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Die österreichische Rigi

Von Lutz Maurer, 28. Juli 2018, 00:04 Uhr
Die österreichische Rigi
In 35 Minuten überwindet die Schafbergbahn 1190 Höhenmeter und 5,85 Kilometer. Bild: Schafbergbahn&Wolfgangseeschiffahrt

Vor 125 Jahren dampfte sie erstmals auf den Berg. Eine Fahrt mit der Schafbergbahn ist auch eine Reise durch die kulturelle, touristische und von Technik geprägte Geschichte des Salzkammergutes.

Die republikanische Schweiz hat ihre regina montium, die Rigi; das monarchische Oberösterreich hat den, seinen breiten Fuß in drei großen Alpenseen badenden Schafberg – rex montium!" schrieb gegen Ende des 19. Jahrhunderts der Linzer Schriftsteller Ferdinand Zöhrer. Mit dem "monarchischen Oberösterreich" hatte er nicht ganz recht; denn der 1783 Meter hohe Berg liegt zum größeren Teil im Salzburgischen. Der Vergleich mit der Rigi stimmt allerdings; die Eidgenossen nannten die Rigi, einen Bergzug nahe dem Vierwaldstättersee, wegen ihrer zentralen Lage und ihres überwältigenden Rundblicks "Königin der Berge". Den bietet auch der Schafberg: Er reicht an klaren Tagen von Rax und Schneeberg im Osten bis zum Tiroler Wilden Kaiser und Bayerns Bergen im Westen; im Norden sieht man bis ins Mühlviertel; im Süden beherrscht der Dachstein das Bild.

Die österreichische Rigi
1836 erbaut, 1850 abgebrannt - das erste Schutzhaus auf dem Gipfel des Schafberges, gezeichnet von Friedrich Simony (1851) Bild: Florian Maurer

Als erster hielt der große Friedrich Simony, Wissenschafter und Dachstein-Pionier, dies in seinem "Panorama des Schafbergs nächst Ischl in Oberösterreich" fest. Jäger drangen schon vor Jahrhunderten bis zum Gipfel vor. Ihnen folgten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erste Reiseschriftsteller. Die Berlinerin Helmina von Chezy über den Blick vom Gipfel: "Schweigend lag die Welt unter uns, schon ins nächtliche Dunkel verhüllt, nur zwei breite, lichtere Streifen im Kreis herum bezeichneten die stillen Flächen des Atter-, Mond- und Wolfgangsees. Aber im Westen schwammen noch glühend im Abendroth die fernen Fluren Bayerns."

Immer mehr Reisende fanden den Weg zum Berg, erstiegen ihn zu Fuß oder ritten auf Maultieren zum Gipfel. 1836 wurde dort eine erste hölzerne Unterkunft errichtet, 1851 ein erstes gemauertes Haus, Vorläufer der späteren Schafberg-Hotels. Und als dann zur Mitte des Jahrhunderts die Eisenbahn den Kontinent eroberte, dachte man bereits um 1860 an eine Bahn auf den Berg. Doch bis dahin sollte es noch drei Jahrzehnte dauern ...

Pioniertat zweier Landsleute

Josef Stern (1849–1924), dessen Vorfahren aus Schwanenstadt und Vöcklabruck stammten, und der Wimsbacher Franz Hafferl (1857–1925) sollten als kongeniales Duo Stern & Hafferl Oberösterreich technisch in die Neuzeit führen. Sie errichteten in der Monarchie nicht weniger als 29 Bahnlinien. 15 davon durchzogen – zum Teil auch heute noch in Betrieb – als Lokalbahnen das Bundesland. Die bekannteste ihrer Schmalspurbahnen war die Salzkammergut-Lokalbahn . Der " feurige Elias" dampfte ab 1890 zwischen Salzburg und Bad Ischl, wurde in Liedern, Gedichten und Operetten besungen. 1957 wurde er trotz Protestzügen im ganzen Salzkammergut, aber auch in der Stadt Salzburg aus finanziellen Gründen eingestellt; eine fatal vergebene Chance aus heutiger Sicht. Seine Trasse bestimmte Stern auf ungewöhnliche Art: Er ließ vorerst Maler und Grafiker durch das Salzkammergut ziehen und von ihnen die landschaftlich schönsten Aussichtspunkte bestimmen. Ihnen folgten die Geometer unter Hafferls Führung und planten entlang dieser Punkte den Bahnkörper. 1890 wurde das erste Teilstück zwischen Ischl und Strobl dem Betrieb übergeben, 1891 das zweite zwischen Salzburg und Mondsee; 1893 das Teilstück Mondsee–Strobl. Am 15. Juli 1893 fuhr Kaiser Franz Joseph zum ersten Mal von Salzburg nach Ischl und sprach Stern und Hafferl in einem Handschreiben " höchste Anerkennung" aus. Doch da hatten die beiden bereits ihr zweites Meisterstück vollbracht.

Die österreichische Rigi
Monatlich 12.000 Fahrgästen beförderte die Schafbergbahn im ersten Betriebsjahr nach oben. Bild: Schafbergbahn&Wolfgangseeschiffahrt

Am 1. August 1893 eröffnete die erste Fahrt der Zahnradbahn auf den Schafberg eine neue touristische Epoche im Salzkammergut. Zwei Jahrzehnte davor – wieder eine Parallele zur Rigi – war dort die erste Zahnradbahn der Schweiz eingeweiht worden. Weitere Bergbahnen folgten, machten das Land zu Europas führender Touristendestination. Unvorstellbar die Leistungen der Ingenieure und Arbeiter auf dem Schafberg. Der Bau der über sechs Kilometer langen Trasse mit einem Höhenunterschied von beinahe 1200 Meter und Steigungen bis zu 26 Prozent erforderte ein 24 Meter langes Viadukt, mehrere Felseinschnitte und einen 90 Meter langen Tunnel.

Sämtliches Baumaterial, Werkzeuge und Verpflegung für die 350 italienischen Bauarbeiter wurden mit 6000 Maultierlasten zu den Arbeitsplätzen gebracht. In etwas mehr als einem Jahr war der nur im strengsten Winter ruhende Bau der Trasse fertig. Für die Bahn wurden bei der Linzer Firma Krauss & Comp. 1892 sechs Schublokomotiven nach Schweizer Muster konstruiert; drei davon sind bis heute in Betrieb.

Im Winter wurden vier Loks auf Schlitten zerlegt von Ischl nach St.Wolfgang gebracht, dort wieder zusammengebaut und mit Bergblumennamen wie "Enzian", "Erika" und "Almrausch" benannt. Jede Lok schob einen Waggon mit 60 Sitzplätzen, benötigte für eine Fahrt 500 Kilo Kohle und 3000 Liter Wasser. Die Bahn wurde regelrecht gestürmt. Bereits im ersten Jahr ließen sich pro Monat 12.000 Touristen auf den Berg bringen. Heute transportieren moderne Dieselloks in einer halben Stunde den größten Teil der jährlich rund 300.000 selfiebewehrten Gäste zur Schafbergspitze, überholen auf der Dorner- und Schafbergalpe die noch immer eingesetzten Loks aus dem Jahr 1892. Deren Fahrt dauert zwar rund eine Stunde, bietet dafür ein besonderes Erlebnis: Entschleunigung pur !

Auf des Berges Spitze

Wie zu Simonys Zeiten verzückt das prachtvolle Bergpanorama, lässt die im Berghotel und einer nahen Berghütte durch Kaffee und Kuchen gestärkten Fahrgäste aber auch schaudernd in die Tiefe der Schafberg-Nordwand blicken. 300 Meter stürzt sie, zum Teil überhängend, in die Tiefe. Mehrere extreme, nur selten begangene Routen durchziehen die Wand. Ebenso ein Klettersteig.

Die österreichische Rigi
Die markante Schafberg-Nordwand Bild: Markus Raich

Er trägt den Namen eines großen österreichischen Alpinisten des späten 19. Jahrhunderts: Ludwig Purtscheller. Der Tiroler, lange Jahre als Bergführer und Turnlehrer im nahen Salzburg tätig, war 1889 der Erstbesteiger des Kilimandscharo gewesen. Unzählige standen auf dem Gipfel des Berges, Menschen aus aller Welt, einfache Bürger, Kaiser und Könige. Der Schafberg – König der Berge! Ferdinand Zöhrer aus Linz hatte nicht unrecht ...

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