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Fasten und "zu sich selbst kommen"

Von Claudia Riedler, 14. April 2017, 00:05 Uhr
Fasten und "zu sich selbst kommen"
Das Kreuz ist das Symbol des Karfreitags. Bild: APA/ROLAND SCHLAGER

Karfreitag: Verzichten hat mit Gesundheit zu tun, kann aber auch eine solidarische Handlung sein. Über die Bedeutung des Karfreitags sprachen die OÖN mit Franz Gruber, Rektor der Katholischen Universität in Linz.

Fasten

Der Karfreitag gilt in der christlichen Kirche als strenger Fasttag. Die Glocken schweigen. Man verzichtet auf Fleisch oder heutzutage auch auf Süßigkeiten, sein Handy, Internet, Fernsehen oder Shopping. "Weil wir unser Leben nicht nur leben, sondern es führen, deshalb können wir auch verzichten", sagt Michael Fuchs, Professor für Praktische Philosophie und Ethik an der Katholischen Privatuniversität. Die Askese sei der Weg, zu seinen Neigungen nein zu sagen oder sie zumindest kritisch zu betrachten.

Fasten bedeutet, "dass die Menschen zu sich selbst kommen, darauf sollte es ausgerichtet sein", sagt Franz Gruber, Rektor der Katholischen Privatuniversität. Früher bedeutete das, weniger oder kein Fleisch zu essen. "Das hat auch heute noch seine Berechtigung, weil man sich darüber Gedanken macht, wie man gesund bleiben kann in einer Gesellschaft des Überflusses", so der Theologe.

Abgesehen von der Sorge um die Gesundheit, könne aber auch das Bewusstsein, dass es etwas Höheres gebe als den leiblichen Genuss, ein wichtiges Motiv für das Fasten sein, sagt Philosoph Fuchs. "Und es kann die Überzeugung sein, dass Überfluss auf unserer Welt nicht für alle gilt, Verzicht ist in diesem Fall eine solidarische Handlung – symbolisch oder tatsächlich."

Die Sinne schärfen

"Wer fastet, kann seine Aufmerksamkeit für andere Dinge schärfen", sagt Gruber. Beispiel Handyfasten: Wenn wir normalerweise im Schnitt 80 Mal am Tag zum Mobiltelefon greifen, dann kann eine Abstinenz diese subtile Abhängigkeit bewusstmachen und sie unterbrechen. "Das ist auch eine Chance, seine Sinne für ein gutes Gespräch zu schärfen."

Fasten ist eine freiwillige Angelegenheit. Theologe Franz Gruber sieht die Fastenzeit als Einladung, "religiöse Traditionen ins Leben zu nehmen und sich davon inspirieren zu lassen".

Mindestens genauso wichtig wie das Fasten selbst ist schließlich das Fastenbrechen. "Das hat mit dem für den Menschen wichtigen Rhythmus im Leben zu tun", sagt Fuchs. Nach dem Fasten kommt das Fest. (ried)

 

Interview

"Darauf vertrauen, dass das Gute stärker ist als das Schlechte"

"Darauf vertrauen, dass das Gute stärker ist als das Schlechte"
Franz Gruber feiert in seiner Heimatpfarre auf dem Froschberg Ostern. Bild: VOLKER WEIHBOLD

Was haben der Karfreitag, der gekreuzigte Jesus, das Leiden mit den Menschen 2017 zu tun? Die OÖN sprachen darüber mit Franz Gruber, Rektor der Katholischen Universität in Linz.

 

  1. Heute ist Karfreitag – was bedeutet dieser Tag für Sie?


    Es ist der Todestag Jesu, einer der drei wichtigsten Tage in der Karwoche und ein Höhepunkt in der christlichen Liturgie.
  2. Stellt sich immer wieder die Frage: Warum lässt Gott die Menschen leiden?

    Oder man fragt: Warum lässt der Mensch die Menschen leiden? Das Kreuz ist kein rein göttliches Schicksal. Es geht auch um die Erinnerung an die Gewalt, die Menschen einander zufügen. Das Kreuz ist ein Solidaritätssymbol – Solidarität mit den Opfern.
  3. Wie lässt sich das Sterben von Jesus heute erklären?


    Der Tod und das Leiden lässt die Religion nicht unberührt. Und Jesus ist mit der Frage nach dem Leid umgegangen – durch die Überwindung von Leid. Nicht notwendiges Leid muss der Mensch aufheben. Es gibt aber auch Leid, das man nur aushalten kann. In der Solidarität, in der Trauer, indem man die Menschen nicht allein lässt – das alles verdichtet sich am Karfreitag.
  4. Ist Kindern die Geschichte vom gekreuzigten Jesus zumutbar?


    Ja. Es wird ihnen auch die Welt zugemutet. Leid ist eine Erfahrung, die auch Kinder machen. Man sollte aber deutlich machen, dass es Opfer gibt, dass aber im Glauben an Gott ungerechtes Leiden geheilt wird. Der Tod ist nicht die letzte Wirklichkeit des Lebens, das Leben ist die letzte Wirklichkeit. Das ist auch wichtig für das Lebensvertrauen. Wir müssen darauf vertrauen, dass das Gute stärker ist als das Schlechte.
  5. Angesichts der Terrornachrichten weltweit ist das schwer zu glauben. Was ist Ihre Osterbotschaft?

    Ja, man mag an den Nachrichten verzweifeln. Ostern ist für mich aber das Fest des Lebens. Die Erfahrung der Vernichtung und Vergänglichkeit mündet in eine Hoffnung und daraus wächst Kraft für Solidarität mit anderen. Ostern ist also nicht nur ein Feiertag der Familie mit all den Ritualen, sondern auch ein Erinnerungs- und Hoffnungstag. Wir tun gut daran, uns zu erinnern, dass das Leben mehr ist als Arbeit, Ruhe, Familie ... Das Leben sucht auch nach der letzten Sinnfrage. Die Antwort darauf ist mit Ostern verbunden.

 

Kinder

Wie Kinder die Ostergeschichte verstehen

Wie Kinder die Ostergeschichte verstehen
Ostern feiern

Kinder haben eine eigene Perspektive auf das Leiden und die Auferstehung Jesu. "Ist die Vermittlung altersgemäß, ist das Leiden von Jesus für Kinderseelen auch auf jeden Fall zumutbar", sagte Silvia Habringer-Hagleitner kürzlich bei einem Vortrag. Sie leitet die Ausbildung für Religionslehrer an der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz. "Für Kinder im Vorschulalter ist der Tod nichts Endgültiges, spielen sie doch selbst oft Sterben und sind dann wieder lebendig."

Während für Fünfjährige die Auferstehung daher "normal" ist, faszinieren an der biblischen Ostergeschichte eher andere Details. "Etwa, dass der schwere Stein vom Grab plötzlich weggerollt ist und Jesus wieder frei kommt. Das ist für sie das größere Wunder", sagt die Theologin und erinnert: Anders als Medienberichte über Brutalität und Leid sei die Geschichte von Jesus von Nazareth eine Frohbotschaft, die nicht bei der Katastrophe stehen bleibe.
 

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3  Kommentare
3  Kommentare
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Gugelbua (31.937 Kommentare)
am 14.04.2017 11:40

für manche christlichen Splittergruppen ein Freudentag
(Erlösung der Menschen) der mit gutem Essen gefeiert wird,
Es ist auch nicht bewiesen das Jesus zu Ostern hingerichtet wurde
Ostara ist ein uraltes heidnisches Fest und wurde von der Kirche einverleibt zwinkern

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gerald160110 (5.612 Kommentare)
am 14.04.2017 05:50

Da ich kein Katholik bin, ist der Karfreitag auch kein religiöser Feiertag für mich. Doch werden mit dem Fasten immer mehr weltliche Dinge mit jener der Religion vermengt. Ein Fastentag hat weder mit der Gesundheit noch mit Shopping Entzug zu tun und dient auch nicht dazu, um zu sich selbst zu kommen. Ein Fastentag dient zur Besinnung um sich an Gott und vor allem seinen Mitmenschen zu besinnen.

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fritzicat (2.724 Kommentare)
am 14.04.2017 00:55

https://www.welt.de/kultur/article3449058/Warum-Theologen-am-Suehnetod-Jesu-zweifeln.html

Nikolaus Schneider, Präses der großen rheinischen Landeskirche, glaubt nicht, dass Jesus am Kreuz stellvertretend die Strafe der Menschen auf sich genommen hat. Gott brauche kein Sühneopfer, "denn es muss ja nicht sein Zorn durch unschuldiges Leiden besänftigt werden", sagte Schneider kürzlich. Auch der berühmte katholische Theologe Eugen Biser erklärte, ein "Gott der bedingungslosen Liebe wird durch Opfer nicht versöhnt, ganz davon zu schweigen, dass er gar keine Opfer will".

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