimbachaldrin amandlmülch“, heißt’s im Gstanzl. Mit dieser Produktion haben wir wieder einmal erfahren, dass das Schauspielhaus Wien die allererste Adresse für zeitgenössisches Theater ist. Und die Namen Thomas Arzt und Nora Schlocker (beide Jahrgang 1983) sind ganz große Versprechen. (rr)
Info: Schauspielhaus Wien. 23., 28. April, 4. und 6. Mai. Karten: 01 317 01 01-18. www.schauspielhaus.at