NS-Stollensystem: Experten räumen mit Gerüchten auf
ST. GEORGEN/GUSEN. Bericht: Ein 16-köpfiges Expertengremium hat auf Initiative der BH Perg die kursierenden Spekulationen rund um einen zweiten Rüstungsstollen auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft.
Es hat rund um St. Georgen außerhalb der bekannten Produktion von Messerschmitt-Jagdflugzeugen keine unterirdischen Produktions- oder Forschungsanlagen gegeben. Zu diesem Schluss kommt die Expertenkommission, die Gerüchte um ein zweites Stollensystem, Raketen- und sogar Atomwaffentests einer wissenschaftlichen Überprüfung unterzogen hat. Die wichtigsten Punkte im Überblick.
1. War die Rüstungsanlage "Bergkristall" größer als bisher bekannt?
Die unterirdisch geförderte Aushubmenge für "Bergkristall" wurde auf einem Lagerplatz südlich des Bahnhofs angehäuft. Dieser Aushub umfasste ca. 340.000 m³. Dass diese Menge größer ist als die bekannte Gesamt-Kubatur von "Bergkristall" (220.000 m³), ist mit der natürlichen Ausdehnung und Auflockerung des Aushubmaterials. "Daraus ergibt sich kein Hinweis auf eine zusätzliche Bergkristall-Ebene oder gar weitere Anlagen", sagt Claudia Theune-Vogt, Dekanin der Historisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien.
2. Gibt es einen zweiten Stollen für die Entwicklung von Spezialwaffen?
Der im Dezember beim Schützenhaus freigelegte Stiegenabgang war nicht der Eingang zu einem unerforschten Stollen, sondern eine "Aufzeigerdeckung" für den SS-Schießstand. Hier wurden Zielscheiben bedient und die Schussergebnisse telefonisch an den Schießstand übermittelt. Weder die verwendeten Wandstärken der Betondecke (ca. 15. cm) noch die fehlende Möglichkeit einer LKW-Zufahrt lassen laut Bundesdenkmalamt den Schluss auf eine andere Nutzung zu.
3. Warum wurden Grabungen im Dezember behördlich gestoppt?
Die vom Linzer Filmteam vorgenommenen Baggerungen erfolgten ohne Genehmigung. "Leider wurden dabei sogar Teile der Anlage zerstört. Die Vorgangsweise war alles andere als fachmännisch. Zum Glück hat die Behörde dem Einhalt geboten", sagt Paul Mahringer, Leiter der Denkmalforschung beim Bundesdenkmalamt.
4. Wird dieser Tunnel nun weiter untersucht?
Die Anlage wurde vom Bundesdenkmalamt unter Schutz gestellt. "Wir haben weitere archäologische Maßnahmen beantragt", sagt Heinz Gruber von der Abteilung Archäologie des Bundesdenkmalamtes. Es erwartet sich davon aber kaum neue Erkenntnisse.
5. Wurden Spuren giftigen oder radioaktiven Materials gefunden?
Hier kann laut Bezirkshauptmann Werner Kreisl eindeutig Entwarnung gegeben werden: Sowohl Strahlungsmessungen vor Ort als auch die Auswertung der Bohrschlamm sowie Grund- und Trinkwasserproben, die bei Erkundungsbohrungen gewonnen wurden, blieben im Rahmen der natürlich vorkommenden Werte und brachten keine Hinweise auf nukleartechnische Tätigkeiten. Ein als möglicher Bestandteil eines Teilchenbeschleunigers gehandelter Keramik-Bauteil entpuppte sich laut Heinz Gruber als gewöhnlicher Schleifring, wie er in zahlreichen Elektromotoren verwendet wird, und kann nicht als Beweis für Atom-Aktivitäten herangezogen werden.
6. Haben die den achteckigen Betoneinfassungen etwas mit Raketentests zu tun?
Dieser Punkt erregte bei einer Pressekonferenz vergangene Woche in St. Georgen großes Aufsehen. Die mutmaßlichen Abschussrampen für Raketen sind seit Jahren bekannte Lüftungsauslässe für die unterirdische Flugzeugproduktion. Sie wurden so massiv ausgeführt, um etwaigen Luftangriffen der Alliierten standhalten zu können. "Legt man die Luftbilder mit diesen Oktogonen über die Bergkristall-Baupläne, passt das perfekt zusammen", sagt Claudia Theune-Vogt.
7. Was ist mit den geheimen Zugtransporten in den letzten Kriegstagen?
Laut Bertrand Perz vom Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien ergab eine Durchsicht der Wagenkontrollbücher des Bahnhofes St. Georgen aus den Jahren 1944 und 1945, dass es sich dabei um nachvollziehbare Transporte von Lebensmitteln, Baustoffen und Teilen für die Flugzeugproduktion handelt.
8. Wird der "Bergkristall"-Stollen öffentlich zugänglich gemacht?
Das Innenministerium sowie die Bundesimmobiliengesellschaft – ihr "gehören" die Stollen – stehen kurz vor dem Abschluss einer Vereinbarung, damit zumindest Hinterbliebene und Opferangehörige die Stollen rund um die Jahrestage der Befreiung in Begleitung betreten dürfen.
nachschauen wäre besser als spekulieren.
es fehlt eine ordentliche Aufarbeitung!
Es fehlt eine wissenschaftlich gut
fundierte Expertise über diese Anlage
und vor allem eine "stilvolle"
Erinnerungsstätte mit Daten, die es
bisher vielleicht noch nicht in einer
Form eines Dokumentes gab!
Der Bürgermeister und die ganze Gemeinde
sollten an einem entsprechenden Konzept,
auch touristisch, arbeiten!
Zuschütten und vergessen wollen, bringt
gar nichts!
Eine Verhöhnung der Opfer ist das, eine
Begehung nur in diesem Gedenkjahr zu
erlauben!
es hilft den Opfern auch nichts wenn jeden tag eine Begehung gemacht wird !
Übertreib net glei so!
den Opfern denn helfen, deiner fachmännischen Meinung nach?
ein 10 Jahresfeier wie heute in Auschwitz finde ich besser als jedes Jahr in Mauthausen denn es besteht die Gefahr der " Abstumpfung " ...