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"Ich bin jemand, der gerne Geld ausgibt"

Von Susanne Dickstein, 10. Mai 2019, 00:04 Uhr
"Ich bin jemand, der gerne Geld ausgibt"
Verena Trenkwalder ist Präsidentin der Kammer der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer in Oberösterreich. Bild: Volker Weihbold

Verena Trenkwalder, Oberösterreich-Präsidentin der Steuerberater, über die Steuermoral der Österreicher und den Wildwuchs im heimischen Steuersystem. Immobilien sind die bevorzugte Geldanlage von Verena Trenkwalder.

Die Steuerreform ist beschlossen. Werden die Steuerzahler die Entlastung spüren?

Trenkwalder: Im ersten Schritt werden sie es natürlich spüren. Bei den niedrigen Einkommen kommt eine Senkung der Sozialversicherungsbeiträge, und die unteren Tarifstufen werden schrittweise gesenkt. Das war aber erstens lange überfällig. Zweitens muss auch in den höheren Tarifstufen abgesenkt werden, der prohibitive Steuersatz von 55 Prozent muss weg. Und drittens ist schade, dass die Valorisierung und Inflationsanpassung wieder verschoben wurde. Letztlich ist der Effekt nach ein paar Jahren wieder weg, ohne dass man es merkt.

Wie ist es um die Steuermoral der Österreicher bestellt?

Ich denke, dass sie generell hoch ist. Im Privatbereich gibt es einiges, das nach wie vor schwarz läuft. Das ist ein Faktum. Privat jemanden anzustellen, ist aber für Otto Normalverbraucher auch praktisch unfinanzierbar. Der Dienstleistungsscheck war von Anfang an eine Totgeburt: Man müsste pauschal leistbare Abgaben leisten und die Nichtabzugsfähigkeit im Privatbereich berücksichtigen. Das Dazuverdienen wird noch immer so pönalisiert, dass es für viele, wie zum Beispiel Studenten und Pensionisten, uninteressant ist, weil sie Begünstigungen verlieren.

Ist unser Steuersystem zu kompliziert?

Ja , weil es sehr alt ist. Da herrscht so ein Wildwuchs, weil Forderungen von der EU und der OECD immer wieder ergänzt werden. Bei Einzelmissbräuchen wird sofort mit der Gesetzgeberkeule draufgeschlagen. Das versteht kaum jemand mehr, geschweige denn, dass es sich administrieren lässt. An manchen Sachen scheitern Fachleute.

Wie sieht es im Unternehmensbereich aus: Sind Panama Papers & Co nur die Spitze des Eisbergs?

Das denke ich nicht. Das Einzige, bei dem Österreicher im größeren Stil dabei waren, sind die liechtensteinischen Stiftungen. Da wollte – meiner Meinung nach – der Großteil nicht Steuern hinterziehen, sondern ist davon ausgegangen, dass die Stiftungen in Österreich und Liechtenstein gleich behandelt werden. Das war für die durchschnittlichen Stifter meines Erachtens nicht erkennbar.

Zahlen Sie gerne Steuern?

Das tut wahrscheinlich keiner. Aber ich sehe es positiv: Wenn man etwas verdient, muss man Steuern zahlen. Das Steuerzahlen ist einfach notwendig, damit unser Sozialstaat funktioniert. Manchmal würde ich mir eine etwas sorgfältigere Mittelverwendung wünschen.

Wie lässt sich die Geldanlage steuerlich optimieren?

Da geht nicht viel. Ich halte den KESt-Abzug aber für ein sehr gutes System, weil der Einzelne von allen administrativen Aufgaben entlastet ist. Der Bereich Börse ist nach wie vor ein Trauerspiel. Da war die Steuerpflicht auf Veräußerungsgewinne nicht unbedingt förderlich. In der derzeitigen Situation mit Nullzinsniveau ist Veranlagen in Summe sehr schwer geworden. Um überhaupt die Inflation zu verdienen, sind Sparer bereits in einem Bereich mit erhöhtem Risiko. Das ist frustrierend. Auch die Pensionskassen kämpfen massiv: Was man dort veranlagt, wird eigentlich von Jahr zu Jahr weniger.

Wie legen Sie Ihr Geld an?

Sehr konservativ. Ich habe mir eine Wohnung und einen Zweitwohnsitz gekauft. Aus meiner Sicht sind Immobilien eine der sichereren Geldanlagen. Außerdem bin ich jemand, der Geld sehr gerne ausgibt.

Und wofür?

Für alles: Reisen, Kunst, Wohnen, Kleidung. Ich arbeite dafür, dass ich mir auch etwas leisten kann. Und ich habe einen teuren Sohn, der gerade seine Schulausbildung im Ausland macht.

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Autorin
Susanne Dickstein
Chefredakteurin
Susanne Dickstein

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7  Kommentare
7  Kommentare
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filibustern (627 Kommentare)
am 10.05.2019 15:13

Die Rechtschreibung an sich, vor allem die Deutsche, ist ein ganz schöner Hund. Der Titel lautet: "Acht fragen zu Geld, Veranlagung und Vermögen". So wie es da steht, bedeutet es nun eigentlich, dass 8 Personen Fragen zu dem Thema stellen, was aber offenbar nicht der Fall ist. Sollte es sich allerdings um 8 Fragen zu Geld, Veranlagung usw. handeln, müsste man das Verb durch ein Substantiv ersetzen. Dann wird die Sache auch gleich klarer. Und ein kleiner Redaktionsaspirant ist den Tränen schon wieder ein wenig näher, weil ein Fehler in einem Titel ist ein NoGo - jedenfalls in früheren Zeiten war das so. Da wurden Zeitungsartikel noch von Leuten verfasst, die ihrer Muttersprache mächtig waren grinsen)

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mitreden (28.669 Kommentare)
am 11.05.2019 09:14

Manche Schreiberlinge werden wohl ewig Redaktörlehrlinge bleiben.
Aber es kann noch so oft darauf hingewiesen werden, die OÖN sind resistent auch gegen berechtigte Kritik.

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mitreden (28.669 Kommentare)
am 10.05.2019 10:14

Schön für sie. Wohnungen kaufen und dann teuerst vermieten oder leerstehen lassen. Kein Wunder, dass sich kaum mehr das Wohnen leisten kann.

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Gugelbua (31.937 Kommentare)
am 10.05.2019 10:10

Nach Golde drängt,
Am Golde hängt
Doch alles. Ach wir Armen!
Goethe

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haspe1 (23.645 Kommentare)
am 10.05.2019 08:15

Ich teile alle Aussagen von Frau Trenkwalder bis auf folgende: "der prohibitive Steuersatz von 55 Prozent muss weg."

Da bin ich anderer Ansicht. Der Steuersatz von 55% tritt erst ab einem Einkommen von 1 Mio. Euro pro Jahr in Kraft und zwar nur für den Anteil, der darüber liegt. Es trifft nur sehr wenige und es trifft sicher keine Armen.

Und jene, die über 1 Mio. Euro pro Jahr verdienen, sind meist Chefs börsennotierter Firmen, die zu verantworten haben, dass ihre schlechtest verdienenden Mitarbeiter nur ca. 1/40 ihres eigenen Einkommens bezahlt bekommen und vom Gesamt-Einkommen daher mehr Prozent an das Finanzamt abliefern müssen, als sie selbst (die Wenig-Verdiener müssen ja ihr ganzes Geld für die notwendigen Dinge ausgeben und können gar nichts sparen, die Viel-Verdiener können fast ihr ganzes Einkommen auf die hohe Kante legen).

Somit ist dieser Steuersatz von 55% ein Signal, dass Einkommen leider nicht ganz zu recht sehr ungleich verteilt sind und soll bleiben.

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haspe1 (23.645 Kommentare)
am 10.05.2019 08:19

Frau Trenkwalder weiß als Steuer-Fachfrau sicher ganz genau, dass es in den USA mal einen Grenz-Steuersatz von 90% ! gab, da sind wir mit unseren "prohibitiven" 55% weit weg und rechnen kann Frau Trenkwalder sicher auch gut, da wird sie ausrechnen können, dass der Unterschied in der relativen Steuerlast eines Super-Verdieners, der 1,2 Mio. Euro pro Jahr verdient, gar nicht so hoch ist, wenn man einen Spitzensteuersatz von 50% und von 55% ab 1 Mio. Euro vergleicht. Wenn Frau Trenkwalder hier Handlungsbedarf sieht, dann haut sie sich ins Zeug für die paar Hand voll Personen, die mehrere Mio. Euro im Jahr verdienen.

Der Aufwand wäre besser betrieben für alle, die an der Börse investieren, damit die Kursgewinnsteuer nach einer bestimmten Haltefrist wieder entfällt oder reduziert wird. Das trifft nämlich auch "Klein-Aktionäre" voll!

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FuerGerechtigkeit (1.462 Kommentare)
am 10.05.2019 10:02

O doch, der Hohe Steuersatz muss weg, 55% sind eindeutig zu viel.

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