Fusion unter Auflagen: Miba und Zollern verschmelzen zu Gleitlager-Spezialisten
LAAKIRCHEN / BERLIN. Deutschlands Wirtschaftsminister Peter Altmaier überstimmte seine Kartellbehörden.
Mehr als ein Jahr zog sich die Causa hin, seit gestern, Montag, gibt es grünes Licht: Der Leitbetrieb Miba aus Laakirchen darf seinen Gleitlager-Bereich unter Auflagen mit dem deutschen Mittelständler Zollern aus Baden-Württemberg zusammenlegen. Das hat der deutsche Wirtschaftsminister Peter Altmaier entschieden. Ein Unternehmen mit 1800 Mitarbeitern und 300 Millionen Euro Umsatz soll entstehen. Die übrigen Geschäftsfelder der Miba sind nicht betroffen.
Altmaier machte bei seinem Entschluss von einer selten genutzten Regelung Gebrauch: Die Ministererlaubnis ermöglicht es in Deutschland seit 1973, Entscheidungen des Bundeskartellamts aufzuheben. Getan wird das nicht oft, und auch die Erfolgschancen sind gering. Von 23 Anträgen auf Ministererlaubnis seien neun erteilt worden, teilte das deutsche Wirtschaftsministerium mit.
Video: Ministerentscheid ebnet Miba den Weg:
"Interesse der Allgemeinheit"
Dass Miba und Zollern nun fusionieren dürfen, begründet Altmaier mit "einem überragenden Interesse der Allgemeinheit und dem Erhalt eines wettbewerbsfähigen Mittelstands". Die Erlaubnis sei im konkreten Fall bedeutsam, um die Energiewende und umweltpolitische Ziele zu erreichen. Gleitlager würden bei Windkraftanlagen, Gasturbinen, Biogasanlagen, Blockheizkraftwerken und sauberen Schiffsmotoren benötigt.
"Grundsätzlich positiv" sieht die Miba Altmaiers Entschluss. Die Entscheidung zeige, wie sich mittelständische europäische Unternehmen im globalen Wettbewerbsumfeld behaupten können, wenn sie ihre Kräfte bündelten.
Die Genehmigung ist aber an Auflagen gebunden: Das Gemeinschaftsunternehmen muss mindestens fünf Jahre betrieben werden, und Miba und Zollern müssen in dieser Zeit 50 Millionen Euro hineinpumpen. Die Investitionsverpflichtung sei "eine sehr harte Auflage", sagt Miba-Chef F. Peter Mitterbauer. Man prüfe mit Zollern nun Details, um das sinnvoll verwirklichen zu können.
Mehrere Rückschläge
Wie berichtet, soll Miba am neuen Unternehmen 74,9 Prozent halten, Zollern den Rest. Die Gleitlager, die bei Miba etwa ein Viertel des Umsatzes von 985 Millionen Euro ausmachen, werden bei Großmotoren in Schiffen oder Lokomotiven verwendet. Miba und Zollern wollen sich mit der Fusion gegen Konkurrenz aus Asien stemmen.
Erste Pläne hatte die Miba bereits im Juni 2018 bekannt gegeben. Ein herber Rückschlag folgte heuer zu Jahresbeginn: Das deutsche Kartellamt legte ein Veto ein. Beide Unternehmen seien bei Gleitlagern "sehr stark aufgestellt", so die Begründung. Durch eine Fusion fehle eine Alternative auf dem Markt. Im April brachte die deutsche Monopolkommission ein ähnliches Argument vor. Miba und Zollern legten Berufung ein und hofften auf die Ministererlaubnis – mit Erfolg.
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