Franzose musste die Nacht in einer Felswand des Krippensteins verbringen
OBERTRAUN. 26-Jähriger folgte einer Gämse in eine Felswand und konnte nicht mehr vor oder zurück Bergretter und Alpinpolizisten harrten unterhalb des Festsitzenden die Nacht aus
Seine Neugier hat einem Franzosen am Montag auf dem Krippenstein eine Nacht im Freien beschert. Der 26-Jährige war am Montagnachmittag von Obertraun in Richtung der Aussichtsplattform "5 Fingers" aufgebrochen. Als er beim Aufstieg eine Gämse bemerkte, beschloss er, dem Tier zu folgen. Er stieg der Gämse abseits des markierten Aufstiegsweges in steiles felsiges Gelände nach.
Obwohl bereits die Abenddämmerung einsetzte, versuchte er noch weiter, durch das steile unwegsame Terrain aufzusteigen, um der Gämse weiter zu folgen. Erst als es bereits völlig dunkel war, realisierte der junge Mann, dass er sich mitten in einer Felswand befand und weder vor noch zurück konnte. Er entschied sich dennoch, keinen Notruf abzusetzen, und suchte einen möglichst sicheren Platz, um dort die Nacht im Freien zu verbringen.
Suche mit Scheinwerfern
Erst gegen Mitternacht informierte er telefonisch seine Freundin über seine missliche Lage. Die Französin rief umgehend die Polizei an und setzte damit die Rettungskette in Gang. Ab 0.30 Uhr versuchten Bergretter und die Alpinpolizei, den Festsitzenden in der Felswand zu lokalisieren.
Ein Nachtflug-tauglicher Hubschrauber der Polizei wurde angefordert. Diesem gelang es schließlich, den 26-Jährigen mithilfe eines Scheinwerfers in der Felswand zu finden.
Zu diesem Zeitpunkt waren Bergretter und Alpinpolizisten bereits bis in Rufreichweite zu dem Mann aufgestiegen. "Wir konnten uns aber weder zu ihm abseilen, noch zu ihm aufsteigen. Das wäre zu gefährlich gewesen", berichtet Alpinpolizist Pascal Preimesberger. Es sollte eine lange Nacht für die Einsatzkräfte werden. "Uns war klar, dass er erst bei Einbruch des Tageslichts gerettet werden kann", sagt Preimesberger.
Retter blieben in der Felswand
Rund sechs Stunden lang verharrten die Retter in der Felswand und redeten auf Englisch mit dem Gestrandeten. "Wir haben ihm gesagt, dass er sich, so gut es geht, bewegen soll, und dass er keinesfalls einschlafen darf." Eine Notfallausrüstung, die ihn vor den eisigen Temperaturen hätte schützen können, hatte der Franzose nicht dabei.
Gegen 7.30 konnte ein Notarzthubschrauber den Mann schließlich mit einem Tau aus seiner misslichen Lage retten und am Fuße des Krippensteins absetzen. "Er war etwas unterkühlt, ansonsten ging es ihm aber gut", sagt Preimesberger. Die Retter versorgten den Franzosen nach der langen und kalten Nacht im Freien noch mit warmem Tee und einem Frühstück.