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Zu viele Bauern auf dem Schachbrett

21. Jänner 2015, 00:04 Uhr
Zu viele Bauern auf dem Schachbrett
Die Bauernverbände werben für die Landwirtschaftskammerwahl am Sonntag. Manche Wähler haben keinen direkten Bezug zu Acker und Scholle. Bild: feh

STEYR. Bei der Landwirtschaftskammerwahl dürfen auch Fotolöwe Robert Hartlauer, Stadtchef Hackl und die Ennskraftwerke an die Urnen.

Steyrs Bürgermeister Gerald Hackl kennt seine Bürgerpflichten. Für die Landwirtschaftskammerwahl am Sonntag hat der Steyrer Rathauschef und ehemalige SPÖ-Bezirksgeschäftsführer mutmaßlich bei den SPÖ-Bauern sein Kreuzerl gemacht und den Stimmzettel ins Kuvert für die Briefwahl gesteckt. Wie er dazu kommt? "Ich bin in Steyr quasi der Erbbauer", scherzt der Bürgermeister. Im Ernst steht nicht er, sondern die Stadt Steyr, weil sie über zwei Hektar land- und forstwirtschaftlichen Grund besitzt, als "juristische Person" im Wählerverzeichnis für die Kammerwahl.

Das ist eine leidige Sache, meint der Grüne Agrarsprecher im Parlament, der Pfarrkirchner Nationalrat Wolfgang Pirklhuber: "Nach dem Kammerwahlgesetz sind auch Gesellschaften und Körperschaften wahlberechtigt. Wie sollen die aber eine politische Meinung abgeben?" Das Gesetz zur Kammerwahl sieht vor, dass für Betriebe oder Städte deren laut Statuten und Satzungen befugter Vertreter nach außen vom Wahlrecht Gebrauch macht. Für Steyr ist das einfach: Diese Person ist der Bürgermeister, der kann wählen, was er will. "Wen ich gewählt habe, verrate ich nicht, das ist Wahlgeheimnis", sagt Hackl, was sein gutes Recht ist. Ein imperatives Mandat, dass der Vertreter der Stadt nach deren Mehrheitsverhältnissen wählen muss, wäre gegen die Verfassung. Dessen Kontrolle erst recht.

Ein Kreuz mit dem Kreuzerl zur Landwirtschaftskammerwahl ist es bei der Ennskraftwerke AG, die als Großgrundbesitzer ebenfalls wahlberechtigt ist. Der Elektrizitätsbetrieb wird von den beiden gleichberechtigten Vorständen Christian Köck und Gerhard Zettler geleitet. Die Manager haben eine salomonische Lösung gefunden: "Wir wissen, dass wir wahlberechtigt sind, aber wir nehmen an der Wahl nicht teil und werden auch dieses Mal nicht teilnehmen", sagt der kaufmännische Vorstand Christian Köck, "wie sollen wir eine Betriebsmeinung zu einer Wahl weitergeben?".

Vom Stimmrecht bisher noch nicht Notiz genommen hat Vizebürgermeister Gunter Mayrhofer (VP), mutmaßlich städtischer Gefolgsmann des Bauernbundes, obwohl er dem Wirtschaftsbund angehört. Mayrhofers Verhältnis zur Landwirtschaft beruht auf dessen Obmannschaft beim Reinhalteverband Steyr. Die kommunale Kläranlage scheint nämlich ebenfalls im Wählerverzeichnis auf. Mayrhofer geht am Sonntag zur Urne: "Die Gaudi mache ich mir."

Daneben gibt es noch etliche Steyrer, denen man den Agrarier nicht ansieht: Fotolöwe Robert Hartlauer ist zumindest über seine Privatstiftung ebenfalls "Bauer" oder "Förster" wie Stephan Beurle über die Bürgerliche Brauerei Steyr GmbH (einem Deputat des Braukonzernes) oder Stadtpfarrer Roland Bachleitner via "röm.-kath. Pfarrpfründe Steyr".

Pirklhuber spricht von einem "tatsächlich kuriosen Wahlrecht". Insgesamt würden bei der Bauernkammerwahl 139.000 Wahlberechtigte auf den Listen stehen, nur 35.000 Menschen davon würden Kühe melken, Getreide anbauen und Bäume fällen. Weitere 40.000 Altbauersleute abgezogen, sei der Rest alles andere als Stimmvieh bei der Machtverteilung: Großteils würden die Grundbesitzer den Ton angeben.

 

Zahlen

139.000 Wahlberechtigte gibt es am Sonntag. Die bestimmende Kraft in der Standesvertretung ist der Bauernbund der VP, der 2009 71,94 Prozent erreichte. Die SPÖ-Bauern kamen auf 9,45 Prozent, der Unabhängige Bauernverband auf 8,62 Prozent. Die Freiheitliche Bauernschaft wurde von 7,78 Prozent gewählt, die Grünen Bauern verfehlten mit 2,21 Prozent den Einzug in das oö. Bauernparlament

21: Dieser Paragraf der Wahlordnung für die oö. Landwirtschaftskammer regelt, dass auch „juristische Personen“ ihre Stimme abgeben dürfen. Die Städte, Körperschaften, Stiftungen oder Firmen bedienen sich dabei ihres gesetzlich und statutengemäß berufenen Vertreters nach außen.

 

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14  Kommentare
14  Kommentare
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( Kommentare)
am 21.01.2015 13:33

Was ist das ? Vor einem Landgasthof sind 100 Mercedes und ein Range-Rover ?
Antwort : Eine Bauernversammlung und der Tierarzt ist auch eingeladen !

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freidenker (435 Kommentare)
am 21.01.2015 12:39

Es ist schon mehr als traurig dass die Kosten für diese Juxwahl die öffentliche Hand zu tragen hat, denn die Gemeinden müssen diese Wahl abwickeln.
Wenns wenigstens einen Sinn ergäbe aber außer Kosten haben wir nichts davon traurig

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kuhhirt (5.897 Kommentare)
am 21.01.2015 12:08

Nimmt diesen Club echt jemand ernst?

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freidenker (435 Kommentare)
am 21.01.2015 12:40

JA die Mandatare des Bauernbundes und in weiterer Folge leider auch die ÖVP denn das Stimmvolk ist ident

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( Kommentare)
am 21.01.2015 11:43

wird es jetzt ein Mercedes der S-Klasse oder doch nur ein E-Klasse Stern-Wagen ?
Ja, die Entscheidung ist manchmal wirklich schwer !
Hauptsache die blöden Städter glauben den Schmäh von den hart arbeitenden und unterbezahlten Bauern, dann ist alles gut.

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gscheidle (4.099 Kommentare)
am 21.01.2015 12:47

Wenn bei uns junge Gfraster mit Migrationshintergrund die kaum zwanzig Jahre alt sind mit dicken Audis oder BMW herumkutschieren regst du dich da auch auf? Ich würde nie auf die Idee kommen Städter pauschal als blöd zu bezeichnen, du glaubst aber Bauern als faules Pack hinstellen zu müssen die nur die Sorge haben welches Auto sie bestellen sollen. Such dir ein anderes Feindbild hast ja zur Zeit genug Auswahl.

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Geronimo7 (385 Kommentare)
am 21.01.2015 14:34

Jugendliche mit Migrationshintergrund gleich als Gfraster zu bezeichnen ist ein Hinweis auf geringer Bildung, aber großen Vorurteilspotential.

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gscheidle (4.099 Kommentare)
am 21.01.2015 18:23

Danke dir Geronimo. Ich werde mich in Zukunft gewählter ausdrücken und meine Beobachtungen genauer präzisieren.

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( Kommentare)
am 21.01.2015 13:08

Den Unterschied zwischen Armen und Reichen Bauern kennst du schon-oder?
Na-der Arme Bauer wäscht seinen Mercedes eben selber!

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Biobauer (6.035 Kommentare)
am 21.01.2015 11:02

Das der Großteil was unter Landwirtschaftsförderung läuft von der Lebensmittelindustrie und von nichtbäuerlichen Grundbesitzern abgeholt wird.

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kuhhirt (5.897 Kommentare)
am 21.01.2015 11:29

das heisst nicht "Förderung", sondern "Almosen"! Das ist auch nix was dir zusteht, sondern das sind unsere Zuwendungen dafür, dass du Grund und Boden in Ordnung hältst - und deinen steilen Graben wieder instandsetzt, wenn ein Biker dort einen Grashalm verbogen hat. Basta!

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Fensterputzer (5.146 Kommentare)
am 21.01.2015 11:45

das "Problem" ist eher eure Standesvertretung.
Aber das zu ändern habt ihr ja selbst in der Hand. Oder?

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ob-servierer (4.503 Kommentare)
am 21.01.2015 10:41

schon über das Wählerverzeichnis beschwert, dann soll er doch einmal in das EU-Agrar-Subventionsverzeichnis hineinschauen, da gibt es ganz andere Ungereimtheiten.
Vor einiger Zeit war diese Liste einmal öffentlich zugänglich, aber vermutlich nach diversen Interventionen wurde das bald wieder abgedreht.
Ein Beispiel von vielen:
darin steht oder stand dem Vernehmen nach auch der Fruchtsafterzeuger SPITZ (lt. Wikipedia ist die S. Spitz GmbH einer der größten österreichischen Nahrungsmittelhersteller. Das Unternehmen mit Sitz im oberösterreichischen Attnang-Puchheim produziert vor allem für den österreichischen Markt, exportiert aber auch ein Drittel seiner Produkte. Im Jahr 2005 konnte mit rund 650 Mitarbeitern ein Umsatz von mehr als 200 Millionen Euro erzielt werden).

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withiwiffzak (135 Kommentare)
am 21.01.2015 13:20

In dieser Liste stehen zB. alle Fruchtsafterzeuger die öster. Zucker verarbeiten,weil dieser teurer ist als der Zucker am Weltmarkt.

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