Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Mattig trocknet aus, Fische verenden: "Katastrophenjahr"

Von Marina Mayrböck, Magdalena Lagetar und Bianka Eichinger, 22. November 2018, 07:04 Uhr
bilder_markus
Gregor Reichl, Eigentümer dieses Mattig-Teilstückes, steht im ausgetrockneten Flussbett im Bereich Frauscherinsel bei Mattighofen. Bild: Manfred Fesl

MATTIGHOFEN. Stellenweise ist von der Mattig nur noch das ausgetrocknete Flussbett zu sehen. Fische sterben, wenige retten sich in Tümpel und sind leichte Beute für Otter, Reiher und Co.

Im Bereich der sogenannten Frauscherinsel bei Mattighofen ist von der Mattig nur noch das ausgetrocknete Flussbett sichtbar. Aufgrund der massiven Regenarmut im heurigen Jahr ist sie stellenweise völlig ausgetrocknet. Mit den Flüssen sterben auch die Fische, unzählige sind bereits verendet. "Das ist der absolute Supergau. Wir rechnen mit einem Ausfall von 80 bis 100 Prozent", sagt Max Walchetseder, hiesiger Revierleiter des Landesfischereiverbandes.

Die knapp 40 Kilometer lange Mattig entspringt in Salzburg, durchfließt den Grabensee in Perwang und mündet bei Braunau in den Inn. Durch die Trockenheit kommt vom Grabensee kein Wasser mehr und die kleinen Zubringerbäche sind zum Teil ebenfalls ausgetrocknet, beziehungsweise haben zu wenig Wasser. "Wenn das so weitergeht, dann können wir im Bachbett eine Straße machen", sagt Walchetseder. Die toten Fische werden entweder entsorgt oder vorher von anderen Tieren, Krähen, Mader, etc., gefressen.

Forellen und Saiblinge hätten jetzt Laichzeit. "Die Fische wollen zu Laichplätzen ziehen und bleiben in tieferen Gruben, wo noch Wasser drinnen ist, hängen. Entweder trocknen diese aus und die Fische verenden oder es kommen Fischotter, Gänsesäger, Fischreiher und holen sie. Die Fische sind leichte Beute, weil sie nicht flüchten können", sagt Landesfischermeister Siegfried Pilgerstorfer. Fotograf Manfred Fesl aus Mattighofen rechnet damit, dass eine ganze Population ausfällt. Er ist Pächter des Schwemmbachs im Bereich Schalchen. Dieser ist zwar noch nicht ausgetrocknet, mit der natürlichen Vermehrung der Fische sieht es trotzdem schlecht aus. "Durch die heißen Temperaturen im Sommer sind die Fische geschwächt und werden vermutlich auch nicht mehr laichen. Es ist für Fische ein Katastrophenjahr", sagt Fesl. Völlig leer ist auch der Mattighofner Kühbach. Tote Hechte und Forellen liegen im trockenen Flussbett.

Jahrelange Auswirkungen

Selbst wenn Fische nächstes Jahr eingesetzt werden, fehlen sämtliche Nährtiere wie Insekten, Krebse, Würmer. "Außerdem: Ob die Besatzfische gleich laichen, ist ungewiss. Es fehlen halt die Mutterfische. Die Auswirkungen der Trockenheit werden wir bestimmt ein bis zwei Jahre spüren", ist Walchetseder sicher. Auch andernorts geht den Flüssen und Bächen das Wasser aus. Im Mühlviertel etwa, entlang der Pram in Schärding, auch in Zubringern wie Traun und Steyr ist der Wasserstand niedrig. Besonders schlimm ist die Lage aber im Einzugsgebiet der Mattig. Im Bereich Uttendorf und Mauerkirchen, dort, wo die kühlen Bäche münden, ging es laut Walchetseder gerade noch so. "Totalausfälle" gibt es vom Grabensee bis Uttendorf.

2015 waren von der Mattig schon einmal nur noch Tümpel übrig. Dieser Extremfall von damals habe sich im Vergleich zu heuer nach einigen Wochen wieder halbwegs normalisiert, sagt Walchetseder, "heuer dauert das Ganze ja schon Monate". "Wir hoffen, dass wir bis Dezember noch genügend Wasser bekommen und die Fische noch laichen können", sagt Pilgerstorfer.

 

Wasserknappheit: Viele Hausbrunnen sind in Gefahr, auszutrocknen
Alois Kettl, Brunnenbauer aus Wippenham Bild: OÖN/jsz

Wasserknappheit: Viele Hausbrunnen sind in Gefahr, auszutrocknen

Das Innviertel kämpft mit Wasserknappheit, der Grundwasserspiegel hat nach dem heurigen Jahrhundertsommer einen Tiefpunkt erreicht. Viele Brunnenbesitzer müssen ihre Anlagen nachbohren oder überhaupt neu bohren lassen. Eine Angelegenheit, die ordentlich ins Geld geht. Zwischen 6000 (Nachbohrung) und 12.000 Euro muss man im Durchschnitt rechnen.

„Die größten Probleme gibt es bei gegrabenen Brunnen, die bei uns im Innviertel noch sehr verbreitet sind. Da ist der Wasserstand von früher rund eineinhalb Metern auf 50 Zentimeter abgesunken und man bringt das Wasser mit einer Unterwasserpumpe nicht mehr heraus“, sagt der Wippenhamer Unternehmer Alois Kettl.
In den vergangenen Jahren musste er bei sehr vielen Anlagen „nachbohren“. Der Grundwasserspiegel ist generell im Sinken. Nicht erst seit heuer. „Durch die extreme Trockenheit fehlt auch der Druck von unten. Wenn es viel regnet, dann steigt das Grundwasser an und der Druck von unten wird mehr. Heuer hat es nur minimale Niederschläge gegeben, das Wasser konnte auch nicht in die Erde einsickern. Die Wasserstände in den Brunnen sind drastisch abgesunken“, sagt Alois Kettl.

Auswirkungen erst jetzt spürbar

Bei vielen Brunnen sind die Auswirkungen der langen Trockenheit erst jetzt zu spüren. „Auch wenn es jetzt viel regnen würde dauert es einige Zeit bis das Wasser hineinsitzt und der Grundwasserspiegel wieder steigt. Außerdem steht der Winter bevor. Der Frost macht die Situation noch schlimmer“, so der Brunnenbauer.
Wie tief ein Brunnen sein muss, um keine Probleme zu haben, lässt sich nicht so ohne Weiteres sagen: „Das kommt immer darauf an, auf welchem Niveau das Objekt bzw. der Brunnen steht. In Tallagen reichen meist 50 bis 60 Meter, auf Anhöhen und Berglagen sind oft 100 Meter und mehr nötig, um eine sichere Wasserversorgung zu haben“, berichtet Alois Kettl.

Für den Rest des Jahres hat der Wippenhamer Unternehmer noch einige Anfragen. Tendenz stark steigend. Ein Haushalt mit vier Personen braucht im Jahr fast 200.000 Liter Wasser.

„Regenwassertanks sind eine sinnvolle Ergänzung. Den Garten oder den Rasen mit Trinkwasser zu spritzen ist wirklich ein Luxus auf den wir schon jetzt verzichten sollten. Auch die Befüllung eines Pools braucht eine Riesenmenge Wasser“, sagt Alois Kettl.

 

"Die Trockenheit wird uns noch eine ganze Weile beschäftigen!"
Auch im Mattighofner Kühbach fließt kaum noch Wasser. Bild: Manfred Fesl

„Die Trockenheit wird uns noch eine ganze Weile beschäftigen!“

Etliche kleine Bäche sind ausgetrocknet, vor allem jene, die eine geringe Wassertiefe hatten. Aber auch viele Flüsse haben nur noch ein Zehntel des Wassers, das normal wäre. Besonders betroffen ist die Mattig, aber auch an der Mühlheimer Ache zum Beispiel erkennt man Auswirkungen der Trockenheit.

Für Reinhard Schaufler, Gewässerbezirksleiter in Braunau, gibt es dafür nur eine Lösung: „Es muss länger und gleichmäßig regnen, oder viel schneien und danach regnen“, erklärt er. Der Grundwasserkörper könne sich dadurch regenerieren. Das gehe wiederum aber nur, wenn der Boden angespeichert ist und nicht zu viel Niederschlag auf einmal kommt. Sonst gibt es Hochwasser und das könne keiner brauchen, so Schaufler, auch nicht die ausgetrockneten Flüsse und Bäche. Daher heißt es jetzt erstmal abwarten und hoffen. Die Trockenheit werde uns noch eine ganze Weile beschäftigen, da ist sich Schaufler sicher. „Der Grundwasserspiegel reagiert viel langsamer. Es kann schon sein, dass uns im kommenden Jahr noch ein Grundwassermangel betrifft“, warnt der Experte.

Kraftwerke abgeschaltet

Doch die Folgen der anhaltenden Trockenheit sind jetzt schon in vielen Bereichen spürbar: Verendete Fische, sichtbare Flußbetten. „Einige Kraftwerke wurden bereits abgeschaltet, weil zu wenig Wasser rinnt“, so Schaufler. Den Bewohnern im Flachgau droht in diesem Winter schon das Wasser knapp zu werden.

Im Bezirk Schärding sei laut Experten des Gewässerbezirkes vor allem die Pram betroffen. In der Ortschaft Pramerdorf, Gemeinde St. Florian am Inn, erreicht die Pram nur noch Hüfthöhe (Der aktuelle Wasserstand liegt bei 106 Zentimetern). Auch in der Gemeinde Riedau hat der geringe Niederschlag in den vergangenen Monaten zu einem sichtbar niedrigeren Wasserstand der Pram von nur noch 143 Zentimeter geführt. „Kleine Bäche sind teilweise trockengelegt. Die Situation ist schon sehr prekär für die im Wasser lebenden Organismen“, so Josef Mader.

 

 

 

 

Feuerwehr: Auch Löschteiche sind ausgetrocknet

„Ja, wir sind ganz massiv betroffen“, bezieht Josef Kaiser, Bezirksfeuerwehrkommandant von Braunau, Stellung zur Wasserknappheit und zu den Auswirkungen auf die Löschreservoire. Manche Löschteiche, die keinen direkten Zufluss haben und nur durch Regenwasser gespeist werden, seien trocken oder der Wasserstand so reduziert, dass keine Entnahme mehr möglich sei, sagt Kaiser.

Je nach Möglichkeit entnimmt die Feuerwehr aber nicht nur aus angelegten Löschteichen Wasser, sondern auch aus nahen Flüssen und Bächen, wenn sie sauber genug sind. Die Mattig führt deutlich weniger Wasser als normalerweise. Bei einem Löscheinsatz in Jeging im Sommer habe es das Problem gegeben, dass die Wehr eine andere Quelle suchen musste, berichtet Bezirksfeuerwehrkommandant Kaiser.

Aber er beruhigt auch, weil es Vorsorge gibt: „Die Feuerwehren vor Ort befahren und begutachten die möglichen Wasserentnahmestellen regelmäßig.“ Und sie wissen daher im Anlassfall, ob mehr Tankwägen angefordert oder längere Zubringerleitungen gelegt werden müssen.

Weiters verfügen die Feuerwehren über einige betonierte, abgedeckte Behälter für Löschwasser, die immer wieder nachbefüllt werden. Die Tanklöschfahrzeuge beziehen ihr Wasser aus diesen Behältern, von Hydranten oder aus sauberen Gewässern. „Tankwägen sind keine Trinkwassertransporter“, betont Josef Kaiser, weil die Feuerwehren immer wieder mit entsprechenden Anfragen konfrontiert sind. Trinkwasser ist ein Lebensmittel, Tanklöschfahrzeuge sind nicht entsprechend sauber und nicht dafür geprüft. Das Wasser in diesen Tanks eignet sich nur als Nutzwasser. Regen sei dringend nötig, um die Lage zu entschärfen, hofft Kaiser.

mehr aus Spezial

Die Rückkehr der Wildtiere

Schwammerl: Zwischen Genuss und Gefahr

Ausgebucht! „Der Krieg in der Ukraine: Eine Spätfolge des Zerfalls der UdSSR und ein geopolitischer Konflikt.“

Forum für pflegende Angehörige: Diskussion und Tipps zu Recht, Finanzen und Alltag

Interessieren Sie sich für diesen Ort?

Fügen Sie Orte zu Ihrer Merkliste hinzu und bleiben Sie auf dem Laufenden.

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

15  Kommentare
15  Kommentare
Die Kommentarfunktion steht von 22 bis 6 Uhr nicht zur Verfügung.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
il-capone (10.383 Kommentare)
am 22.11.2018 09:02

Deshalb, noch mehr bauen u. versiegeln, damit die Bürgermeister die dringend benötigten Einnahmen fürs Restwasser suchen lukrieren können.
Von der verpflichtenden Ableitung der Oberflächenwässer darf man ohnehin nicht abrücken.
Aus den Augen, aus dem Sinn.

Konsum jetzt, was interessiert mich Nachhaltigkeit ...

lädt ...
melden
fanfarikuss (14.172 Kommentare)
am 22.11.2018 09:46

Ganz ihrer Meinung!
Es ist ein Wahnsinn was derzeit rund um jede noch so kleine Gemeinde im Zentralraum für Flächen dauerhaft versiegelt werden. Eines Tages wird die Erde aussehen wie der Planet Coruscant aus Star Wars.

lädt ...
melden
hn1971 (2.004 Kommentare)
am 22.11.2018 07:11

Für kommendes Jahr Poolbefüllen verbieten, diesen Frevel!

lädt ...
melden
Wosisdolos (711 Kommentare)
am 22.11.2018 07:24

Stimme ihnen zu und so manche Idioten die jeden Samstag das Auto waschen. Habe einen Nachbarn der bewässert die Straße damit es keinen Staub aufwirbelt weil ja seine Fenster schmutzig werden. Am liebsten würde ich den Namen samt Adresse öffentlich machen.

lädt ...
melden
( Kommentare)
am 22.11.2018 07:58

und verbieten der Schneekanonen!

lädt ...
melden
Schilehrersepp (440 Kommentare)
am 22.11.2018 09:42

Die nehmen ihr Wasser eh nicht aus einem Fluss oder Bach, sondern aus Speicherteichen, die tlw. sogar mit dem Schmelzwasser wieder gefüllt werden.

lädt ...
melden
( Kommentare)
am 22.11.2018 10:09

zb. es gibt noch andere Bericht

Der Wasserbedarf hingegen wiegt verhältnismässig schwer: Dieser macht bis zu 30 Prozent des gesamten Wasserverbrauchs der Gemeinde aus. Die Grundbeschneiung, das heisst eine Schneehöhe von 30 Zentimetern, benötigt für eine Hektare Piste eine Million Liter Wasser! Bei der Nachbeschneiung wird noch deutlich mehr Wasser pro Hektare eingesetzt. Die Studie errechnete einen Wasserbedarf von rund vier Millionen Litern Wasser für die Beschneiung einer Piste von der Grösse einer Hektare für eine ganze Saison. Der enorme Wasserbedarf liegt in der mangelnden Effizienz der Beschneiungstechnik. Einerseits verdunsten grosse Mengen Wasser aus Reservoirs und Speicherseen, die eisfrei gehalten werden, damit das Wasser für die Beschneiung daraus gepumpt werden kann. Andererseits verdunstet ein Drittel während des Beschneiungsvorgangs.

lädt ...
melden
neptun (4.141 Kommentare)
am 22.11.2018 10:13

Was ist "Hektare"?

lädt ...
melden
( Kommentare)
am 22.11.2018 10:46

schweizerisch - Hektare=Hektar

lädt ...
melden
Billy49 (403 Kommentare)
am 24.11.2018 22:56

@dede
An ihrer Stelle würde ich das ganze noch einmal überdenken. grinsen

lädt ...
melden
( Kommentare)
am 22.11.2018 10:13

die mit dem Schmelzwasser wieder gefüllt werden.

Das Schmelzwasser ist vor der künstlichen Beschneiung, aber in den natürlichen Kreislauf "geflossen" - da geht es natürlich überhaupt nicht ab. oder?

lädt ...
melden
( Kommentare)
am 22.11.2018 14:06

bist du aus Hinterstoder?

lädt ...
melden
docholliday (8.177 Kommentare)
am 22.11.2018 17:09

Stimmt nur zum Teil.
Die Salzach darf nämlich auch ganz schön herhalten dafür.
Die wir genug Wasser nach oben gepumpt.

lädt ...
melden
SpiritusRector (61 Kommentare)
am 22.11.2018 08:46

Da kenn ich eine ganze Straße.. Jeden Sonntag vorm Unterhauskick bewässern bis auf ein Haus alle die Straße, damit's nicht staubt.. Frechheit. Schon Vormittags.

lädt ...
melden
SpiritusRector (61 Kommentare)
am 22.11.2018 08:47

Die örtlichen Freibäder freuen sich auch!

lädt ...
melden
Aktuelle Meldungen