Wie eine Innviertler Perle einen Milliardenkonzern veredelt
ZÜRICH/EGGELSBERG. Bernecker und Rainer erhält eine zentrale Rolle in der neuen Strategie des Schweizer Börsekonzerns ABB.
Betont amerikanisch-locker – ohne Krawatte – präsentierte gestern, Mittwoch, der ABB-Vorstand die zukünftige Ausrichtung der Schweizer Industriegruppe. Nach dem Verkauf des Stromnetzgeschäfts wird der Konzern in vier Divisionen aufgeteilt. Eine zentrale Rolle in dieser Strategie wird Bernecker & Rainer (B&R) spielen: Die vergleichsweise kleine Innviertler Tochter soll den Milliardenkonzern noch stärker prägen.
Mit 1. April werden die Innviertler gemeinsam mit den Robotik-Aktivitäten des Konzerns in eine neue Division eingegliedert. "Die beiden Bereiche vereint, dass Innovation und Wachstum eine große Rolle spielen", sagt der neue Divisionschef Sami Atiya im OÖN-Gespräch. Der gebürtige Deutsche und frühere Siemens-Manager will die Bereiche "im Kerngeschäft in Ruhe lassen", sieht aber viele Synergien.
Die Steuerungen von B&R seien das "Gehirn der Anlagen", durch die Robotik könne die Individualisierung der Massenfertigung erreicht werden. Ein Beispiel: Auf einer von B&R gesteuerten Abfüllanlage werden pro Minute hundert Flaschen befüllt. Mithilfe der Robotik wird jede Flasche anders befüllt und gekennzeichnet. Diese Art flexibler Fabriken sei die Zukunft. Die neue Division kommt auf einen Jahresumsatz von rund 3,6 Milliarden US-Dollar (3,2 Milliarden Euro), etwas weniger als die Hälfte davon stammt von B&R.
Die Innviertler sind im Vorjahr erneut zweistellig gewachsen, haben Niederlassungen in Irland, Malaysia, Thailand und Vietnam eröffnet. Die Zahl der Mitarbeiter ist 2018 von 3200 auf 3500 weltweit gestiegen.
Große Pläne für Eggelsberg
ABB-Chef Ulrich Spiesshofer hält große Stücke auf B&R: Bei der Bilanz-Präsentation hob er das Innviertler Unternehmen erneut als "echten Innovationsführer" hervor. Schon vor einem Jahr kündigte Spiesshofer die Expansion der B&R-Zentrale in Eggelsberg an. Der Konzern investiert 100 Millionen Euro in einen Forschungs- und Entwicklungscampus. Aufgrund des milden Wetters ist der Bau leicht vor Zeitplan. Beim ersten Teilgebäude ist der Rohbau nahezu fertiggestellt. Der Campus soll 2020 eröffnet werden. 1000 neue Arbeitsplätze sollen entstehen.
Konzerngewinn gesunken
In Summe hat ABB 2018 seinen Umsatz um vier Prozent auf 24,25 Milliarden Euro gesteigert, der Gewinn sank um zwei Prozent auf 1,9 Milliarden Euro. Die operative Marge ging von 11,2 auf 10,9 Prozent zurück. 110.000 Mitarbeiter sind bei ABB beschäftigt.
Aha, am 1. April ...