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"Wir haben gegenüber Vorarlberg sehr stark aufgeholt"

14. Juli 2018, 00:04 Uhr
"Wir haben gegenüber Vorarlberg sehr stark aufgeholt"
Rudolf Kolbe Bild: Weihbold

LINZ. Im Interview: Rudolf Kolbe – der neue und alte Präsident der Architekten und Ingenieure in Oberösterreich.

Rudolf Kolbe ist seit 2006 Präsident der Ziviltechnikerkammer für Oberösterreich und Salzburg. Ende Juni wurde er für vier weitere Jahre gewählt. Der Schwertberger Vermessungstechniker im Gespräch über den Mangel an Mitarbeitern, Digitalisierung und Hochhäuser in Linz.

 

OÖN: Sie sind der längstdienende Präsident der Kammer. Treten Sie 2022 gar nochmal an?

Rudolf Kolbe: Das war mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die letzte Wahl, der ich mich gestellt habe. In vier Jahren bin ich fast 65. Da werde ich es mir verdient haben, etwas ruhiger zu sein.

Früher war es Usus, dass sich Architekten und Ingenieure als Präsidenten abwechseln. Wie haben Sie es als Ingenieur geschafft, so lange zu bleiben?

Ich glaube, dass ich sehr viel Vertrauen gewonnen habe, weil ich versuche, beide Sektionen gleich gut zu vertreten. Wir sind nicht zwei verschiedene Berufsgruppen. Uns eint vieles, von der Ausbildung bis zur Stellung als Freiberufler. Man könnte eher sagen, dass wir 80 verschiedene Berufe haben – vom Geometer über den Bauingenieur bis zum Forstwirt. Das sind alles Ingenieurkonsulenten. Bei den Architekten gibt es Spezialisten für Wohnbau, Brücken oder Sprungschanzen.

Ihre Netzwerker-Qualitäten sind gefragt, heißt es.

Wenn man so lange in einer Position ist, verliert man zwar über die Zeit seinen jugendlichen Elan, aber man kann sich ein Netzwerk aufbauen. Das hat den Vorteil, leichter einen Termin zu bekommen. Man hört auf mich eher, wenn ich etwas sage.

Wir haben Hochkonjunktur. Geht es auch den Architekten und Ingenieuren gut?

Ja, es geht uns wesentlich besser als bis vor etwa einem Jahr. Es ist viel zu tun. Wir kämpfen nicht mehr mit dem Mangel an Aufträgen, sondern massiv mit dem Mangel an Mitarbeitern.

Wie prekär ist die Lage?

Es gibt kaum ausgebildete Techniker, egal in welcher Qualifikationsstufe. Nicht nur Diplomingenieure fehlen, auch HTL-Absolventen, Bachelors oder Lehrlinge. Ich selbst suche seit einem halben Jahr Leute und habe so gut wie keine Bewerbungen. Aus dem Inland sowieso nicht, dafür aus Ländern wie Mazedonien und Montenegro.

Wie ist das Problem zu lösen?

Es braucht ein viel größeres Umdenken. Kindergartenkindern sollte von ihren Eltern nicht vermittelt werden, dass Mathematik etwas Kompliziertes und Schweres ist. Es gibt schon Initiativen, etwa für Mädchen in der Technik. Es braucht aber mehr. Und die Politik ist in Sachen Qualifikation natürlich gefordert.

Wie wirkt die Digitalisierung?

Wir verlieren keine Arbeitsplätze wegen der Digitalisierung selbst. Wir verlieren sie, weil wir sie nicht besetzen können. Denn das führt zu verstärkter Anwendung von Automatisierung und Künstlicher Intelligenz.

Wie steht es um Architektur und formschönes Bauen in Oberösterreich? Haben wir gegenüber dem Musterland Vorarlberg aufgeholt?

Ich glaube, dass wir in den vergangenen Jahren gegenüber Vorarlberg sehr stark aufgeholt haben. Es gibt viele gute, innovative Kollegen und wunderbare Planungen – etwa bei Großprojekten in Linz. Natürlich gehen die Meinungen immer auseinander. Wenn man durchs Land fährt, sieht man jedenfalls nicht nur 08/15-Projekte, sondern ansprechende Einfamilienhäuser und landwirtschaftliche Projekte. Architektur hat einen höheren Stellenwert bekommen.

Hat sich bei der überregionalen Raumordnung und beim Zurückdrängen von Zersiedelung und Flächenverbrauch schon etwas getan?

Man ist immer auf dem Weg. Es ist viel passiert, etwa die vielen interkommunalen Betriebsbaugebiete. Wohnbauten entstehen nicht mehr in jedem Eck. Es gibt aber noch Sündenfälle aus der Vergangenheit, bei denen es Mut braucht, sie wegzuräumen. Bei manchen Widmungen fragen sich die Leute: Um Gottes Willen, wie konnte das passieren, dass man dort etwas bauen darf? Eine Rückwidmung muss man auch lokalpolitisch durchstehen können.

In Linz wird viel über den Bau von Hochhäusern diskutiert. Wildwuchs und hochpreisige Wohnungen werden kritisiert.

Ich glaube, dass man in der Landeshauptstadt eine gewisse Verdichtung in Form höherer Bauten zulassen und vorantreiben sollte. Zu den Bedenken, dass nur Investoren der Boden bereitet wird: Hier muss man natürlich aufpassen. Ich habe das Gefühl, dass das den Verantwortlichen bewusst ist. Es gibt Bestrebungen, keinen Wildwuchs entstehen zu lassen. Aber man kann es nicht jedermann recht machen.

 

Zur Person

Rudolf Kolbe ist 60 Jahre alt und verheirateter Vater einer Tochter. Von 2002 bis 2006 war er Vorsitzender der Sektion Ingenieurkonsulenten im Bund. Seit 2006 ist er Präsident der Kammer der Architekten und Ingenieure für Oberösterreich und Salzburg. Auf EU-Ebene agiert Kolbe seit fünf Jahren als Präsident des Rates der freien Berufe. Und er ist einer von zwölf österreichischen Mandataren im sozialpartnerschaftlichen Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss. Dementsprechend ist Kolbe auch viel in Brüssel. In Schwertberg hat er eine Vermessungsfirma. Kolbes Hobbys: Fischen, Reisen, Sprachen

 

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1  Kommentar
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seppmueller (45 Kommentare)
am 14.07.2018 10:49

ein Wunschdenken des Präsidenten der Ziviltechniker -
Oberösterreich liegt in vielen Bereichen so auch in der Architektur und Auftragskultur noch sehr weit hinter Vorarlberg - in der Raumplanung hat sich die letzten 10 Jahre in OÖ überhaupt nichts verändert - Wildwuchs so weit das Auge reicht - Zersiedelung und Versiegelung des Landes - falsch aufgesetzte Raumplanung (keine Verbesserung durch die interkommunalen Baugebiete) keine Stadtplanungen in Linz, Wels und Steyr, unnötige Hochhausdiskussiionen uvm.
Das Potential der Architekturbüros wird nicht genützt - außer Wohnbau, Brücken und Sprungschanzen realisieren und können die OÖArchitekten viel viel mehr.........

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