Österreichs Trio musste zittern, ob Bronze auch zählt
Marathon-Team lief auf Rang drei, während Lukas Weißhaidinger daheim gefeiert wurde.
Fragende Gesichter, zuckende Achseln. Weder Läufer, Trainer noch Offizielle konnten gestern nach dem Zieleinlauf des Marathons bei der Leichtathletik-EM in Berlin mit Gewissheit sagen, ob Österreichs eben erlaufener dritter Platz in der Teamwertung nun als offizielle EM-Medaille zählt. Fest stand, dass Wings-For-Life-World-Run-Sieger Lemawork Ketema (Achter in 2:13:22 Stunden) und der Salzburger Überraschungsmann Peter Herzog (Zehnter in 2:15:29) ihre persönlichen Bestzeiten deutlich verbessert hatten. Christian Steinhammers 41. Platz genügte, um das ÖLV-Trio hinter Italien und Spanien auf den dritten Platz zu hieven, für den es auch Medaillen gab.
Es hatte jedoch lange gedauert, ehe der europäische Verband bestätigte, dass der Bewerb in den offiziellen EM-Medaillenspiegel aufgenommen wird. Es war die insgesamt erst vierte Herren-Medaille Österreichs in der Geschichte der Leichtathletik-EM nach Karl Kotrschek, Hermann Fehringer und Lukas Weißhaidinger.
Empfang für Weißhaidinger
Der Diskuswerfer wurde gestern daheim in Taufkirchen an der Pram von 400 Fans empfangen – und war gerührt. "Hier habe ich meinen ersten Wettkampf als Kind bestritten, jetzt schließt sich der Kreis mit der Medaille. Es ist so herrlich, lauter bekannte Gesichter zu sehen und so viel Wertschätzung zu erhalten. Schöner geht es nicht."
Bildergalerie: Feierlicher Empfang für Weißhaidinger in Taufkirchen
Galerie ansehenVon Bürgermeister Paul Freund gab es für Weißhaidinger und Freundin Hanna, die gestern Geburstag feierte, als Geschenk einen Gutschein für eine Städtereise nach Hamburg. Weißhaidingers Feier-Tag war lang. Bereits um 7 Uhr früh waren Dopingkontrollore vor der Tür gestanden. Am Nachmittag, schrieb er zwei Stunden lang Autogramme. "Deshalb ist das erste Bier jetzt mehr als verdient."
Stolz waren auch die Eltern Maria und Franz, Bruder Franzi und Jugendtrainer Sepp Schopf.
Pfeil musste aufgeben
Leider nicht feiern konnte gestern der Oberösterreicher Valentin Pfeil, der im Marathon-Bewerb nach 30 Kilometern aufgeben musste. Dabei war der 30-Jährige aus Steyr mit großen Hoffnungen in seinen ersten Hitzemarathon bei rund 25 Grad gegangen: "Ich habe aber zu früh Probleme bekommen." Diese seien so schlagartig aufgetreten, dass ein Weitermachen keinen Sinn gemacht hätte.
Hätte er die 42,195 Kilometer beendet – egal mit welcher Zeit – hätte er als Teil des österreichischen Teams, von dem die besten drei Zeiten in die Mannschaftswertung kamen, eine Medaille umgehängt bekommen. "Ich beiß mich extrem in den Hintern", sagte Pfeil.
Eine "geschichtsträchtige EM"
Dank der zwei EM-Medaillen sowie vier weiterer Top-Ten-Platzierungen von den Siebenkämpferinnen Ivona Dadic (Vierte), Verena Preiner (Achte) und eben den beiden Marathonläufern konnte Verbands-Präsidentin Sonja Spendl-hofer zufrieden Bilanz ziehen: "Das war eine großartige Veranstaltung für Österreich."
Sportdirektor Gregor Högler sprach von einer "geschichtsträchtigen EM". Das bisher einzige Mal hatte Österreich vor 49 Jahren zwei Medaillen bei einer Leichtathletik-EM geholt.
Högler freute gestern das Aufzeigen der Marathonläufer. "Als wir sie ohne Limit zum Halbmarathon entsandt haben, gab es noch Kritik. Doch bei der EM haben wir gesehen, dass wir sehr wohl auch im Marathon Spitzenplätze holen können", sagte Högler, der hierbei bereits an Olympia 2020 denkt.
Auf den Höhepunkt in Tokio hin sollen vier Läufer aufgebaut werden, von denen dann drei bei den Sommerspielen starten sollen. Lediglich an der Finanzierung hapere es noch.