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Steyrer Kripperl, Linzer Dombauhütte: UNESCO erweitert Kulturerbe-Liste

Von Herbert Schorn und René Laglstorfer, 03. Oktober 2018, 00:04 Uhr
Vom Bäcker-Nazl und Lichtl-Ausbläser
Gerhard Nezbeda in den Kulissen des Steyrer Kripperls Bild: Weihbold

LINZ/STEYR. 14 Traditionen und Bräuche nahm die UNESCO gestern in das nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes neu auf – aus Oberösterreich sind ein Stabpuppenspiel und eine alte Handwerkstechnik dabei.

„Die Freude ist sehr, sehr groß. Es ist eine Anerkennung unseres Brauchtums“, sagt Gerhard Nezbeda. Der 74-Jährige ist Spielleiter des Steyrer Kripperls. Dieses Stabpuppentheater wird seit Jahrhunderten in der Winterzeit aufgeführt. Seit gestern steht das Steyrer Kripperl gemeinsam mit dem Dombauhüttenwesen in Linz und Wien auf der UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes Österreichs.

Ebenfalls neu aufgenommen wurden etwa das Lichtmesssingen in Niederösterreich oder das Fahnenschwingen in Neckenmarkt (Burgenland). Dieses Verzeichnis gibt es seit 2010. Darin listet die UNESCO österreichweit bedeutende Bräuche, Praktiken und Traditionen auf, von Tänzen bis zu Handwerkstechniken.

Domhütte bald Weltkulturerbe?

Anders als der Name vermuten lässt, werden im Steyrer Kripperl aber keine Weihnachtsgeschichten aufgeführt, sondern Stücke aus dem Handwerksleben. „Alle unsere 455 Figuren sind pro Spielsaison mindestens einmal im Einsatz“, sagt der Spielleiter.

Auch beim Linzer Dombaumeister Wolfgang Schaffer ist die Freude über die Ernennung zum immateriellen Kulturerbe groß. „Das kann nur positiv sein, dass unsere spezielle Form der Denkmalpflege stärker wahrgenommen wird.“ Schließlich ist die Linzer Dombauhütte eine seit 156 Jahren aktive Steinmetz-Werkstatt, die ihre traditionellen Handwerkstechniken bis heute an Lehrlinge weitergibt. Im Frühjahr wird in Paris sogar um die Ernennung zum Weltkulturerbe angesucht. „Das wäre ein Riesenschritt und würde die Identifikation mit dem Mariendom stärken“, sagt Dompfarrer Clemens Pichler.

 

Vom Bäcker-Nazl und Lichtl-Ausbläser

„Es ist pure Handarbeit, die den Stein formt und restauriert“, sagt Wolfgang Schaffer. Der Architekt ist oberster Chef der Linzer Dombauhütte, deren skulpturale Handwerkstradition seit gestern zum immateriellen Kulturerbe Österreichs zählt.

Mit der Grundsteinlegung für den Linzer Mariendom im Jahr 1862 entstanden am heutigen Domplatz organisierte Werkstätten der unterschiedlichsten Handwerke, die als Dombauhütte vereinigt wurden. Seither gaben zahlreiche Steinmetzmeister ohne Unterbrechung ihr handwerkliches Wissen an nachfolgende Generationen weiter.

Zum Höhepunkt beschäftigte die Linzer Dombauhütte 70 Steinmetze, heute sind es fünf, darunter zwei Lehrlinge. Sie investieren jährlich rund 4000 Stunden in die Restaurierung des Linzer Wahrzeichens. „Ohne Stammmannschaft in der Dombauhütte ginge viel handwerkliches Wissen unwiederbringlich verloren“, sagt Schaffer. Genau dem beugt die UNESCO nun mit der Ernennung zum immateriellen Kulturerbe vor.

Diesen Titel darf nun auch das Steyrer Kripperl tragen. 20 Mitarbeiter spielen jeweils von November bis Jänner 24 seit Jahrhunderten überlieferte Geschichten, etwa über den Nachtwächter, den Bäcker-Nazl oder den Lichtl-Ausbläser. Dazu verwenden sie 455 Stabpuppen, die älter als 200 Jahre sind.

Ursprünglich wurden die Puppen von Handwerkern geschnitzt, die sich mit dem Spiel in der kargen Winterszeit ein zusätzliches Gehalt verdienen wollten. Im Saal im Innerberger Stadl wird seit mehr als 100 Jahren gespielt. Dass es die Puppen heute noch gibt, ist einer umsichtigen Steyrerin zu verdanken. Josefa Mohr rettete die Figuren vor dem Feuer. Die Stadt kaufte sie an und übergab sie an den Verein Heimatpflege. Spielleiter Gerhard Nezbeda ist mittlerweile seit 64 Jahren dabei. Er begann mit neun Jahren: „Das Steyrer Kripperl ist für mich ein Lebenswerk.“

UNESCO-Kuturerbe

Vielfältig gelebte Traditionen schützt die UNESCO, eine Organisation der Vereinten Nationen, seit dem Jahr 2003 als "immaterielles Kulturerbe".Österreich besitzt derzeit 117 schützenswerte Bräuche, Rituale und Feste. Dazu gehören unter anderem der Ausseer Fasching, die Gasteiner Perchten, das Weihnachtslied "Stille Nacht" sowie der Wiener Walzer. In Oberösterreich gibt es derzeit rund 20 immaterielle Kulturerbe-Güter, die meisten davon im Salzkammergut – allein Ebensee besitzt zwei: den Fetzenzug am Faschingsmontag sowie den Glöcklerlauf in der letzten Raunacht. In Bad Ischl ist der Lichtbratlmontag geschützt, bei dem früher Meister ihren Arbeitern einen Braten spendierten, als wieder mit künstlichem Licht gearbeitet werden musste. Die Wirlinger Böllerschützen gehören in St. Wolfgang zum immateriellen Kulturerbe, in Gmunden der Liebstattsonntag. In der Region Pyhrn–Eisenwurzen sind der Windischgarstner Niglo-Umzug am Vorabend des Nikolaustags, die Mollner Maultrommeln und die Trattenbacher Taschenfeitl-Erzeugung geschützt. Vor dem Steyrer Kripperl und der Linzer Dombauhütte freuten sich zuletzt die Linzer Goldhauben, als schützenswerte Tradition anerkannt zu werden.

Weitere immaterielle Kulturerbe-Güter finden Sie auf www.unesco.at/immaterielles-kulturerbe

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1  Kommentar
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gesellenfreund (135 Kommentare)
am 03.10.2018 07:29

Das "Steyrer Kripperl" gehörte nie der Stadt Steyr.
~1910 kauften 4 Mitglieder des Verein "Heimatschutz" - so hieß der Verein "Heimatpflege" damals - das Steyrer Kripperl von der Familie Mitter. Sie übergaben das "Steyrer Kripperl" dem Verein. Ab 1914 wurde bei Kimbacher und später bei Peteler im Ennsdorf gespielt, ehe die Übersiedlung in den Innerberger Stadl erfolgte.

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