Jeder zweite Akut-Pfleger denkt an Berufsausstieg
WIEN. Viele Pflegekräfte fühlen sich im Job massiv psychisch belastet und beklagen die schlechte Arbeitssituation. Branchenvertreter sprechen von alarmierenden Zahlen.
45 Prozent der Gesundheits- und Krankenpfleger im Akutbereich denken offenbar an einen Berufsausstieg. Weitere fünf Prozent planen den Ausstieg bereits oder sind gar dabei, diesen umzusetzen. Das besagt eine Umfrage unter dem Titel "GuK-C19-Studie", die von der Diplomkrankenpflegerin Alexandra Gferer und der Soziologin Natali Gferer von 30. März bis 24. April, also mitten in der dritten Corona-Welle, unter 2.470 Pflegern in österreichischen Spitälern erhoben wurde.
Die Befragten beklagten vor allem die Arbeitssituation: Diese habe sich mit dem Ausbruch der Pandemie massiv verschlechtert, gaben 86 Prozent der Befragten bei der vom Österreichische Gesundheits- und Krankenpflegeverband (ÖGKV) unterstützten Umfrage an. Auch nach einem Jahr Pandemie sind mehr als die Hälfte der Gesundheits- und Krankenpfleger der Meinung, dass sich die Arbeitssituation noch weiter verschlechtert hat.
Ängste, Sorgen, Schlaflosigkeit
85 Prozent fühlten sich aufgrund der Pandemie psychisch mittelmäßig bis sehr stark belastet, was sich durch Symptome wie beispielsweise Ängste, Sorgen, Gedankenkreisen, nicht abschalten können und Schlaflosigkeit zeigt. Auch körperlich zehrt die Arbeitssituation offenbar an den letzten Energiereserven, was sich in Symptomen wie Erschöpfung, Ausgelaugtheit, zusätzliche oder verstärkte Schmerzen sowie anderen körperlichen Beschwerden manifestiert. Als Belastungen wurden von den Gesundheits- und Krankenpflegern eine zusätzlich erhöhte Arbeitsbelastung (81 Prozent), ein höherer organisatorischer Aufwand (59 Prozent), das stundenlange Tragen der Schutzausrüstung (57 Prozent), der Personalmangel (55 Prozent) und die Unabsehbarkeit der Covid-19 Pandemie (53 Prozent) angegeben.
Gestiegenes Aggressionspotential
Dazu kommt offenbar ein gestiegenes Aggressionspotenzial oder gar manifeste Gewalt seitens der Patienten. 44 Prozent waren der Meinung, dass dieses zugenommen hat. 77 Prozent der Pfleger waren demnach von Aggression und Gewalt der Patienten betroffen, was hochgerechnet mehr als 47.000 Pfleger betreffen würde. 60 Prozent mussten dabei verbale Gewalt wie beispielsweise Beleidigungen, Beschimpfungen, Drohungen und Ähnliches ertragen, bei 17 Prozent ging es um körperliche Übergriffe wie Schläge, Tritte oder Bisse. Hochgerechnet mussten dies mehr als 10.00 Pfleger in Österreich erdulden.
Alarmierende Zahlen
ÖGKV-Präsidentin Elisabeth Potzmann kommentierte die Umfrageergebnisse so: "Was alle Gesundheits- und Krankenpflegepersonen spüren, wurde hier erstmalig in Zahlen gegossen." Jetzt sei es unumgänglich, langjährige Forderungen des ÖGKV umzusetzen. Die Autorinnen verwiesen auf den bereits bestehenden Personalmangel und nannten die Zahlen alarmierend, zumal zwei von drei Pflegern zumindest einmal bereits an den Ausstieg gedacht haben.
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Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Patienten gerade wegen der nicht möglichen Besuche besonders fordernd, oder teilweise aggressiv geworden sind! Man muss schon immer auch abwägen, wie sich fehlende Besuche auf das Gesamtwohl der Patienten auswirken. Einmal ganz abgesehen davon: Wie erklärt man sich eigentlich die wesentlich kürzere Aufenthaltsdauer in Privatspitälern nach Operationen? Das ist für die Patienten besser, die Kontrollen erfolgen in den Ordinationen der Operateure. In öffentlichen Spitälern hingegen finanziert man die Kosten über die Belegdauer!
Abrechnung über die Belegdauer gibts schon seit mehr als zwei Jahrzehnten nicht mehr. Es gibt aber diagnoseabhängige Richtzeiten und Abzüge bei Unterschreitung bzw. Überschreitung. Dient auch dem Schutz der Patienten.
Privatspitäler haben kein Aufnahmeverpflichtung und selektionieren meist die unkomplizierten Fälle. Nachkontrollieren in der Ordi bringt nicht viel Kohle aber doch was für den Arzt.
Der Pflegeberuf wurde akademisiert. Hatte auch nicht den erwünschten Erfolg gebracht.
Die Umfrage zeigt wo der Schuh drückt: wenig Lohn, wenig Wertschätzung, hohe Arbeitsbelastung. Den letzten Punkt werden wir nicht ändern können. Aber bessere Bezahlung und höhere Wertschätzung sollte die Gesellschaft gerade jetzt für die Pflegekräfte aufbringen!
Ybbstaler
der letzte Punkt ist sehr wohl änderbar.
Der Personalschlüssel ist ohnehin schon so berechnet, dass die Personaldecke total ausgedünnt ist.
Es geht einfach nicht, wenn dann dieser Personalschlüssel jahrelang und sehenden Auges von den Betreibern nicht eingehalten wird.
Dazu kommt eine tagtäglich größer werdender Papierkrieg, der noch einmal Zeit stiehlt.
Genau bei der Überlastung gehört angesetzt.
Wenn frau ständig genötigt wird, Überstunden kurzfristig zu machen, und es nur noch an die Substanz geht, dann wird Geld - dass dann ohnedies nicht ausgegeben werden kann - zur Nebensache.
Die Verarsche mit "ausreichend Pflegeschlüssel" gehört auch mal abgestellt, der Verweis, dass es anderswo "noch schlimmer zuginge" und frau sich daher nicht zu beklagen brauche, ist nicht hilfreich.
Genausowenig, dass alle von der Basis aufwärts wegrationalisiert werden, keine Reserven für Urlaub oder (Dauer-)Krankenstände vorhanden sind, alles von oben (Gott in Weiß) seit Pühringers Pfannenaktion nach unten delegiert wird. Die Hl. Dokumentia zollt auch mit ausufernden Dokumentationspflichten Tribut.
Der "Fluchtinstinkt" scheint mir nicht übertrieben!
Theoretisch ja, praktisch nein... Wo würden die alle unterkommen, wenn fast 50 % der aktuell beschäftigten Pfleger kündigen würden... In der Gastronomie wohl kaum, die zahlen ja noch viel schlechter...
Das ist das Ergebnis des Einsparwahnsinns der letzten beiden Jahrzehnte.
Tja - das Balkonklatschen macht weder satt noch den Arbeitsalltag erträglicher.
in 9 Tagen 84 Stunden Tag und Nachtdienst macht niemand gerne länger mit..
vielleicht machens ja die Philippinen.
Der Import von philippinischen Pflegekräften wurde von der Politik im Jahr 2019 als Lösung des Pflegeproblems präsentiert.
Vor 40 Jahren saß ich einmal im Zug mit einer Gruppe philippinischer Krankenschwestern. Sie hatten eine Fortbildung an der Universitätsklinik Innsbruck. Kluge Frauen, gut ausgebildet. Von dort sind keine günstigen Pflegekräfte zu erwarten.
Es ist ein weiterer trauriger Beweis von der Ahnungslosigkeit der studierten Beamten, die noch nie etwas sinnvolles gearbeitet haben.
Die brauchen eine Studie was ein jeder mit ein bisschen HAUSVERSTAND als Selbstverständlichkeit betrachtet
Soehne
so ist es.
Theoretiker ohne jede Ahnung vom praktischen Leben entscheiden was die "Tiere" zu machen haben. sind ja ohnehin alles Mitglieder des "Pöbels".