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Als die Linzer ihren Motorrad-Bischof verabschiedeten

Von Michael Schäfl, 04. März 2019, 00:04 Uhr
Bild 1 von 3
Bildergalerie Bischof auf dem Motorrad
Bild: Diözese

Ein Blick ins OÖN-Archiv: Vor 25 Jahren wurde der beliebte Alt-Bischof Franz Zauner zu Grabe getragen, Tausende nahmen Anteil.

Als "einfachen, bescheidenen Menschen, der kein Mann vieler Worte war" beschrieb Altbischof Maximilian Aichern seinen Amtsvorgänger Franz Zauner bei der Gedenkmesse zu dessen 25. Todestag Ende Februar.

Zauner lenkte 26 Jahre lang die Geschicke der Linzer Diözese und war bei den Oberösterreichern sehr beliebt. Er wollte nie ein Kirchenfürst sein, auf seine Arbeit als Bischof angesprochen meinte er stets: "Ich bin Bischof für alle, aber in erster Linie Arbeiterpriester."

"So viel Klerus hatte der Linzer Dom wohl schon lange nicht erlebt", schrieben die OÖN über die Begräbniszeremonie Ende Februar 1994. Denn immerhin erwiesen zwei Kardinäle, 16 Bischöfe, der päpstliche Nuntius und viele weitere dem Altbischof die letzte Ehre. Zauner selbst stammte aus ärmlichen Verhältnissen und wurde im Winter 1904 als erstes von neun Kindern einer Bauernfamilie in Tollet bei Grieskirchen geboren. Nach der Matura am Petrinum führte ihn sein Weg nach Rom, wo er 1928 zum Doktor der Philosophie promovierte. Nach der Weihe zum Priester und dem Abschluss des Theologie-Doktorats zog es ihn in die Heimat-Diözese zurück. Er übernahm er die Seelsorgetätigkeit für Mondsee und Linz und versorgte während des Zweiten Weltkriegs als Lazarettseelsorger die Bevölkerung.

Krummstab statt Goldstab

Nachdem sich der Gesundheitszustand des damaligen Noch-Bischofs Josephus Fließer verschlechterte, wurde Zauner mit 45 Jahren vom Papst zum inoffiziellen Nachfolger erklärt. 1956 wurde er zum Bischof von Linz geweiht. Bei der Zeremonie verzichtete er auf den Goldstab und nahm stattdessen einen alten Krummstab an, ebenso verweigerte er das goldene, edelsteinbesetzte Brustkreuz seiner Amtskollegen und wählte ein schlichtes Kreuz aus VOEST-Stahl.

Der begeisterte Bergsteiger suchte die Lösung für die Probleme seiner Zeit stets im Gespräch mit den Menschen. Er erneuerte die Diözese Linz, verschenkte großzügig Kirchengrundstücke an den sozialen Wohnbau und suchte den Kontakt zu Nicht-Katholiken. Bei seinen über 1400 Visitationen fuhr Zauner stets mit dem Motorrad. Hauptsächlich, um nicht erkannt zu werden und sich ungezwungen mit den Menschen unterhalten zu können.

"Das Motorrad war ein Stück Erfüllung der Aufgaben meines Lebens und Berufes", meinte er auf sein standesuntypisches Fortbewegungsmittel angesprochen. Über ihn und sein Motorrad gibt es unzählige Anekdoten, die seine Sympathiewerte bei der Bevölkerung in die Höhe schnellen ließen.

Einst sprach ihn ein Polizist an, der ihm bei der Reparatur seines fahrbaren Untersatzes zusah: "Sie sind wohl Mechaniker?" Zauner darauf: "Nein, Bischof!" Der ungläubige Polizist erwiderte: "Dann bin ich der Papst!"

Der Bischof legte bei seinen Fahrten über 445.000 Kilometer zurück und blieb bis 1976 unfallfrei. Mit 72 Jahren verunglückte er mit dem Motorrad schwer, erholte sich jedoch rasch. Gegenüber den OÖNachrichten erklärte er den Sturz mit: "Wer mit dem Feuerstuhl fährt, muss mit Feuer rechnen." Immerhin habe ihm sein Unfall "den ersten Urlaub seit 28 Jahren" eingebracht. 1980 erklärte Zauner seinen Rücktritt, sein Wunschnachfolger Maximilian Aichern übernahm zwei Jahre später die Leitung der Diözese. Die Seelsorge legte der Altbischof selbst im hohen Alter nicht nieder, er stand bis zu seinem Tod am 20. Februar 1994 den Menschen mit Rat und Tat zur Seite. "All das hatten die Oberösterreicher offenbar nicht vergessen, als sie Freitagvormittag in den Linzer Dom strömten", resümierten die OÖNachrichten.

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6  Kommentare
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decordoba (3.803 Kommentare)
am 04.03.2019 15:58

Ich teile die Ansicht des Maximilian Aichern nicht. Der Bischof Zauner war ein großer Redner, aber er hat nicht lange um den Brei herumgeredet.
---
Als Kind habe ich den Bischof Zauner erlebt, er stand auf der Kanzel wie ein Mann ! Er hat die Gläubigen unmittelbar in verständlicher und klarer Sprache angesprochen. Jeder hat zugehört und war von ihm gefesselt !

Im Vergleich dazu hat so machen Kaplan vom Evangelium erzählt, so wie es gefordert ist. Die Bauern haben in den Kirchenbänken sitzend, dahingedöst oder sie haben über die hochträchtige Kuh nachgedacht zwinkern

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tacitus (4.799 Kommentare)
am 05.03.2019 10:49

@decordoba:
auch beim Bi Zauner haben die Bauern in den Ki Bänken dahingedöst, so ein Tausendsassa war er aber auch nicht! Zu seiner Zeit konnte ein Pfarrer oder Bischof leicht erfolgreich sein, so ungeschickt konnte gar keiner sein, dass er nicht erfolgreich gewesen wäre.

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snooker (4.429 Kommentare)
am 04.03.2019 14:01

Mit der Maschine nach Gmunden und dann hinauf auf den Traunstein, das war der Bischof Zauner.

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tacitus (4.799 Kommentare)
am 04.03.2019 12:45

Dr.Zauner war ok, es waren auch die schönsten Zeiten der Diöz.Linz.Kirchen wurden gebraucht, Pfarrheime gebaut, den Pfarrern am Land wurde die Landwirtschaft weggenommen, da hat ver nicht lange gefackelt.er war ein >Anti Nazi, wenn es um die Rechte der rk Ki ging, gegen das KZ Mauthausen und die Vergasung in Hrtheim hat er nichts gesagt.
Manches ging auch daneben, das konnte er aber nicht wissen:viel zu viele neue Kirchen, ni den Kirchen Umbauten wurden die gotischen Kirchen zerstört, es sind Kirchen, die heute viel zu gross sind.
Die Liturgiereform (deusch statt latein) hat der kirche das Mysterium genommen, aber niemand wurde dadurch gläubiger!

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( Kommentare)
am 04.03.2019 11:19

Bischof Zauner. Meine Kindheitserinnerungen Eine Legende in Oberösterreich.

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grenzwall (715 Kommentare)
am 04.03.2019 08:59

Ja, das war noch "gstandener Bischof", der Herr Dr. Zauner.
Diese Motorradgeschichte ist legendär.
Nehme an die kennt jeder, die wurde uns schon als wir noch Kindleins waren erzählt.
Eine wahrlich schöne Erinnerung.
Danke.

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