Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Eine Suite bleibt immer frei

Von Manfred Lädtke, 28. Juli 2018, 00:04 Uhr
Eine Suite bleibt immer frei
Der Luxuszug Rovos Rail verbindet in drei Tagen Pretoria mit Durban am Indischen Ozean. Bild: Rovos

Der Luxuszug Rovos Rail verbindet in drei Tagen Pretoria mit Durban am Indischen Ozean – ein nostalgisches Eisenbahn-Abenteuer samt Safari, auf das sich Manfred Lädtke in Südafrika begeben hat.

Es quietscht und knarzt. Wenn Afrikas Luxuszug Rovos Rail ruckelnd Fahrt aufnimmt, ist in dem Eisenbahn-Soundtrack das "Ding-Dang-Dong" der Bordkellnerin kaum zu hören. Mittags und abends schnappt sich Waitress Charmaines ein Xylophon und ruft Herrschaften aus ihren Suiten in den eleganten Speisewagen. Nach einem Klangspiel vor 36 Abteilen in 13 Waggons erreicht sie am Zugende den Aussichtswaggon mit offener Terrasse. "Yes, we are ready for dinner", lächeln Mr. und Mrs. Snyder aus England und trinken ihren Champagner in einem Zug aus.

Hinter dem "Observations Car" fliegen Schienenstränge wie schwarze Pfeile auf Townships und die senfgelben Abraumhalden der Witwatersrand-Goldfelder bei Johannesburg zu. Was für Südafrika eine sprudelnde Goldgrube ist, bietet für eine nostalgische Eisenbahnfahrt mit dem "Pride of Africa" allerdings ein reichlich unspektakuläres Panorama. Als habe Alvin Blom auf den Mangel an landschaftlicher Ästhetik Rücksicht zu nehmen, schippt der Heizer seiner "Anthea" ein paar zusätzliche Schaufeln Kohle in den feurigen Schlund. Dampfschnaubend zieht die Lok das rollende Komforthotel die Höhenkämme bei Johannesburg hinauf. Noch 750 Kilometer bis Durban am Indischen Ozean.

Eine Suite bleibt immer frei
Mittagessen im stilvollen Ambiente – der restaurierte Salonwagen aus der Art-déco-Epoche Bild: Lädtke

"Jede Dampflokomotive ziert ein Frauenname aus der Familie von Eisenbahn-Unternehmer Rohan Vos", hatte "Fireman" Blom im kleinen Bahnhof "Capital Park" am Stadtrand von Pretoria erklärt. Dort empfängt die Eisenbahngesellschaft "Rovos Rail" (Rohan Vos = Rovos) seit 1999 in einem gediegenen filmreifen Salon zahlungskräftige Gäste, um sie in mondänem Charme wie vor 100 Jahren reisen zu lassen. Meistens sind alle Abteile belegt – bis auf eins. Es könnte ja sein, dass Südafrikas ungekrönter Bahnkönig Mr. Vos zusteigt. Vor 30 Jahren hatte er seine erste Dampflok wieder flottgemacht und zusammen mit alten Eisenbahnwaggons als nostalgische Luxusherbergen auf die Schienen gestellt. Mehr als fünf Dutzend im Stil der 1920er und 1930er Jahre umgebaute dunkelgrüne Salonwagen warten in "Capital Park" auf ihren Einsatz. Das kostet Zeit, und viel Geld. 850.000 Euro verschlingt der Umbau eines einzigen ausrangierten Wagens. Ein Ersatzrad ist nicht unter 3500 Euro zu haben. Einige der alten Schätze lagen im Graben oder im Gestrüpp und mussten erst wieder auf die Gleise gehievt werden.

Dinieren im edlen Zwirn

Rohan Vos kann sich seine Inszenierung des goldenen Bahnzeitalters leisten. Mit Schrottautos und alten Traktoren hatte er schnell eine fabelhafte Summe Dollars verdient. Wer nun meint, "Tempo" sei ein bestimmender Begriff im Leben und Marketingkonzept des 71-jährigen Südafrikaners, der reist auf dem falschen Gleis. Bei 70 Kilometern pro Stunde haben seine restaurierten Klassiker ihre Höchstgeschwindigkeit bereits erreicht. Die Reisenden sollen sich ein bisschen wie in einem Hollywoodfilm, wie in "Jenseits von Afrika" fühlen, sagt der Mann, dessen Initialen "Rovos" auf jedem Waggon stehen.

Eine Suite bleibt immer frei
Die zerklüfteten, 3482 Meter hohen Drakensberge als Blickfang. Bild: Lädtke

Zum Dinner sind alle Reisegäste im edlen Zwirn erschienen. Es wäre kein feiner Zug, den noblen Speisewagen nicht im Abendkleid und in Anzug mit Krawatte zu betreten. Lederstühle auf einem grünen Teppich, Art-déco-Lampen und Silberaccessoires auf den Tischen vereinen sich in dem mahagonivertäfelten Restaurant zu einem geglückten viktorianischen Stilambiente. Kellner balancieren mit der Grazie eines Jongleurs gefüllte Suppenteller durch das schlingernde Nobelrestaurant. Zu Tagliatelle mit Safran, Meeresfrüchten und spritzig-frischen Cremevariation servieren sie eine Auswahl von zwei Dutzend südafrikanischen Weinen, die jedem Sterne-Restaurant zur Ehre gereichen. Zwischen Häppchen und Aperitifs hatte zuvor ein sanfter Stoß verraten, dass "Anthea" jetzt einer E-Lok Platz macht. Dampfrösser sind zum Schutz der Umwelt nur auf einem 30 Kilometer langen Abschnitt nach und vor Pretoria erlaubt.

Ra-tatam, Ra-tatam. In gleichmäßigem Trott rumpelt die Privatbahn in eine weite Linkskurve. Ein Signal steht auf Rot. Linienverkehr und Güterzüge haben auf der meistens eingleisigen Route Vorfahrt. Damit die Stopps für die wohlhabende Reiseschar keine bösen Überraschungen nach sich ziehen, sind die Wagentüren zum Schutz vor Dieben von außen nicht zu öffnen. "Be careful", warnt eine Kellnerin, als die Gäste den Speisewagen wieder verlassen. Wenn der Zug Dörfer oder Bahnsteige passiert, sollten auch alle Fensterläden in den Suiten geschlossen bleiben. In den Bedrooms mit Klimaanlage und Schreibtisch, Polstersesseln, Wandschrank und einer Duschzelle hält sich aber nicht jeder an die Warnung. Zu verführerisch ist es, bei offenem Fenstern auf dem

1,90 Meter breiten Bett oder in einer Füßchen-Badewanne mit einem Drink zu relaxen, und dabei weiße Wolken über grünen Landschaften und nachts zuckende Neonlichter vorbeiziehen zu sehen: Manchmal freilich mit so unerwünschten Begleiterscheinungen wie einer Handvoll Kieselsteine oder Schlamm, die Jugendliche vor kargen Lehmhütten und schiefen Blechbuden als Ausdruck ihrer Wertschätzung für den Deluxe-Express in die Abteile schleudern.

Abstellgleis für eine Nacht

Die Bremsen kreischen, der Zug steht. An der Grenze zum Wildreservat Nambiti bei Elandslaagte bezieht Rovos Rail auf einem Abstellgleis sein Nachtquartier. Langsam legt die Dunkelheit ihren purpurnen tiefblauen Mantel über die Savanne. Dann gehen alle Himmelslichter an. Wie ein Scheinwerfer beleuchtet ein praller Silbermond die weite afrikanische Wildnis. Unter dem Kreuz des Südens ordern nostalgische Nachtschwärmer im Observations Car raffinierte Cocktails und füllen die Champagnergläser nach. Am schwarzen Himmel tanzen zum Greifen nah Millionen Sterne einen Lichterreigen, irgendwo finden die Augen den Großen Bären und die Milchstraße.

Eine Suite bleibt immer frei
„Straße“ frei für seine Majestät. Ausflüge in die Wildnis von Südafrika sind Teil einer Zugfahrt mit „The Pride of Africa“. Bild: Lädtke

Klopf, klopf. "Good Morning!" Ein blau leuchtender Himmel wölbt sich über das Land. Vor dem Zug warten Landrover für einer Safari. Wie die spitzen Zähne eines Raub-tiers beißen sich am weiten Horizont die zerklüfteten Drakensberge in das Himmelsblau. Eine Zebra-Familie beäugt aus sicherer Entfernung die fotografierenden Eindringlinge. Etwas weiter vor einem reißenden Fluss sind schwarze Punkte zu erkennen. Elefanten, Büffel, Löwen? Der Fahrer schaltet in den ersten Gang und pirscht den Rover durch verwunschene Pfade an zwei grasende bullige Nashörner heran. Jetzt darf sich jeder Safariteilnehmer für einen Augenblick wie der König der Tiere fühlen.

Es scheppert und knirscht. Im afrikanischen Rhythmus rattert der Zug weiter. Orte ohne Namen driften vorbei, Rinder nehmen in braunen Tümpeln ein Bad, spielende Kinder winken dem "Stolz von Afrika" hinterher. Im Salon stellen Mr. und Mrs. Snyder ihre Champagnergläser auf einen Couchtisch. Ihre Finger folgen einer roten Linie auf der Routenkarte. Noch 148 Kilometer bis Durban.

 

Reiseinformationen

Zugfahrt: Eine dreitägige Zugreise in der Pullmann-Suite von Pretoria nach Durban inklusive aller Ausflüge, Mahlzeiten und Getränke bietet Dertour ab 1239 Euro pro Person an. Die größere Royal Suite kostet ab 2489 Euro. Weitere Ziele ab Pretoria: Kapstadt, Victoria Falls sowie ab Kapstadt bis Dar es Salaam. (www.dertour.de)
Infos: www.rovos.co.za

Hotels: In Johannesburg Designhotel „Protea Fire & Ice (***) im modernen Stadtteil Menlyn ab 95 Euro pro Person. In Durban: „Fairmont Zimbali Lodge (*****), luxuriöses Anwesen am Indischen Ozean DZ ab 105 Euro pro Person.
Reisezeiten: Jänner bis Mai (Sommer/Herbst) und September bis November (Frühling)

Impfungen: sind nicht vorgeschrieben. Empfohlen werden ein Schutz gegen Hepatitis A und B, eventuell eine Malariaprophylaxe für bestimmte Wildreservate. Tipps unter: www.Touring-Afrika.de

Literatur: Für die schnelle Information: „Südafrika“, Polyglott on tour, 12,99 Euro
Für vertiefende Einblicke: Iwanowskis „Südafrika“ (25,95 Euro) sowie „Reisegast in Südafrika“ (17,95 Euro).

Informationen:
www.dein-suedafrika.de und www.tourismus.de/afrika

 

mehr aus Reisen

Warndreieck, Feuerlöscher, Ersatzreifen: Was bei Autofahrten ins Ausland mit muss

Fünf-Flüsse-Radtour

Online-Reservierung und Eintrittsgebühr: Das ändert sich in Venedig ab 25. April

Inselhüpfen mit dem Frachtkreuzer

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen