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Fünf vor neun: Corona, Könige und die Rezession

16. April 2020, 08:55 Uhr

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Zu Beginn des Krieges versammeln sich die Leute hinter dem König. Das ist schon immer so gewesen. Nun ist der Kampf gegen Corona zwar keine kriegerische Auseinandersetzung. Wenn man diese Woche allerdings Boris Johnsons Rede vom Krankenbett aus an die Nation gehört hat, dann lag schon eine Überdosis Churchill in seiner Stimme. „Das Land sei unbesiegbar“, tönte es vom Krankenbett des lädierten Johnson, fehlten nur das Blut und der Schweiß und die Tränen. Mit guter Absicht. Denn die Wirklichkeit ist für England fordernd genug, Tränen fließen auch, Großbritannien ist mit mehr als 10.000 Corona-Toten auf bestem Weg, Italien als am schlimmsten betroffenes europäisches Land abzulösen. Vom aktuellen Mitgefühl für den rekonvaleszenten Premier wird Johnson deshalb nicht lange leben können. „Jeder vernünftige Brite ist mindestens eine Stunde richtig verrückt.“ Womit die Briten kokettieren und was man über den Kauz der Inselbewohner behauptet, das hat der liebe Boris einfach zu wörtlich genommen.

Eine andere Königin, Angela Merkel, musste gestern ihre Ministerpräsidenten zähmen, ehe sie die ersten Lockerungen und den Weg zurück in die Normalität verkünden konnte. „Trampelpfad“, nennt ihn der Publizist Gabor Steingart. Österreich bleibt die Pein erspart, dass der große Nachbar deutlich vorprescht, doch es gibt Unterschiede. Die Schulen öffnen am 4. Mai, Geschäfte dürfen in Deutschland ab 800 Quadratmeter Fläche aufsperren. 

Der Dritte, Trump, spielt Trump. Er entzieht der Weltgesundheitsorganisation die Zahlungen der USA, damit drückt er eine weltweite Unzufriedenheit mit der WHO auf seine Weise aus. Die Rolle der WHO in der Corona-Krise verlangt nach Aufklärung. Sie habe Warnungen aus Taiwan in den Wind geschlagen, ducke vor China, heißt es. 

Zu zwei anderen K & K. Kurz und Kogler haben mit ihrem Coronakurs eine klare Mehrheit der Österreicher hinter sich. 100 Tage nach ihrem Amtsantritt fehlt Türkis-Grün nicht viel zur Zweidrittelmehrheit. Soweit die Umfragen. Dass wir Journalisten anderes verspüren und unsere Mailordner vermehrt mit Corona-Kritik bis hin zu wüsten Beschimpfungen geflutet werden („Regierungs-Kassandra ist eine Bezeichnung aus der noch freundlicheren Kategorie), ist laut diesen Umfragen zwar nur ein Minderheiten-Phänomen, aber es kommt auch in der Regierung an. Außerdem hat die Lockerung der Maßnahmen vor allem die Wirtschaftsvertreter als Kernklientel der Volkspartei entsolidarisiert. Die einen dürfen aufsperren, andere nicht - eine perfekte Nährlösung für  Neid und Eifersucht. Und dann hat der  Kanzler nach  Kritik der Verwaltungsrichter an der Eile und der Art des Zustandekommens von Erlässen und Verordnungen die klassische Kurz-Beherrschtheit fallen lassen, für einen kurzen Moment nur, aber Kanzleramtsastrologen mit feinem Sensorium merken. Ja, es verändert sich etwas, die Geschlossenheit kriegt Risse. Die Regierung im Dauerbetrieb weiß, dass das Momentum der anfänglichen Geschlossenheit verloren geht. Noch steht die Opposition im Abseits. Sie hat Zeit. Die Populisten sind aus dem Spiel. Sobald  die Wirtschaftskrise bei der Bevölkerung durchschlagen wird, ist die Bühne  jedoch für sie drapiert. 

Die Rezession rollt an. In den USA werden die ersten Quartalsergebnisse der großen Konzerne veröffentlicht, bald haben wir es schwarz auf weiß.  Kollegin Christine Haiden, verehrte Präsidentin des Presseklubs, warnt heute in ihrem Donnerstag-Kommentar davor, die Leute mit zu düsteren Wirtschaftsprognosen zu verängstigen. Ich widerspreche ihr ungern. Die Leute vertragen die Wahrheit, sie ist Ihnen  auch zumutbar. Ja, es besteht Notwendigkeit dazu, sie beim Namen zu nennen. Wenn Ökonomen nach Worten ringen, weil sie keine Begriffe für die Dimension des zu erwartenden Einbruchs finden, dann müssen die Bürger darauf vorbereitet werden. Ich zitiere Kenneth Rogoff, der die Pandemie und ihre Folgen eine „Invasion der Außerirdischen“ nennt, schlimmer als jede Rezession der letzten 150 Jahre. Nial Ferguson prognostiziert, dass die Erholung mit der Geschwindigkeit einer Schildkröte und nicht mit der eines Hasen erfolgen werde.  Die Krise wird überwunden, ihre Ausläufer werden lange bleiben. Von den finanziellen Folgen nicht zu reden. Sie alle dürften Flaubert gelesen haben. „Das Schlimmste an der Gegenwart ist die Zukunft.“ Denn es werden viele Illusionen - vom Umbau zu einem anderen, verträglichen, regionalen Wirtschaftssystem - unter dem Druck der Ereignisse und dem Kampf um Existenzen zerplatzen. In den Dritte-Welt- und Schwellenländern wird es verheerend werden. Am Ende von Corona werden wir alle ärmer, aber menschlicher sein. Teil eins dieser Prognose ist fix. Teil zwei wenig wahrscheinlich, wenn wir uns die historischen Analogien anschauen. Nennen Sie mich ruhig Kassandra, ich hoffe, das sich daneben liege. 

Zum Abschluss Positives,  ein paar Binsenweisheiten zum Aufbau seelischer Resilienz, zehn Gebote der isländischen Glücksforscherein Dora Gudmonsdottir zur Festigung psychischer Gesundheit, die wir momentan ja gut brauchen können. 1. Denke positiv. 2. Schätze die Menschen, die dir nahe stehen. 3. Lerne weiter, solange du lebst. 4. Bewege dich. 5. Mach die Dinge nicht unnötig kompliziert. 6. Gib nicht auf. 7. Entwickle dein Talent. 8. Setz dir Ziele. 9. Versuche zu träumen. 10. Lerne aus Fehlern.

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2  Kommentare
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haspe1 (23.645 Kommentare)
am 16.04.2020 23:15

Im Artikel steht: „..ich hoffe, das sich daneben liege..“

Man sieht hier, dass die Nachrichten ein Rechtschreibe-Programm einsetzen, das aber nicht fehlerfrei funktioniert und die Worte falsch zusammenwürfelt.

Wäre also gut, ein Redakteur aus Fleisch und Blut würde korrekturlesen....

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alteraloisl (2.658 Kommentare)
am 16.04.2020 21:26

Wir haben uns leider gesundheitspolitisch mit den Entwicklungsländern Italien, Spanien, Frankreich verglichen. Das passt überhaupt nicht. Wir haben die meisten Ärzte und Krankenbetten nach der BRD weltweit. Daher hätten wir die Krise so wie Schweden ohne große Probleme überwunden. Aber unser Links -Mitte Regierung möchte diese Thema am Köcheln halten. Da können sie täglich zum Teil schon fadisierende Pressekonferenzen abhalten. Aber die dramatische Abrechnung wird nächstes Jahr kommen. Dann werden auch die Speichellecker drauf kommen das die Verhältnismäßigkeit nicht gegeben war. Ich wünsche mir wirklich das ich nicht Recht habe.

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