Sebastian Vettel: Ausrangiert, überqualifiziert, motiviert
SPIELBERG. Formel-1-Star Sebastian Vettel steuert unfreiwillig auf das Abstellgleis zu.
Dort, wo er im Juni 2001 als 13-Jähriger unter der Aufsicht von Motorrad-Legende Gustl Auinger seine ersten Runden in einem Formel-Rennwagen drehte, sinnierte Sebastian Vettel am Montagabend in der TV-Sendung "Sport & Talk" über ein mögliches Ende seiner Formel-1-Karriere. Die Servus-TV-Regie im Studio am steirischen Red-Bull-Ring erinnerte an ein "Wer will mich?"-Format, Vettels nicht aufgesetzt, sondern authentisch wirkende Ratlosigkeit machte das Dilemma des 32-jährigen Deutschen deutlich. Nachdem er im Ferrari-Rennstall respektlos ausrangiert wurde – der Vertrag läuft mit Saisonende aus –, gilt der vierfache Weltmeister auf dem Fahrermarkt als schwer vermittelbar. Die Optionen fehlen, die Motivation wäre allerdings noch vorhanden.
"Ich bin nach wie vor ehrgeizig, Motorsport ist mein Leben", sagte Vettel im TV-Studio und ergänzte das Eigeninserat mit folgender Feststellung: "Das Finanzielle steht überhaupt nicht im Vordergrund. Wichtig ist, ein Umfeld zu finden, das zu mir passt." Im Gegensatz zu Ferrari, wo es eigentlich nur strategischen Ausnahmeerscheinungen wie Niki Lauda oder Michael Schumacher gelungen war, die Team-Politik unter Kontrolle zu bringen, hat für Vettel bisher nur bei Red Bull das Umfeld – Nestwärme inklusive – gepasst. Eine Rückkehr kommt derzeit aber nicht infrage. Der Bullen-Stall ist mit Max Verstappen und dem aufstrebenden Alexander Albon voll, Teamchef Christian Horner hat für Vettels Zwickmühle Verständnis, kann ihm aber nicht die Tür aufmachen. "Wenn er die Formel 1 verlassen würde, wäre es ein Verlust. Aber es ist schwierig, ihn unterzubringen. Wir haben nicht erwartet, dass er auf dem Markt ist und von Ferrari so rüde vor die Tür gesetzt wird", sagte der Engländer. Bei anderen Top-Teams ist die Situation ähnlich. Um Vettel wär’s schade, aber Platz für ihn haben wir keinen, lautet der Tenor.
Sollte das Transferkarussell nicht überraschende Rotationen machen – wie etwa ein Karriereende von Mercedes-Star Lewis Hamilton –, wird Vettel auf dem Abstellgleis landen. Eine zumindest einjährige Auszeit ist genauso denkbar wie das Karriereende. Der Vater von zwei Mädchen (4, 5 Jahre) und einem Buben (acht Monate), der mit seiner Jugendliebe Hanna verheiratet ist, wird mit allen Szenarien gut leben können. Finanziell hat der Wahl-Schweizer längst ausgesorgt, fällt der Rennstress weg, hätte er mehr Zeit, sich um seine 60 Hektar große Alm in der Nähe der steirischen Stadt Murau zu kümmern. "Bisher komme ich einmal im Jahr hierher. Vielleicht bin ich bald öfter da", sagte Vettel, der am Sonntag im "Grand Prix der Steiermark" in Spielberg auch so etwas wie ein Lokalmatador sein wird. Vielleicht hilft’s, im Rennen einmal ohne Pleiten, Pech und Pannen über die Runden zu kommen. (chz)
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Reihte sich nahtlos in die Reihe der Unsympathler ein. Und Formel 1 ist sowieso ein Anachronismus.
Das Theater ist irre, nur weil 20 da alleine im Kreis fahren und sich für das Gelbe vom Ei halten.
Er hatte seine Zeit. Nun soll er aufhören, bevor er sich vollkommen lächerlich macht.