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Warum die Briten so exzentrisch sind

31. Juli 2019, 10:35 Uhr
Theresa May
Theresa May hat sich etwa mit ihren ausgefallenen Schuhen einen Hauch von Exzentrizität gegeben. Bild: epa

"In der britischen Gesellschaft gibt es eine viel größere Toleranz für das Exzentrische", sagt Andrew James Johnston, Professor für englische Literatur an der Freien Universität Berlin. "Da gab es den Lord, der beim Abendessen immer eine Blaskapelle um seinen Tisch marschieren ließ, oder den britischen Militärkommandanten in Berlin, der seinen Hund an der Tafel mit Platz nehmen ließ."

Exzentrizität gelte auf der Insel als eine Form von Charakterstärke. "Brexit-Hardliner Jacob Rees-Mogg wird ja zum Beispiel oft als "Minister für das 18. Jahrhundert" bezeichnet", erläutert Andrew Johnston. "Er lebt in vielerlei Hinsicht in einer anderen Epoche, deren Werte er sich zu eigen gemacht zu haben glaubt." In dieser Fantasiewelt bewege er sich aber so überzeugend, dass er viele Menschen fasziniere.

Diese Fähigkeit zur Selbstinszenierung werde der englischen Oberschicht schon in Kindheit und Jugend antrainiert, sagt Johnston. "Sowohl in Eton als auch in Oxford kommt es ganz massiv darauf an, ein Sonderbewusstsein zu kultivieren. Denken Sie an diese eigentümlichen Fräcke und Zylinder der Eton-Schüler, die völlig aus der Zeit gefallen sind. In Debattierclubs werden diese Eigenheiten zusätzlich gepflegt. Es geht dort gar nicht mal unbedingt um das bessere Argument, sondern um "wit" - um intellektuelle Brillanz, Schlagfertigkeit, Witz, um die bessere, pointiert ironische Formulierung." Der allerschlechteste englische Redner stecke noch "ein ganzes Kollegium deutscher Stadträte" in die Tasche, konstatierte schon im 19. Jahrhundert der preußische Schriftsteller Theodor Fontane.

In Deutschland unvorstellbar: Spitzenpolitiker und Spitzenkomiker haben oft die gleiche Ausbildung genossen. "Institutionen wie die Universität Cambridge sind auch eine Pflanzstätte der englischen Komiker- und Schauspieleravantgarde - man denke an Monty Python." Das heißt für Johnston: "Es ist eine sich durch die ganze Gesellschaft ziehende Kultur des extravagant-Schauspielerischen, des Inszenatorischen." Selbst die oft als graue Maus beschriebene bisherige Premierministerin Theresa May habe sich mit ihren ausgefallenen Schuhen einen Hauch von Exzentrizität gegeben.

Begründet wurde die Vorliebe für aparte Überspanntheiten einst vom englischen Hochadel. Als Miterfinder des "Spleens" - der blaublütigen Marotte - gilt Baron Rokeby (1712-1800), der während eines Kuraufenthalts in Aachen beschloss, nunmehr als Amphibie durchs Leben zu gehen. Von da an verbrachte er den Großteil des Tages im Wasser. Sein Zeitgenosse Johann Wolfgang von Goethe machte die Beobachtung, dass den Engländer eine gewisse "Eigenwüchsigkeit" auszeichne.

Muss eine sachorientierte deutsche Politikerin wie Bundeskanzlerin Angela Merkel auf die Briten da nicht geradezu abschreckend fade wirken? "Nein", meint Johnston. "Angela Merkel genießt in Großbritannien extrem hohes Ansehen, gerade weil sie einen ganz anderen Politikstil verkörpert. Einen Stil der Gelassenheit, der als Gegenmodell zur Inszenierung sehr goutiert wird." Denn eines darf man bei alldem wohl nicht vergessen: Auch in ihrer Heimat sind Johnson und Rees-Mogg hoch umstritten.

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