Anna Fenninger: Reife Leistung
Anna Fenninger durfte, wenn sie Skirennen bestritt, lange nicht Anna Fenninger sein. Die Salzburgerin wurde nämlich schon am Beginn ihrer Karriere als "die neue Annemarie Pröll" tituliert.
Die frühen Vorschusslorbeeren waren für das zierliche Mädchen auf dem Weg in die Weltklasse ein schwerer Rucksack. Es gab Momente, da war sie dem nervlichen Zusammenbruch näher als dem sportlichen Durchbruch. Spätestens mit ihrem Olympiasieg im Super-G von Sotschi vor einem Jahr hat Fenninger die Zusatzgewichte abschütteln können. Gestern zeigte sie beim Weltcup-Finale in Meribel Nerven aus Drahtseile und holte mit dem Sieg im letzten Rennen der Saison zum zweiten Mal in Folge den Gesamtweltcup. Die 25-Jährige ist längst keine "neue Annemarie Pröll", sondern die einzigartige Anna Fenninger.
"Anna ist heuer wirklich zu einem Star gereift", sagte gestern ÖSV-Sportdirektor Hans Pum, als die Salzburgerin in souveräner Weise den Zweikampf um die große Kristallkugel gegen Tina Maze für sich entschied. In skifahrerischer Hinsicht war Fenninger immer schon überragend, inzwischen ist auch die mentale Stärke dazugekommen. Ihr Freund, der ehemalige ÖSV-Snowboarder Manuel Veith, gilt genauso als ein wichtiger Rückhalt wie ihr langjähriger Vertrauenstrainer Meinhard Tatschl. Was das Ummünzen der Medaillen in Bares betrifft, hat Fenninger mit dem deutschen Manager Klaus Kärcher einen Profi an ihrer Seite, der auch als Firewall funktioniert, wenn es ungemütlich wird. Zu Weihnachten war das Aushängeschild des Skiklubs Hallein Opfer eines Shitstorms geworden, als in Medien Spekulationen auftauchten, Fenninger würde den ÖSV verlassen und für Deutschland starten. Eine Zeitungsente. Im Hintergrund ging es um einen Interessenkonflikt zwischen dem ÖSV und Fenningers Manager. Die Frage, wer in der nächsten Saison ihr Kopfsponsor sein wird, ist noch offen. Eines ist fix: Das Kopfgeld wird so hoch sein wie nie zuvor. Der Star-Bonus ist überfällig.
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