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Kriegsverbrecher Mladic: Er lebte als Milorad Komadic auf einem Bauernhof

Von Heidi Riepl, 27. Mai 2011, 00:04 Uhr
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Bildergalerie Kriegsverbrecher aus Ex-Jugoslawien
Bild: apa

BELGRAD. Es war ein Paukenschlag, mit dem niemand mehr gerechnet hatte: Ratko Mladic, einer der meistgesuchten Kriegsverbrecher, wurde gestern in Serbien verhaftet. Der frühere bosnische Serben-General war fast 16 Jahre auf der Flucht.

1 Auf Mladic war ein Kopfgeld von zehn Millionen Euro ausgesetzt. Warum wurde er erst jetzt verhaftet?

Die Zeit war offenbar erst jetzt wirklich reif dafür. Mladic hatte bis zuletzt Unterstützung von höchsten politischen und militärischen Kreisen. Wie sonst hätte er sich in den letzten Jahren in Serbien frei bewegen können? Er wurde immer wieder in der Öffentlichkeit gesehen. Dass er ausgerechnet gestern verhaftet wurde, ist kein Zufall: Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton war auf dem Weg nach Belgrad, um Fortschritte für einen EU-Beitritt Serbiens zu prüfen. Und das UNO-Tribunal in Den Haag wollte demnächst seinen Bericht veröffentlichen, der nicht gut für Serbien ausgesehen hätte. Außerdem braucht die Regierung in Belgrad dringend Geld von der EU.

2 Wie und von wem erfolgte die Verhaftung?

Der serbische Präsident Boris Tadic, der die Verhaftung bekanntgab, wollte zunächst keine Details nennen. Er bestätigte nur, dass sie vom Nachrichtendienst BIA und der Polizei in den Morgenstunden auf dem Staatsgebiet Serbiens erfolgte. Laut Medienberichten lebte Mladic bei einem Verwandten auf einem Bauernhof in dem Vojvodina-Dorf Lazarevo. Er nannte sich dort Milorad Komadic, hatte sein Aussehen aber nicht verändert. Allerdings dürfte er ziemlich gealtert sein und einen Schlaganfall gehabt haben. Angeblich war er bei der Verhaftung „sehr kooperativ“. Ein DNA-Test bestätigte seine Identität. Frau und Sohn zeigten sich erleichtert. Sie hatten ihn bereits für tot erklärt.

3 Was passiert nun mit Ex-General Mladic?

Mladic wurde gestern von einem Untersuchungsrichter im Belgrader Sondergericht für Kriegsverbrechen einvernommen. Der Richter muss innerhalb von drei Tagen entscheiden, ob die gesetzlichen Voraussetzungen für eine Überstellung an das UNO-Tribunal in Den Haag erfüllt sind. Danach kann der Angeklagte noch drei Tage lang Berufung einlegen, bevor er ausgeliefert wird. In Den Haag wird ihm in insgesamt 15 Fällen der Prozess wegen Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord gemacht. Mladic wird für den Tod hunderter Menschen verantwortlich gemacht. Ein Urteil, das wahrscheinlich auf lebenslange Haft hinauslaufen wird, ist erst in Jahren zu erwarten.

4 Wie reagierten die Menschen auf dem Balkan?

Die stets befürchteten großen Sympathie-Kundgebungen für den einstigen Kriegshelden blieben aus. Auch in Serbien hat sich allmählich die Meinung durchgesetzt, dass Mladic ein Haupthindernis für die EU-Integration Serbiens war. „Bravo, wir waren lange genug die Geiseln eines einzigen Mannes“, hieß es in einem der ersten Kommentare im Internet. Vor allem die Familien der Opfer des Massakers von Srebrenica waren sehr erleichtert.

5 Kann Serbien jetzt mit einem EU-Beitritt rechnen?

Präsident Tadic gab sich gestern sicher: Nun sei für Serbien die Tür für den Status eines EU-Beitrittskandidaten, für Beitrittsverhandlungen und letztendlich für den EU-Beitritt geöffnet, sagte er. Gut möglich, dass Serbien bereits im Dezember den EU-Kandidatenstatus erhält, die Aufnahme der konkreten Beitrittsgespräche dürfte aber an die Festnahme des letzten noch flüchtigen Kriegsverbrechers, des kroatischen Serbenführers Goran Hadzic, geknüpft werden. Für die weitere EU-Annäherung muss Serbien zudem mit dem Kosovo einig werden.

6 Wem nützt die Festnahme Mladics innenpolitisch?

Profitieren davon wird Präsident Tadic. Im nächsten Jahr sind Wahlen. Und er wird es sich nicht nehmen lassen, die Festnahme Mladics als seinen Erfolg zu präsentieren und damit Wahlkampf zu machen.

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1  Kommentar
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klaus9951 (3.884 Kommentare)
am 27.05.2011 08:25

ist doch eine Farce! Bei den vielen Bildern des "Kriegshelden", die in Serbien hängen kennt den Mann doch jedes Kind!! Man konnte (aus polit. Gründen) oder wollte (aus Sympathie) nichts unternehmen. Aber warum sollte es in Serbien nicht anders sein, als es in D und A nach dem Krieg gelaufen ist als die Nazihelden geschützt wurden.

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