Herzenswunsch: Heinrich durfte noch einmal auf den Gipfel des Zwölferhorns

FREINBERG/SANKT WOLFGANG. Gesehen und mit seiner Kamera festgehalten hat Heinrich L. sie nahezu alle: die Klettersteige, Gipfel und Aussichten auf Österreichs Bergen. Seit Ende der 60er-Jahre ist der 70-jährige Innviertler begeisterter Bergsteiger.

Doch seit einem Jahr ist im Leben von Heinrich nichts mehr so, wie es einmal war. Bei einer Routinekontrolle im Krankenhaus Schärding wurde ein Tumor direkt zwischen Magen und Bauchspeicheldrüse festgestellt. Die Chemotherapie der vergangenen Monate zeigte leider nicht den gewünschten Erfolg.

Ein unvergesslicher Ausflug

"Bis zum Sommer war alles halb so schlimm, da konnte ich zumindest zu Fuß gehen. Jetzt sitze ich im Rollstuhl", sagt der in Freinberg (Bezirk Schärding) wohnhafte Heinrich. Seitdem kann er auch nicht mehr zu seiner Lebensgefährtin nach Bayern fahren. "Meine Maria ist selber körperlich eingeschränkt, da wird der Alltag schwer zu bewältigen." Und eigentlich wäre laut Heinrich ja alles "ganz anders ausgemacht gewesen, ich wollt’ mich ja um sie kümmern – jetzt ist es leider umgekehrt."

Im Herbst kam der Palliativbeauftragten von Heinrich eine Idee: Der 70-Jährige sollte noch einmal einen Gipfelsieg erringen können. Möglich wurde dies durch das Wunschmobil des Roten Kreuzes, das Heinrich und Maria in der Weihnachtszeit nach St. Wolfgang brachte. Seit Jahren erfüllen die Mitarbeiter des Roten Kreuzes mit dem Wunschmobil schwerkranken Menschen Herzenswünsche. Nach einem Besuch auf dem Wolfgangseer Advent und einer Schiffsrundfahrt war es schließlich so weit: Die Gondelbahn brachte Heinrich und Maria auf den Gipfel des Zwölferhorns, 1522 Meter über dem Meeresspiegel. Nicht fehlen durfte dabei Heinrichs wertvollster Besitz, seine geliebte Kamera.

Trotz heftigen Schneefalls war für den Bergfex jede Sekunde auf dem Gipfel unvergesslich. "Das war einer der schönsten Tage meines Lebens", sagt er. Besonders schön war der Ausflug für Heinrich, weil er ihn mit ehemaligen Kollegen machen konnte. "Ich war selbst mehr als 45 Jahre Rettungssanitäter, die Tätigkeit hat mein Leben geprägt", sagt Heinrich.

In nahezu fünf Jahrzehnten Rettungsdienst seien auch "viele enge und bis heute bestehende Freundschaften" entstanden: "Seit meiner Krankheit spielen wir einmal in der Woche Tarock bei mir daheim, für mich ist das immer eine schöne Abwechslung", sagt der 70-Jährige.

"Erinnerung nimmt mir keiner"

Ein Rotkreuz-Kollege sei es auch gewesen, der Heinrich auf die Idee für sein neuestes Projekt brachte: "Neben den Bergtouren in Österreich habe ich sehr viel von der Welt gesehen und das mit meiner Kamera festgehalten." Aus den schönsten Schnappschüssen seiner Sammlung, die rund 600 Gigabyte groß sein dürfte, fertigt er nun ein Fotoalbum an.

"Das sind alles Erinnerungen und Erlebnisse – die kann einem keiner wegnehmen", sagt Heinrich. Fotos, die an jenem Dezembertag auf dem Zwölferhorn oder in St. Wolfgang entstanden sind, werden mit Sicherheit auch einen Ehrenplatz in Heinrichs Album finden.