Von Beruf Gemeindechef, im Herzen ein Weltenbummle
PERWANG. Bürgermeister Josef Sulzberger waltet in einer ehemaligen Schmiede, in einem monotonen Büro. Der VP-Politiker erzählt weitaus lieber über seine Passion als über die Amtsstube
Das eintönige Büro im Erdgeschoss des Gemeindeamts mit der dezent grünen Außenfassade wurde bereits vor zwei Jahrzehnten von Altbürgermeister Ludwig Renzel (war 30 Jahre im Amt) eingerichtet. Seither hat sich am Interieur nicht viel verändert, gibt Bürgermeister Josef Sulzberger zu. "Ich bin nicht oft im Büro. Es ist außerdem nicht so wichtig, wichtiger ist die Gemeinde", erklärt der gebürtige Pongauer . Weil es ihm und seiner Frau in der Grenzlandgemeinde (die sich 1958 von Palting abspaltete und selbstständig wurde) derart gut gefiel, entschied sich der heute 66-Jährige, seine Zelte in Perwang am Grabensee aufzuschlagen. "Uns hat die Gemeinde auf Anhieb gefallen und der Grund war vergleichsweise billig. Außerdem haben wir einen wunderschönen Blick auf die Berge und eine sehr gute Verbindung in die Stadt Salzburg."
Ehefrau legte in der Politik vor
Der Wechsel in die Politik vor mehr als 23 Jahren ist seiner Frau zu verdanken. Sie legte nach zwei Perioden im Gemeinderat ihr Mandat zurück, auf dem Sessel von Frau Sulzberger nahm ab dem Zeitpunkt Herr Sulzberger Platz. Sechs Jahre später wurde der Tiefbaupolier zum Ortschef gewählt.
"Es ist schön, dass man so viel bewegen kann. Man ist als Bürgermeister an vorderster Front und Vermittler in der Bevölkerung", erklärt der Vater von vier Kindern. Erinnerungen an seine Familie bewahrt der Pensionist in seinem Büro nicht auf. Stattdessen hängen auffällig viele Luftansichten und Karten der Gemeinde an den Wänden. Durch das Mobiliar aus Kirschenholz und die rosa-lila-grün-farbenen Vorhänge an den vier Fenstern wirkt der Raum etwas düster. Licht spenden die kitschigen Blumen-Lampen auf dem großzügigen Eckschreibtisch und an der Decke. Farbe und eine persönliche Note bringt eine besondere Malerei in das rechteckige Zimmer: An der Wand hinter dem länglichen Besprechungstisch hängt ein modernes Bild, das die Eigenschaften der Grenzgemeinde hervorheben soll, angefertigt von der Braunauer Künstlerin Inge Stöckl. "Das Bild zeigt den Grabensee, unsere Kirche und das Zollhaus. Das Motiv hängt auch an der Ortseinfahrt, als Willkommensgruß." Willkommensgeschenke in Form von zwei bunt eingepackten Präsenten stehen auch auf dem Schreibtisch. Die Päckchen will Sulzberger noch am selben Tag an die Mütter von zwei neugeborenen Perwanger Erdenbürger persönlich übergeben. "Das macht mir Spaß, dafür nehme ich mir gerne Zeit. Zeit, die ich früher, während meiner beruflichen Tätigkeit, nicht hatte."
Kandidatur noch nicht fix
Seine Freizeit verbringt der vierfache Großvater am liebsten mit seinen Enkeln oder im Garten. "Egal ob beim Wandern in den Bergen oder beim Spaziergang durch den Ort, das Abschalten fällt mir ganz einfach." An sein liebstes Hobby, das Reisen, erinnert ihn ein zehn Zentimeter kleiner Liegestuhl, der direkt neben dem Stehkalender auf dem Schreibtisch platziert ist. Aufnahmen seiner Reisen, die Sulzberger gerne bei Vorträgen den Gemeindebürgern präsentiert, finden sich im Arbeitszimmer nicht. Dafür würde der Platz nicht ausreichen.
Ob er sich zukünftig noch mehr den Touren rund um den Globus widmet oder nicht doch noch eine Zeit im Amt bleibt? "Über meine Kandidatur für die nächste Bürgermeisterwahl muss ich noch überlegen. Es kommt auf die Gesundheit an. Spricht nichts dagegen, trete ich im kommenden Jahr noch einmal an."
Serie: Der Arbeitsplatz des Bürgermeisters
Perwang am Grabensee
Einwohner: 965 Haupt- und 77 Nebenwohnsitze
Gemeindeamt: Das 1952 errichtete Gebäude beheimatete einst eine Schmiede, ehe es von der Gemeinde gekauft und adaptiert wurde. Die letzte Sanierung erfolgte vor etwa 20 Jahren. Neben den Büroräumen befinden sich unter anderem auch der Stockschützenverein im Haus mit der Anschrift Hauptstraße 16.
Josef Sulzberger war bis zur Pensionierung als Tiefbaupolier tätig. Der 66-Jährige stammt aus Eben im Pongau.