St. Martin will mehr Wohnqualität
SANKT MARTIN. Der Trend geht in Richtung "Wohngemeinde" – Umfahrung könnte heißes Thema werden.
Fast bis auf den letzten Platz gefüllt war die urige Gaststube beim Hofwirt am vergangenen Donnerstag. Viele Gemeindebürger waren der Einladung der OÖNachrichten zum Stammtisch "Jetzt red i" gefolgt, um jene Themen zu diskutieren, die die St. Martiner bewegen.
Viele Gemeinden im Bezirk Ried erblassen vor Neid, denn die 1900-Einwohner-Gemeinde St. Martin darf sich über fast 1500 Arbeitsplätze freuen. Allerdings birgt diese Konstellation mittlerweile auch "Zündstoff".
Vor allem das starke Verkehrsaufkommen und der Durchzugsverkehr ist für viele St. Martiner Gemeindebürger fast nicht mehr auszuhalten. Das Thema Verkehr wurde beim Bürgerforum leidenschaftlich diskutiert. "Nächstes Jahr wird der Flächenwidmungsplan neu erstellt. Wir sind uns quer durch alle Fraktionen einig, dass wir keine weiteren Betriebsbaugebiete mehr schaffen wollen. Wir dürfen den Bogen auf gar keinen Fall überspannen. Erweiterungen ja, Neuansiedlungen nein", ist auch Bürgermeister Kurt Höretzeder ein Befürworter in Richtung mehr Wohnqualität.
Problem Kinderspielplatz
Ein ständiger Aufreger in St. Martin ist das Thema Kinderspielplatz. Vor allem pubertierende Jugendliche nutzen den Platz als Treffpunkt und zum "Vorglühen" vor Veranstaltungen. Zigarettenstummel, Glasscherben beschädigte Geräte sind an der Tagesordnung. "Früher waren wir stolz auf unseren Kinderspielplatz. Jetzt müssen wir uns nur mehr ärgern. Allerdings ist dieses Thema kein reines St. Martiner Problem. Wir wollten den Kinderspielplatz schon einmal auf Kinder bis 12 Jahre beschränken. Das war aber nicht möglich, weil von der Bezirkshauptmannschaft die Rechtsauskunft kam, dass ein Kinderspielplatz für alle frei zugänglich sein muss. Auch die Exekutive hat so gut wie keine Handhabe, hier etwas zu unternehmen", ärgert das Gemeindeoberhaupt der oftmals trostlose Zustand des Kinderspielplatzes.
Das Thema Lärmbelästigung wurde von Sportvereinsobmann Robert Ellinger aufgegriffen: "Wenn wir schon den Verkehr nicht reduzieren können, dann sollten wir danach trachten, den dadurch entstehenden Lärm einzudämmen. Es gibt mittlerweile viele Möglichkeiten, mit neuen Asphaltbelägen den Lärm zu regulieren".
Da eine Asphaltierung der Ortsdurchfahrt ohnedies bald ansteht, versprachen die Gemeindepolitiker, dieses Anliegen auch bei der Vergabe zu berücksichtigen.
Keinen Lösungsansatz hatte die St. Martiner Gemeindepolitik für eine Umfahrung. Karl Egger von der ÖVP berichtete, dass die Gemeinde Aurolzmünster eine großflächige Umfahrung plant. Und auch Josef Nöbauer thematisierte dieses bereits vor zwei Jahrzehnten angedachte Projekt.
Wohin eine Umfahrung bauen?
"Bitte sagt mir, wo wir in St. Martin eine Umfahrung bauen sollen. Da bin ich für jeden sinnvollen Vorschlag dankbar", zog sich Bürgermeister Kurt Höretzeder gekonnt aus der Affäre. Die ursprünglich einmal ins Auge gefasste Trasse ist nicht mehr zu verwirklichen, da dort mittlerweile die Firma Großfurtner und auch viele Häuser stehen. Natürlich wünscht sich auch keine Wohnsiedlung einen Umfahrungsanschluss in unmittelbarer Nähe.
"Die Redakteure der Innviertler Nachrichten und der Rieder/Schärdinger Volkszeitung werden natürlich an den heißen Themen dranbleiben", versprach Redaktionsleiter Roman Kloibhofer den St. Martiner Bürgern. OÖN-Chefredakteur-Stellvertreter Wolfgang Braun strich das große Engagement der OÖN heraus, die wöchentlich mit mehr als 80 Seiten über das Innviertel berichtet: "Das gibt es in keiner anderen Region in Oberösterreich".
Meinungen: Die St. Martiner diskutierten beim Bürgerforum mit den Gemeindepolitikern
„Wir brauchen in Breitenaich einen Kreisverkehr. Eine Abbiegespur im Bereich FACC ist zu wenig. Der Stau am frühen Morgen ist ein Wahnsinn.“
Anna Nobis, Pfarrsekretärin St. Martin
„In einem Schwimmbad gibt es Öffnungszeiten. Warum nicht auch bei einem Spielplatz. Das wäre ein erster Lösungsansatz.“
Jens Reiter, lebt seit 8 Jahren in St. Martin
„St. Martin hat sich zwar schon vor 20 Jahren Gedanken wegen einer Umfahrung gemacht, allerdings ist bis heute rein gar nichts passiert.“
Josef Nöbauer, St. Martin
„Wir haben nichts gegen Jugendliche am Spielplatz. Allerdings sollten sie den Mist, den sie verursachen, auch wieder wegräumen.“
Rosemarie Kreßl, Volksschuldirektorin
In unserer Demokratie denkt man nur von Wahl zu Wahl.
Langfristige Planungen können so nicht stattfinden.
Weder die Abgeordneten noch sein Wähler haben bei der Stimmabgabe seine Enkelkinder im Visier. Warum auch, bezahlt wird heute....
die frage sollte lauten: wo können die jugendlichen sonst hin