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37 Verletzte bei Chlor-Gasaustritt bei Agrana in Aschach

Von Baum/hes/kri/wal/krai, 13. Dezember 2017, 18:46 Uhr
Bild 1 von 34
Bildergalerie Großeinsatz bei Säureaustritt in Aschach
Bild: FOTOKERSCHI.AT/Werner Kerschbaum (FOTOKERSCHI.AT)

ASCHACH. Großeinsatz der Rettung in Aschach (Eferding). Wegen eines Chlorgas-Austrittes bei Agrana mussten 200 Mitarbeiter in Sicherheit gebracht werden. Neun Personen dürften schwer, 28 weitere Mitarbeiter leicht verletzt sein.

Der Vorfall passierte gegen 7.54 Uhr beim Abpumpen im Werk des Stärkeherstellers Agrana. Sofort wurden alle Mitarbeiter evakuiert, erst am Nachmittag konnten sie wieder auf das Gelände zurück. 

Nach Angaben des Unternehmens hat ein Bedienfehler beim Umpumpen von Chemikalien aus einem Eisenbahnwaggon den Chlorgasaustritt verursacht. Laut Polizei kam es dadurch zu einer chemischen Reaktion, in Folge derer Chlorgas austrat.

"200 Personen mussten in Sicherheit gebracht werden. Das Arbeitsinspektorat ermittelt und die Chlorgaswerte in der Luft werden permanent gemessen. Das Chlorgas dient zur Desinfektion in der Anlage", sagt Markus Simak, Pressesprecher von Agrana Austria.

Neun Schwerverletzte

"Neun Personen wurden schwer verletzt", sagt Oliver Straßl, Einsatzleiter des Roten Kreuzes. 28 seien durch das Einatmen des Chlorgases leicht verletzt worden. Drei Personen wurden zur Überwachung mit Rettungshubschraubern ins Spital gebracht. Lebensgefahr bestünde nicht, hieß es aus dem Krankenhaus. Ein Verletzter musste aber intensivmedizinisch behandelt werden. Weitere Personen wurden in Krankenhäuser nach Linz, Wels und Grieskirchen gebracht.

Agrana-Standortleiter Norbert Harringer wurde gegen acht Uhr von dem Vorfall informiert: „Die Rettungskette funktionierte perfekt. Jetzt muss die genaue Ursache erhoben werden“, sagt er im Gespräch mit nachrichten.at. Laut Polizei bestand keine Gefahr für die Anrainer. Augenzeugen berichten, es habe nach Chlor gerochen wie am ersten Tag der Saison im Schwimmbad.

Video: Verletzte nach Chlorgas-Austritt

 

Rettung und Feuerwehr standen im Großeinsatz: Am Nachmittag war die Feuerwehr mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. Im Einsatz standen drei Feuerwehren. Auch der Gefahrstoffzug der Feuerwehr war am Einsatzort. Rettung und Rotes Kreuz waren mit 33 Fahrzeugen im Einsatz.

Auch sieben praktische Ärzte aus der Umgebung versorgten die Verletzten. Vor Ort waren auch Kriseninterventionsteams aus den umliegenden Bezirken und die Schnelleinsatzgruppe (SEG) Wels.

Die Schadenshöhe stand vorerst nicht fest. Die Produktion wird wie geplant in wenigen Tagen wieder gestartet. Wie ein Unternehmenssprecher mitteilte, lief die Produktion im Werk diese Woche nicht, da eine planmäßige Revision und Wartung anstand. 

Dachgesellschaft der heimischen Zucker- und Stärkeindustrie

Die Agrana definiert sich als ein international ausgerichtetes österreichisches Unternehmen, das landwirtschaftliche Rohstoffe zu industriellen Produkten verarbeitet. Nach eigenen Angaben auf seiner Homepage ist der Konzern mit rund 8.600 Mitarbeitern an 55 Produktionsstandorten weltweit tätig.

Die Agrana erwirtschaftete nach ihren Angaben zuletzt einen Konzernumsatz von 2,6 Milliarden Euro. Seit 1991 notiert das Unternehmen, das 1988 als Dachgesellschaft der heimischen Zucker- und Stärkeindustrie gegründet wurde, an der Wiener Börse. Seit 2002 befindet es sich im Marktsegment Prime Market und ist außerdem im Leitindex ATX gelistet.

Die Agrana ist in drei Segmenten tätig: Zucker, Stärke und Frucht. Das nun von einem Säureaustritt betroffene Werk in Aschach an der Donau ist einer von drei Standorten der Agrana Stärke GmbH. In Aschach wird Maisstärke produziert. Die anderen beiden Standorte sind in Niederösterreich: In Gmünd wird Kartoffelstärke hergestellt, in Pischelsdorf bei Tulln befinden sich eine Weizenstärkefabrik und ein Bioethanolwerk. Dazu kommen zwei Standorte der Agrana Stärke GmbH in Ungarn und Rumänien.

Erst im Oktober hatte der Konzern in Aschach einen Werkszubau eröffnet. Dabei wurden 80 Millionen Euro investiert, seither sollten 540.000 Tonnen Mais pro Jahr verarbeitet werden, um ein Drittel mehr als zuvor. Nach Werksangaben wurden 25 neue Arbeitsplätze geschaffen. Demnach sind 280 Mitarbeiter in der bereits 1936 in Aschach gegründeten Fabrik überwiegend in vier Schichten tätig.

Video: Großeinsatz nach Chlorgasaustritt

Was ist Chlorgas?

Chlorgas ist ein Atemgift mit Ätz- und Reizwirkung. Es wurde im Ersten Weltkrieg als Kriegsmittel eingesetzt. Es kann auf der Haut, in den Augen und den Atemwegen reizend bis ätzend wirken. Es ist selbst nicht brennbar, aber wirkt wie Sauerstoff brandfördernd. Bei Bränden ist das Löschmittel deshalb auf den brennenden Stoff abzustimmen (hinsichtlich Chlor sind alle Löschmittel möglich).

Chlorgas besitzt einen stechenden durchdringenden Geruch. In der Regel wird ein Chlorgasaustritt entweder durch vorhandene Gaswarnanlagen oder durch anwesende Personen zuerst anhand des Geruchs erkannt. Bei mittlerer und hoher Konzentration hat Chlorgas eine grüne bis gelbgrüne Färbung. Der Geruch und die ätzende Wirkung sind bereits bei geringer Konzentration wahrnehmbar (der Geruch bereits bevor die Chlorkonzentration gefährlich wird und lange bevor eine Gaswarnanlage auslöst, die ätzende Wirkung lange bevor eine lebensgefährliche Konzentration erreicht wird). Sobald die Ätzwirkung auf der Haut oder in den Atemwegen wahrgenommen wird gilt: sofort die Flucht ergreifen.

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12  Kommentare
12  Kommentare
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decordoba (3.803 Kommentare)
am 13.12.2017 18:29

In Aschach ist das Agrarchemie und Lebensmittel-Chemie. Aber die dort tätigen Personen sollten von Chemie so weit eine Ahnung haben, und besondere Vorsicht walten lassen, wenn sie mit Chlor (flüssig) hantieren.

Bei meinem Arbeitgeber hatten wir ein großes Chlorlager. So lange das unter meinem Einflussbereich stand, ist dort nie etwas passiert, vorher schon.

Normalerweise haben Chlor-Kesselwaggon besondere Ventile, die pneumatisch betätigt werden, sie können aber auch "mechanisch" geöffnet werden. Vor vielen Jahren bekam ein Vorarbeiter einen Uralt-Waggon aus Rumänien zum Entleeren, dieser hatte andere Ventile. Er hat irrtümlich das Ventil geöffnet. Der Schlosser hat den Blinddeckel gelockert, wodurch sofort Chlor-flüssig ausgetreten ist. Der Schlosser ist vom Waggon herunter gesprungen, und er konnte sich so retten.

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jago (57.723 Kommentare)
am 13.12.2017 23:27

Wenn ich von der Zwettl nach Leonfelden fahre, dann fahre ich beim "Wirtshaus zur Gfreahtn Pippm"*) vorbei.

Das scheint mir zu Aschach und zu Baumgarten treffend und passend hinzukommen.

Im Gegensatz zu Stadtleuten tendieren wir vom Land eher zur Tiefstaplerei. Was die Städter und die ehemaligen Landler nicht so "können" grinsen

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maderin1411 (49 Kommentare)
am 13.12.2017 12:49

voi xund!

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maderin1411 (49 Kommentare)
am 13.12.2017 12:37

wozu braucht man da Chlorgas???????????????

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mortitia (116 Kommentare)
am 13.12.2017 12:43

Keine Ahnung, vielleicht zum Desinfizieren von Anlagen o.Ä.?

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mortitia (116 Kommentare)
am 13.12.2017 12:47

Wär eh im Text auch gestanden: "Das Chlorgas dient zur Desinfektion in der Anlage"

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ersterkarli (4.670 Kommentare)
am 13.12.2017 13:01

zum desinfizieren der Anlage, glaube ich.

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( Kommentare)
am 13.12.2017 14:54

Als Kriegswaffe für Assad??

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oberoesi (1.100 Kommentare)
am 13.12.2017 10:50

Hoffe, die Verletzungen halten sich in Grenzen und die Verletzten dürfen sich einer baldigen Genesung erfreuen.

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Zepppelin (164 Kommentare)
am 13.12.2017 10:16

Endlich heißts wieder AKH Linz! 👍🏼

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SanctiAnima (858 Kommentare)
am 13.12.2017 10:39

Wo soll der Witz daran sein?

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tradiwaberl (15.611 Kommentare)
am 13.12.2017 09:50

Erstinfos auch beim Laumat
http://www.laumat.at/medienbericht,chlorgasaustritt-bei-unternehmen-in-aschach-an-der-donau-sorgt-fuer-grosseinsatz,9796.html

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