Helmut Kohl zwischen Macht und Gefühl
Als Kanzler der Deutschen Einheit schrieb er Geschichte. Sein Umgang mit Parteispenden verhindert, dass er unbefleckt in die Annalen eingehen kann. Am Samstag wird Helmut Kohl 80 Jahre alt.
Helmut Kohls politisches Leben spielte sich zwischen Machtbewusstsein und Sensibilität ab. Ohne Machtbewusstsein wäre dem Sohn eines Steuersekretärs und einer Hausfrau der rasche Aufstieg nicht geglückt. Von der Jungen Union arbeitete er sich in Rheinland-Pfalz hoch zum Ministerpräsidenten. Als Oppositionsführer im Bundestag wartete er auf seine Stunde: 1982 wurde Kohl Bundeskanzler – nicht nach einer Bundestagswahl, sondern durch ein Misstrauensvotum gegen Helmut Schmidt.
Die andere Seite Kohls, die Sensibilität, zeigte sich im Gespür für den richtigen Zeitpunkt – zum Beispiel, als der promovierte Historiker dem französischen Präsidenten François Mitterrand über den Weltkriegsgräbern von Verdun die Hand reichte. Vor allem aber bewies Kohl 1989, dass er die entscheidende Entwicklung erkannt hatte: Als die Ungarn die Grenzen für DDR-Flüchtlinge öffneten, machte er das zu seinem Thema. Gleichzeitig entzog er sich so dem innenpolitischen Druck: Umfragewerte für die CDU waren gesunken. Parteifreunde sägten an Kohls Sessel.
Das Ziel: die Einheit
Stattdessen kam mit dem Mauerfall Kohls große Zeit. Während andere Eliten der BRD die Koexistenz mit der DDR akzeptiert hatten, war der Konservative aus der Pfalz dem Ziel der deutschen Einheit treu geblieben. Kaum war die Berliner Mauer gefallen, da überraschte er die Welt mit einem Stufenplan zur „Wiedervereinigung“. Und seine Regierung machte dies in weniger als einem Jahr möglich – gegen Einwände auch im eigenen Land und gegen die Befürchtungen europäischer Nachbarn. Es war auch Kohls überzeugtes Ja zum europäischen Einigungsprozess, das den Widerstand brach: 1991 erwuchs aus der EG die Europäischen Union. Wichtige Schritte zur Währung Euro wurden gesetzt. Integriert, so die Überlegungen in Europa, sei ein großes Deutschland keine Gefahr.
Kohls Stern im Sinken
Bis zur Wahlniederlage 1998 war Kohl über 16 Jahre Kanzler – ein Rekord. Der Abwahl war eine Phase politischer Stagnation vorausgegangen. Und die „blühenden Landschaften“, die Kohl für die neuen Bundesländer versprochen hatte, ließen auf sich warten. Stattdessen erkannten viele Menschen, dass die Einheit teurer war, als zunächst angenommen.
Wirklich zu sinken begann Kohls Stern aber erst, als er das Kanzleramt verlassen hatte. Obwohl er Kenntnis über schwarze Kassen zunächst geleugnet hatte, musste Kohl zugeben, Parteispenden von insgesamt bis zu zwei Millionen D-Mark erhalten und schwarz an CDU-Organisationen weitergeleitet zu haben. Die Partei ging auf Distanz zu ihm. Eingeleitet wurde dies 1999 ausgerechnet durch die damalige Generalsekretärin Angela Merkel. Kohl hatte die Ostdeutsche, die er „mein Mädchen“ nannte, 1991 in sein Kabinett geholt.
Den Ehrenvorsitz der CDU legte Kohl 2000 zurück. Zehn Jahre später scheint der Konflikt viel an Schärfe verloren zu haben. In der CDU wird zumindest diskutiert, dem Mann aus Oggersheim den Ehrenvorsitz wieder anzutragen. Viel feiern können die Christdemokraten mit ihrem Ex-Chef aber nicht: Bei einem Sturz verletzte sich Kohl 2008. Bis heute leidet er darunter. Seinen Ehrentag am Samstag begeht er im kleinen Rahmen.
anlässlich des 80. Geburtstages von Altbundeskanzler Dr. Helmut Kohl hat die CDU Deutschlands eine Online-Aktion gestartet:
Unter:
www.helmut-kohl.cdu.de
haben alle Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, ihren persönlichen Glückwunsch an den Jubilar Bundeskanzler a.D. Dr. Helmut Kohl auf die extra dafür eingerichtete Homepage einzutragen.
Auf der Sonderseite findet sich auch eine Bildercollage mit wichtigen Stationen aus dem politischen Leben Helmut Kohls.
Zudem wird dort am Samstag eine Videobotschaft der Vorsitzenden der CDU Deutschlands, Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, zu sehen sein.
Zur Sonderseite www.helmut-kohl.cdu.de