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"Schanigarten macht glücklich, die Rampe auch"

Von Hannes Fehringer, 18. September 2017, 04:31 Uhr
"Schanigarten macht glücklich, die Rampe auch"
Ist zum namhaften und originellen Blogger im Lande geworden: Martin Habacher wirkt auch in einem Kinofilm mit. Bild: feh

Der Kremsmünsterer Martin Habacher ist nicht an den Rollstuhl gefesselt, er fährt damit. Der Blogger leidet nicht an der Glasknochenkrankheit, er hat sie. Vor der Wahl bittet er die Behindertensprecher der Parteien zum Live-Stream.

OÖNachrichten: Sie sind zum "Tag der Begegnung" nach Steyr gekommen, eine Stadt in der Heimat Ihrer Kindheit in Kremsmünster. Auf Ihren Youtube-Videos machen Sie mit originellen Kommentaren auf Baulichkeiten aufmerksam, die für Rollstuhlfahrer regelrechte Barrikaden sind. Wie gefällt Ihnen dann Steyr?

Martin Habacher: Das ist eine wunderschöne Stadt mit einem wunderschönen Pflaster, auf dem sich auch reihenweise die Stöckelschuhe der Damenwelt das Genick brechen. Natürlich hört man dann oft das Gegenargument vom Denkmalschutz in einer so alten Stadt. Aber oft ist die Frage die: Können sie nicht oder wollen sie nicht? Ich meine bei den Schanigärten auf dem Stadtplatz, die stehen nicht unter Denkmalschutz, da wären sich ein paar Schaltafeln als Rampen ausgegangen und Rollstuhlfahrer wären glücklich.

Sie leben nun schon lange in Wien, sind von Oberösterreich in die Großstadt gezogen.

Wien hat mir schlussendlich auch beruflich ganz andere Möglichkeiten als Medienberater und Medienunternehmer geboten.

Bekanntheit haben Sie ja auch durch Filme erlangt, jetzt auch mit Stefan Wolners Dokumentarfilm "Mabacher#ungebrochen".

Wir kennen einander schon lange. Mein Filmdebüt unter seiner Regie war der 14-minütige Kurzfilm "Goldfisch99" mit Franziska Weis. Da geht’s um eine Frau, die im Internet ihren Traummann sucht und dann sieht sie beim Date mich. Eine wirklich krasse Auseinandersetzung.

Als Blogger und Youtuber hat Ihnen jetzt die Kamera von "Mabacher#ungebrochen" über die Schulter geblickt. Bei der Vermittlung der Inhalte sind Sie ja nicht immer ein netter Softie.

Vielleicht erkläre ich einmal, warum aus dem Martin Habacher der "Mabacher" geworden ist. Das ist nun einmal eine für die Öffentlichkeit bessere und medientaugliche Verkürzung von Martin Habacher, soll durchaus bewusst so etwas wie eine "Marke" sein. Zum anderen glaube ich, dass der streng erhobene Zeigefinger und die todernste Miene die Leute von den Anliegen und der Weltsicht abschreckt, die Menschen mit Behinderungen haben. Und dann geht es mir auch darum, sprachliche Dummheiten auszurotten, wie, dass einer im Rollstuhl gefesselt ist, bloß weil er einen zur Fortbewegung braucht.

Sie scheuten ja auch so manchen Tabubruch nicht, etwa, dass Sie immer am Beginn Ihres neuen Youtube-Videos einen Behindertenwitz erzählten.

Leider mache ich das momentan nicht, weil sie mir nach 110 Folgen ausgegangen sind und ich nirgendwo Nachschub finde.

Da haben Sie Kritik eingefahren wegen mangelnder politischer Korrektheit?

Ich habe mich für die TV-Serie "Sehr witzig" bei Puls4 mit Behindertenwitzen beworben. Die haben gleich geantwortet, dass das nicht geht, Widerspruch erregen werde. Aber weil zum Leben ganz normal dazugehört, dass es auch Behinderungen gibt, habe zumindest ich als Behinderter das Recht, darüber auch Witze zu machen. Natürlich gibt es auch beim Humor Grenzen, die nicht überschritten werden dürfen: Über den Holocaust an den Juden gibt’s nichts zu lachen, kein bisschen! Ich will mit Behindertenwitzen dagegen die Schwelle senken, dass uns jemand zuhört und wir auch verstanden werden. Der Witz hat sich immer als guter Türöffner erwiesen.

Hat es auch einen Witz gegeben, bei dem Sie einen Shitstorm einfingen?

Ja, einen, und ich gebe zu, über den kann man diskutieren.

Wie ging der?

"Was ist ein Pole, der ohne Hände auf die Welt gekommen ist?" – "Eine Vertrauensperson."

Da lache ich jetzt herzhaft, weil der Witz als Overkill an Dummheit eine schiefe Logik hat.

Genau so war er gemeint. Ein Zuviel und eine Kombination an Vorurteilen, dass der gemeine Rassismus und plumpe Nationalismus dahinter absurd wird.

Auf ihrem Blog haben Sie vor der Wahl ein Projekt, das nennenswert ist. Sie haben ihre Follower um Fragen gebeten, die Sie nebst eigenen an die Behindertensprecher der Parteien in einem Live-Stream weiterreichen. Wie ist die Resonanz darauf?

Unterm Strich bin ich begeistert: Nationalrätin Ulrike Königsdorfer-Ludwig von der SPÖ, Helene Jarmer von den Grünen und Norbert Hofer von der FPÖ werden zu mir zu einem "Sommergespräch" kommen, das über einen Livestream gesendet wird und dann auch zur Nachlese im Web steht. Die ÖVP, die jetzt den von mir sehr geschätzten Behindertensprecher Franz-Josef Huainigg sehr weit nach hinten gereiht hat, schickt niemanden und auch die "Neos" haben niemanden gemeldet. Der Sache der "Sommergespräche" tut das keinen Abbruch.

 

Der andere Politik-Talk

Von behinderten Menschen selbst und von engagierten Mitbürgern stammen die Fragen, die Martin Habacher auf www.mabacher.com bei seinen „Sommergesprächen“ den Behindertensprechern der Parteien stellt. Am 19. September ist Ulrike Königsberger-Ludwig (SP) um 10.15 Uhr im „Live-Stream“ zu Gast, um 13.15 Uhr folgt Helene Jarmer (Grüne). Norbert Hofer vertritt am 22.September um 14.15 die FP. Die anderen Parteien sagten ab.

 

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1  Kommentar
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Gugelbua (31.944 Kommentare)
am 18.09.2017 17:15

auch Linz ist mit seinen kaputten Gehwegen und Straßen eine Herausforderung an Rollstuhlfahrer/innen.
einem Bekannten wurde ein elektrischer Rollstuhl verweigert mit der Begründung:
der über 60jährige hätte noch genug Kraft in den Armen........ traurig

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