Taliban kündigen mehr Anschläge in Kabul an
KABUL. Die radikalislamischen Taliban warnen Zivilisten vor mehr Anschlägen in der afghanischen Hauptstadt Kabul und fordern sie auf, bestimmten Orten fernzubleiben.
In einer am Montag von ihrer Militärkommission verschickten E-Mail heißt es, die Taliban planten weitere Anschläge im Rahmen ihrer im April begonnenen Sommeroffensive. Kabul sei die Stadt "mit den wichtigsten Militär- und Geheimdiensteinrichtungen des Feindes", hieß es darin. Und: "Sie (die Feinde) haben ihre Büros an Orten gebaut, wo sie Zivilisten als Schutzschild missbrauchen" - ein Vorwurf, den internationale Organisationen wie die UNO oder die NATO wiederum oft den Taliban machen. "Wir bitten die Kabuler Bürger deshalb, von Einrichtungen des Militärs und der Geheimdienste sowie anderen sensitiven Orten fernzubleiben (...), nicht daran vorbeizugehen oder dort zu verweilen." Das Töten von Zivilisten habe keinen Platz in den Richtlinien der Taliban.
Die Menschenrechtsabteilung der Vereinten Nationen in Afghanistan sieht das anders. In ihrem im Februar veröffentlichten Jahres-Bericht zu den zivilen Opfern des Krieges meldet sie, dass die Taliban 2017 rund 42 Prozent aller zivilen Opfer verursacht hätten. 16 Prozent aller Betroffenen wurden in Kabul getötet oder verletzt, wo es mehr als 20 große Anschläge gab. Seit Beginn des neuen Jahres haben sowohl Taliban als auch die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) dort neun schwere Anschläge mit knapp 300 Toten verübt. Der IS hat in diesem Jahr bisher sechs Anschläge in Kabul verübt, die Taliban drei.