"Energielos" zur Bronzemedaille
SEEFELD. Damen-Skispringen: Unverhofft kommt oft. Daniela Iraschko-Stolz hatte nach dem ersten Durchgang Edelmetall bereits abgeschrieben, dann wuchs die Steirerin über sich hinaus.
Der von einer Doping-Razzia überschattete gestrige Nordische WM-Tag endete zumindest aus sportlicher Sicht erfreulich für Österreich. Daniela Iraschko-Stolz eroberte beim Damen-Skispringen von der Normalschanze in Seefeld die fünfte Medaille für Rot-weiß-rot bei diesen Titelkämpfen. Bronze glänzt für die Steirerin nach einem verkorksten ersten Durchgang fast wie Gold. "Heute hatte ich das ganze Glück auf meiner Seite. Es ist unglaublich. Ich war so antriebs- und energielos gewesen. Aber im Finale habe ich gespürt, warum Skispringen so lässig ist. Der Stellenwert dieser Medaille ist sehr hoch", sagte Iraschko-Stolz, die das Feld mit einem "Flug" auf 105,5 Meter von hinten aufgerollt hatte. Zur Halbzeit war die 35-Jährige "nur" Achte gewesen.
An zwei Damen führte freilich kein Weg vorbei: Die goldene Weltcup-Dominatorin Maren Lundby aus Norwegen und die versilberte Deutsche Katharina Althaus, die sich nur um einen halben Punkt geschlagen geben musste, waren eine Klasse für sich. "Ich bin so glücklich, weil ich mir selbst sehr viel Druck gemacht hatte. Ich wollte diese Goldmedaille unbedingt", betonte Lundby. Die nervenstarke 24-Jährige hatte sich schon 2018 in Pyeongchang zur Olympiasiegerin gekrönt.
Stark präsentierte sich auch Eva Pinkelnig, die sich als Fünfte gemeinsam mit Iraschko-Stolz für den Mixed-Bewerb am Samstag (16 Uhr) qualifiziert hat. Die Kärntnerin trennten 5,8 Punkte von Bronze. "Ich bin sehr zufrieden, nur beim zweiten Sprung hat die Landung nicht ganz gepasst. Da habe ich gewusst, dass es wahrscheinlich nicht für eine Medaille reichen würde", erläuterte die 30-jährige Vorarlbergerin.
Jacqueline Seifriedsberger (SC Waldzell) schloss den Einzelbewerb auf Position 16 ab. "Ich muss das positiv sehen. Es war ganz okay, aber mehr habe ich im Moment nicht drauf", sagte die 28-jährige Schildornerin, die von der Atmosphäre im Stadion begeistert war: "Ich habe die Stimmung genossen, es macht viel Spaß." Chiara Hölzl war mit sich überhaupt nicht zufrieden, die 21-jährige Salzburgerin blieb als 26. unter den Erwartungen.
Sie lässt sich nicht unterkriegen
Iraschko-Stolz hat sich hingegen wieder einmal selbst übertroffen. Ein Sturz in Lillehammer, eine leichte Erkrankung in Japan, Knieprobleme in Rasnov und schließlich eine Lungenentzündung mit Antibiotika-Einnahme und dreiwöchiger Zwangspause hatten der Eisenerzerin in dieser Saison heftig zugesetzt. Jetzt strahlt sie in Seefeld schon mit zwei Medaillen (Silber im Team und Bronze) um die Wette – und hat eine dritte in Aussicht.
Nach Silber mit gutem Gefühl auf die Normalschanze
Die in Innsbruck im Teambewerb gewonnene Silbermedaille hat Österreichs Skisprung-Herren viel Auftrieb für den Einzelbewerb von der Seefelder Normalschanze (morgen, 16 Uhr, ORF eins) gegeben. Titelverteidiger Stefan Kraft und seine vier Kollegen, darunter der Kirchberg-Theninger Michael Hayböck, gehen mit einem guten Gefühl in die heutige Qualifikation (16.30 Uhr, ORF eins). „Ich will sicher um die Medaillen mitkämpfen“, betonte Kraft, der sich mit seinem Zimmerkollegen Hayböck am Montag kurz vom WM-Geschehen verabschiedet hatte. Das Duo nützte die Pause für einen Ausflug ins Kühtai. „Da haben wir gut gegessen und die Sonne genossen. Wir sind gestärkt“, erzählte Kraft, der vor zwei Jahren in Lahti vor den Deutschen Andreas Wellinger und Markus Eisenbichler triumphiert hatte. Bei der WM 2017 war Hayböck übrigens Sechster gewesen.
Gestern war das Damen-Skispringen äußerst spannend, nie langweilig. Zwischen Gold und Silber lagen nur 20 cm (rechnerisch).
Es gibt nichts Langweiligeres als Damen-Schihüpfen.