Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

G7-Gipfel: Seltene Einigkeit und ein Paukenschlag

Von nachrichten.at/apa, 26. August 2019, 20:44 Uhr
FRANCE-G7-SUMMIT
Emmanuel Macron (R) und Donald Trump  Bild: LUDOVIC MARIN (APA/AFP/LUDOVIC MARIN)

BIARRITZ. US-Präsident Donald Trump besänftigt, dem Regenwald geholfen, den festgefahrenen Atomkonflikt mit dem Iran wieder in Bewegung gebracht und befürchtete Ausschreitungen verhindert: Mission erfüllt - das kann sich Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zum Abschluss des G-7-Gipfels in Südfrankreich auf die Fahnen schreiben. Und Trump lobte Macron fast überschwänglich.

Der Gipfel sei ein "wahrer Erfolg" und Macron habe "unglaubliche Arbeit geleistet". Sogar eine kurze Abschlusserklärung wurde verabschiedet, in der die G-7-Staaten ihre "große Einigkeit" betonen.

Die G-7 waren schon fast totgesagt, nicht zuletzt wegen Trump, der die Gruppe der wichtigen Industrieländer spaltete. Nun feiern Macron und Trump den Gipfel in großer Eintracht als Erfolg.

Macron sorgte am Sonntag für eine echte Überraschung mit der Einladung des iranischen Außenministers Mohammed Jawad Zarif nach Biarritz - in den USA steht Zarif auf der Sanktionsliste. Nur wenige Stunden ist Zarif in demselben Ort wie Trump. Es ist genug Zeit, um mit Macron zusammenzukommen. Die Frage, nachdem Zarif landet: Wie reagiert Trump? Zieht eines seiner Twitter-Gewitter auf? Überwirft er sich mit Macron? Reist er am Ende gar vorzeitig vom Gipfel ab?

Nichts dergleichen. Am Montag stellt sich heraus, dass Trump eingeweiht gewesen sein soll. Bei der Pressekonferenz sagt Macron dann, die Diskussionen beim G-7-Gipfel hätten die Voraussetzungen für ein mögliches Treffen Trumpsmit dem iranischen Präsidenten Hassan Rouhani geschaffen. Und auch Trump sagt: "Ich denke, es gibt eine sehr gute Chance, dass wir uns treffen." Er habe ein gutes Gefühl. Es wäre das erste bilaterale Treffen von Spitzenvertretern der USA und des Irans seit mehr als 40 Jahren.

Auch wenn Umweltschützer Kritik an den teils vagen Zusagen gegen die Waldbrände am Amazonas üben und Amnesty International das harte Vorgehen der französischen Polizei gegen Demonstranten anprangert - zumindest ist MacronsPlan aufgegangen, der Gruppe der führenden westlichen Industriestaaten ein Debakel wie im vergangenen Jahr zu ersparen.

Vor gut einem Jahr endete der Gipfel im Eklat, als Trump die Abschlusserklärung nachträglich per Tweet aufkündigte, weil nach seiner Meinung die Partner die USA ausplünderten wie ein "Sparschwein", wie er damals sagte.

Sind die G-7 am Ende? Das fragten sich damals viele. Doch der ehrgeizige französische Präsident wollte ein Scheitern seines einjährigen G-7-Vorsitzes nicht einfach so hinnehmen.

Deshalb setzte Macron in Biarritz auf eine Mischung auf Charmeoffensive und konkreten inhaltlichen Fortschritten. Er vermittelte dem Unberechenbaren aus Washington offenbar erfolgreich, dass sich die Macron-Methode des "diplomatischen Coups" perfekt mit Trumps "Deal"-Politik vereinbaren lässt.

Gegenüber Macron zeigte sich Trump in Biarritz ungewohnt handzahm: "Ich habe gewusst, was er tut, und ich habe alles gebilligt", sagte der 73-jährige US-Präsident am letzten Gipfeltag über den erst 41-jährigen Franzosen, der neben ihm geradezu schmächtig wirkt.

Bei so viel Männerfreundschaft zwischen dem mächtigsten Mann der Welt und dem Anführer der Grande Nation rückte Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel (CDU) als Akteurin in Biarritz in den Hintergrund. Sie musste sich deshalb die Frage von Journalisten gefallen lassen, ob Macron und Trumpdas neue "Dream Team" der G7 seien. Merkel konterte schlagfertig: "Das Dream Team von G7 ist G7."

Neben Trump bekam Macron auch einen anderen potenziellen Störenfried unter Kontrolle: Er alberte mit dem neuen britischen Premier Boris Johnson herum, der beim Gipfel seine Premiere gab. Mit Johnsons eigenwilligem Humor kann Macron gut umgehen: Noch vor wenigen Tagen hatte der Brite bei einem Besuch in Macrons Pariser Elysée-Palast seine Füße auf einen Tisch gelegt. Scherzhaft, wie er später versicherte.

Streitigkeiten beiseite geschoben, G-7 gerettet? Nichts ist weniger gewiss. Denn auch nach dem Gipfel kann Trump seine schärfste Waffe Twitter weiter einsetzen. Im kommenden Jahr nimmt der US-Präsident zudem die Geschicke der G-7 selbst in der Hand: Am 1. Jänner übernimmt er den Vorsitz der Ländergruppe, zu der auch Großbritannien, Japan, Kanada und Italien gehören.

Ob die G-7 dann endgültig zur "G-6 gegen Trump" verkommen, wie viele vor dem Gipfel in Biarritz fürchteten? "Das lassen wir auf uns zukommen", heißt es aus einer der Delegationen. Trump selbst freut sich auf "seinen" Gipfel. Er will ihn in einem seiner Golfclubs nahe Miami abhalten. Und er kann sich vorstellen, auch den russischen Präsidenten Wladimir Putin einzuladen. Ob damit aus der G-7 wie in besseren Zeiten eine G-8 mit Russland werden kann, steht in den Sternen.

mehr aus Außenpolitik

Prozess um Pornostar-Schweigegeld: Trump gratuliert Frau Melania aus Gerichtsaal

Darf sich ein Präsident alles erlauben? Trumps Immunität vor Höchstgericht

USA kündigen neues Milliardenpaket für Ukraine an

Kopftuchzwang: Festnahmewelle im Iran

Interessieren Sie sich für dieses Thema?

Mit einem Klick auf das “Merken”-Symbol fügen Sie ein Thema zu Ihrer Merkliste hinzu. Klicken Sie auf den Begriff, um alle Artikel zu einem Thema zu sehen.

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen