Viel Lob und noch mehr Applaus
LINZ. Michael Strugl nahm nach 21 Jahren Abschied aus der oberösterreichischen Politik.
Es scheint ein ungeschriebenes Gesetz in der Politik zu sein: Lob gibt es erst zum Abschied. Jedoch dann überaus reichlich, wie Michael Strugl bei seiner letzten Landtagssitzung gestern feststellen durfte.
Landesrat Rudi Anschober (Grüne) bescheinigte dem scheidenden Wirtschaftslandesrat eine "aufrechte Dialogbereitschaft und einen Zug zum Tor". Die drei Eigenschaften "Sachkenntnis, Hausverstand und ein sehr trockener Humor" seien der Grund, warum er "wirklich fehlen" werde, sagte SP-Landesrätin Birgit Gerstorfer.
Landeshauptmann-Stellvertreter Manfred Haimbuchner (FP) zollte der Entscheidung Strugls, an der es immer wieder auch Kritik gegeben hatte, Respekt: "Man kann es nur begrüßen, wenn ein erfolgreicher Politiker in einen anderen Bereich wechseln kann. Wir gönnen dir die Möglichkeit, dein Leben in der zweiten Hälfte noch einmal grundsätzlich zu ändern."
Landeshauptmann Thomas Stelzer (VP) dankte Strugl für seine Arbeit, aber auch "für deine Freundschaft". Denn diese Freundschaft habe auch immer bedeutet, "einen anderen Blickwinkel zu bekommen und nicht nach dem Mund geredet zu bekommen". Deshalb trage er auch "mehr als eine Träne im Knopfloch" wegen Strugls Entscheidung, nach Wien zu gehen.
"Ich werde Sie vermissen"
Mit etwas belegter Stimme hielt der Vielgelobte schließlich selbst seine Abschiedsrede und sparte ebenfalls nicht mit lobenden und dankenden Worten. In Richtung Stelzer meinte er: "Eine Freundschaft kann auch Höhen und Tiefen haben, aber sie besteht und hat einen Wert. Die gemeinsame Zeit war großartig. Du bist der einzig richtige Landeshauptmann."
Auf der Zusehertribüne verfolgte nicht nur das gesamte Team des Büros, sondern auch die Familie den Abschied. Seiner Frau Doris, die zu diesem Zeitpunkt bereits mehrmals das Taschentuch gezückt hatte, sagte Strugl: "Du bist mein Alter Ego, das mit mir in diese neue Herausforderung hineingeht." Seine Schwester Gabriele nannte Strugl "meinen Lebensmenschen, immer im Hintergrund, aber immer für mich da". Auch sein Vater Robert war gekommen: "Dafür danke ich dem lieben Gott, dass dein Gesundheitszustand das erlaubt. Denn ich stünde nicht hier, wenn es dich nicht gäbe."
Eine ausführliche Bilanz über seine Regierungsarbeit wolle er sich sparen, so Strugl: "Einigen wir uns darauf, dass wir miteinander mehr richtig als falsch gemacht haben, dann ist es gut."
Seinen Kollegen gab Strugl ein Zitat von Ingeborg Bachmann mit auf den Weg: "Die Wahrheit ist den Menschen zumutbar." Davon müssten sich alle Politiker angesprochen fühlen: "Bleiben Sie dabei, auch wenn nicht immer alle applaudieren."
Nach einem letzten Blick über die Reihen der Abgeordneten sagte Strugl: "Es war eine großartige Zeit. Der größte Schritt ist der aus der Tür. Leben Sie wohl, ich werde Sie vermissen." Und begleitet von Standing Ovations und einem langen Applaus tat Michael Strugl schließlich diesen letzten Schritt aus der Tür des Sitzungssaals hinaus.
Das Thema wurde auch in der gestrigen Sendung von OÖN-TV aufgegriffen:
Sozialhilfeverbände: Aufbäumen gegen die demografische Zeitbombe
Grüne Landesliste: Heute Entscheidung in Vorchdorf
NR-Wahl: Grünes Quartett aus Oberösterreich steht
Medikamente: Drängen auf sichere Versorgung
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