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Doping in Österreich: Sonst noch Fragen?

Von Christoph Zöpfl, 06. März 2019, 00:04 Uhr
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Johannes Dürr Bild: gepa

LINZ/INNSBRUCK. Warum Kronzeuge Johannes Dürr festgenommen wurde und Österreich wie ein Doping-Schurkenstaat ausschaut – von außen betrachtet.

Mit dem 33-jährigen estnischen Langläufer Algo Kärp hat gestern der achte Sportler im Zusammenhang mit der "Aktion Aderlass" ein Geständnis abgelegt. Auch er ist an seinen Ergebnissen gemessen eher Mitläufer als Weltklasse-Athlet. Die Festnahme von Johannes Dürr durch die Staatsanwaltschaft Innsbruck war da schon eher ein Paukenschlag. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum aktuellen Stand der Doping-Causa:

Warum wurde Dürr verhaftet? Die Behörden sprechen davon, dass "neue Ermittlungsergebnisse" es erforderlich gemacht hätten, den Langläufer festzunehmen. Dürr, der 2014 bei den Olympischen Spielen in Sotschi in die Doping-Falle getappt war, hat laut Staatsanwaltschaft München mit seinen Aussagen vor einigen Wochen die Razzien in Seefeld und Erfurt ausgelöst. Er arbeitet als Zollbeamter in Innsbruck. Laut Medienberichten hätten die in Seefeld festgenommenen ÖSV-Langläufer Max Hauke und Dominik Baldauf ausgesagt, dass Dürr sie 2016 zum Sportmediziner nach Erfurt vermittelt hat. Das wäre tatsächlich ein strafrechtlich relevanter Tatbestand. Diesen Sachverhalt bestätigte die Staatsanwaltschaft allerdings (noch) nicht.

Welche Strafen warten auf die ertappten Doping-Betrüger? Sportrechtlich wird beim ersten Verstoß eine Sperre von vier Jahren ausgesprochen. Kommt die Kronzeugenregelung zur Anwendung (wenn der Athlet eine "wesentliche Unterstützung" leistet, eine Doping-Organisation aufzudecken), kann sich die Strafe auf bis zu einem Jahr reduzieren. Strafrechtlich wird in Österreich der Besitz, der Handel beziehungsweise die Weitergabe von Dopingsubstanzen mit bis zu fünf Jahren Haft geahndet. Eigenblutdoping fällt nicht in diese Kategorie. Liegt ein Sportbetrug im Sinne des Paragraphen 147 StGB vor (systematisches Doping, der entstandene Schaden ist erheblich), gibt es einen Strafrahmen von bis zu zehn Jahren. Hauke und Baldauf werden auch ihren Ausbildungsplatz bei der Polizei verlieren.

Sind alle Ertappten untergetaucht? Nein. Während man beim ÖSV noch auf eine öffentliche Entschuldigung von Hauke und Baldauf wartet, haben sich in Estland zwei betroffene Sportler nicht versteckt. Karel Tammjärv hat sich in einer Pressekonferenz entschuldigt und seinen Ex-Trainer Mati Alaver als Vermittler genannt. Auch sein Teamkollege Kärp ist medial in die Offensive gegangen. Rad-Profi Georg Preidler hat das nach seiner Selbstanzeige am Sonntag ebenfalls getan.

Welche Rolle spielt Peter Schröcksnadel? Der ÖSV-Präsident ist deklarierter Doping-Gegner (was soll ein Sportfunktionär sonst sein?), die Skandale unter seiner Amtszeit sind jedoch keine Einzelfälle. Darum ist die Frage erlaubt, ob er die richtige Personalauswahl getroffen hat beziehungsweise gewisse Vorgänge nicht sehen wollte. Das könnte an der Blendkraft der Erfolge liegen. Schröcksnadels Strategie, mit dem ORF und der Kronen Zeitung zwei reichweitenstarke Medienpartner an Bord geholt zu haben, bewährt sich jedenfalls im Krisenfall. Wer investigativen Journalismus in der Doping-Causa sehen möchte, muss derzeit ARD schauen und andere Zeitungen lesen.

Warum ist Schröcksnadel überhaupt immer noch ÖSV-Präsident? Auch wenn viele dem 77-jährigen Tiroler unterstellen, ein eiskalter Geschäftsmann zu sein und in dieser Beziehung aus seiner Position beim ÖSV Profit zu schlagen, ist der (alpine) Skisport für ihn in erster Linie eine Herzensangelegenheit. Er zeigt nicht die Spur von Amtsmüdigkeit. Schon gar nicht, wenn es wie jetzt gerade viel Kritik an ihm und "seinem" ÖSV gibt. Dazu kommt, dass es Schröcksnadel wohl auch aus Eigeninteresse verabsäumt hat, einen potenziellen Nachfolger aufzubauen. Der ÖSV wird von ihm kontrolliert, seine loyalen Vertrauten Klaus Leistner (74/Generalsekretär), Hans Pum (64/Sportdirektor) und Josef Schmid (76/Pressechef) werden nie einen Führungsanspruch stellen. Sonst gibt es keine Entscheider.

Kann man bei den aktuellen Ermittlungen eine lückenlose Aufklärung der Machenschaften erwarten? Nicht unbedingt. Bei ähnlich gelagerten Fällen in der Vergangenheit sind viele Fragen offengeblieben. Sowohl bei der Humanplasma-Affäre (in der Wiener Blutbank wurde von 2003 bis 2007 gedopt) als auch in der Causa Fuentes (der Sportmediziner betrieb von 2003 bis 2006 ein internationales Doping-Netzwerk) schien die Neugierde der Ermittler nachzulassen. Kritiker meinen, dass Stars in anderen Sparten als Radsport offenbar den Status "too big to fail" haben. Insider glauben, dass von der "Aktion Aderlass" bis zu hundert Sportler verschiedener Disziplinen betroffen sein könnten. Man wird sehen, wie viele es wirklich erwischt.

Ist Österreich ein Doping- Schurkenstaat? Laut Schröcksnadel-Definition ist "Austria too small to make good doping". Von außen betrachtet ergibt sich eine andere Perspektive. Spätestens seit der Blutbeutelaffäre 2002 in Salt Lake City hat es im ÖSV-Bereich immer wieder Doping-Fälle gegeben. Ex-ÖSV-Cheftrainer Walter Mayer musste sogar eine Haftstrafe absitzen, mit Stefan Matschiner war ein weiterer Österreicher in einen internationalen Doping-Skandal verwickelt. Dazu kommt, dass man in den 90er-Jahren viel (Doping-)Know-how von der ehemaligen DDR ins Land geholt hat. Österreich galt im Ausland damals als Zufluchtsland für DDR-Dopingärzte. Einige sind immer noch in der Sportszene aktiv.

 
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Autor
Christoph Zöpfl
Leiter Sportredaktion
Christoph Zöpfl

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4  Kommentare
4  Kommentare
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runforfun (675 Kommentare)
am 06.03.2019 08:05

Spitzensportler sind, bis auf ein paar Ausnahmen, eine verlogene Gesellschaft! Blutdoping scheint ja allgegenwärtig zu sein! Erwischt werden nur die Dummen! Wenn in einem Hotel die Blutbeutel, einer nach dem andren verabreicht bekommt, so wissen zumindest die Sportler untereinander, wer es macht! Nachweisbar ist es in Wahrheit nicht!
Man muss auch die Leistungen der norwegischen Ausdauersportler kritisch hinterfragen! Wenn eine Nation sämtliche Langlaufbewerbe gewinnt, aus diesem Land ein Marathonläufer - kein eingebürgerter Kenianer - plötzlich einen Marathon Europarekord aufstellt, schneller als Mo Farah und ein achtzehnjähriger Norweger die Laufstrecken von 1.500m bis 10.000m in Europa und bald weltweit beherrscht, dass alle nur noch hinterher laufen können, so muss das zumindest hinterfragt werden!

Für alle gilt natürlich die Unschuldsvermutung!

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adaschauher (12.083 Kommentare)
am 06.03.2019 06:19

Beim ÖSV gibt es keinen Skandal 1999 Weltmeister in der Langlaufstaffel, damals war die Verwendung von Eivenblut noch kein Doping, nur Herr Mayer hat gewusst wies geht Mitglieder dieser Staffel wurden ÖSV Trainer oder Co Kommentatoren beim ORF Alpine Skifahrer haben durch Nahrungsergänzungsmittel Anabolika geschluckt und wussten nix da on Belohnung :sie sind ORF Co Kommentatoren und dürfen blödsinnig mit dem Oliver ins Mikrofon brüllen. Und wer sitzt im Hintergrund? Ein Herr namens Schröcksnadel also eine richtige Verschw)örung gegen to small Austria 😭😭

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alleswisser (18.463 Kommentare)
am 06.03.2019 01:07

Wann bitteschön schleicht sich bitteschön der uralte machtgierige "Herr Präsident"?

Der Kerl wird bald 78, glaubt aber (pathologisch?) machtbesessen noch immer, dass der (ihm längst entglittene) ÖSV sein Privateigentum sein.

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Auslandsrusse (739 Kommentare)
am 06.03.2019 05:09

Und wer ist dann besser.Neid is a Luada. Kann doch nicht sein,das Dopping nicht im zusammenhang mit Russland gesehen wird.Ist dafuer auch der Schroeksnadel zustaendig liebe Alpenrebublikaner.

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