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Ein Zuagroaster als typischer Goiserer

Von Klaus Huber, 29. Jänner 2019, 00:04 Uhr
Ein Zuagroaster als typischer Goiserer
Bild: privat

Lois Neuper, Gründer des Goiserer Viergesangs, prägte zeitlebens die Volksmusik

Selbstbewusst und kontaktfreudig war er, eine impulsive Persönlichkeit mit Ecken und Kanten: Lois Neuper, 2014 im 91. Lebensjahr gestorben, zählte zu den Ikonen der oberösterreichischen Volkskultur. Jahrzehntelang in allen Bereichen der musischen Volkskultur aktiv, wurde "der Lois" zu einem Mittelpunkt seiner Goiserer Heimat. Dabei war dieser "typische Goiserer" ein Zuagroaster von der steirischen Seite des Pötschen, aufgewachsen in Bad Mitterndorf als Kind einer Holzknechtfamilie. Der Vater spielte Flügelhorn und war Kapellmeister bei der Blasmusik, die Mutter sang täglich mit den drei Kindern.

Ein Nähmaschinen-Erlebnis

"Als Drei- oder Vierjähriger", sagte der Lois einmal, "lernte ich mit ihr, auf dem Trittbrett der Nähmaschine sitzend, den zweistimmigen Jodler Ho-e-di." Bald spielte er Geige, Gitarre, Klavier, später kamen Schlagzeug und Kontrabass dazu.

Die Leidenschaft für das Volkslied weckte sein Lehrer in der Bürgerschule, der Volksliedforscher Hans Gielge aus Gramastetten, den das Leben vom Mühlviertel ins Ausseerland verschlagen hatte. Lois Neuper wurde ebenfalls Lehrer und hatte das Glück, eine Stelle im Goiserer Ortsteil St. Agatha zu bekommen – die einzige seines Lebens, denn dort blieb er bis zur Pensionierung als Direktor.

"Pure alpine Mystik"

Der junge Lehrer mit der beneidenswerten Tenorstimme widmete sich ganz der Volksmusik. Mit der legendären Simon-Geigenmusi ging ihm der "richtige Goiserer Klang" in Fleisch und Blut über, und wenn sein großartiger Goiserer Viergesang etwa den Kuahmelcher-Jodler in die Berglandschaft zauberte, empfanden viele, was Hubert von Goisern so ausdrückte: "Das ist pure alpine Mystik." Zwei Gründe nannte Lois Neuper für den einzigartigen Klang des Goiserer Viergesangs: "gute Ohren und regelmäßige Proben". Und als Geheimnis hinter der herrlichen Harmonie der Stimmen? "Zusammenlosen! Wir haben uns immer Zeit gelassen, haben die Jodler so langsam gesungen, damit wir warten konnten, bis der Klang richtig schön ist."

Lois Neuper hat unzählige Menschen für das Singen begeistert, viele zum Jodeln gebracht oder sie zu ergriffenen "Zualosern" gemacht. Er gründete Sing-, Spiel- und Tanzgruppen, führte Advent- und Neujahrssingen ein, war Chormeister, Liederbuch-Autor und Tanzlehrer, leitete Lehrerfortbildungskurse für "Angewandte Volkskunde" (unter anderen mit Volker Derschmidt) und engagierte sich auch im Volksliedwerk – einfach überall, wo Qualität gefragt war.

Immer ohne Noten

Mit einem Notenblatt in der Hand zu singen, wäre Lois Neuper nicht in den Sinn gekommen. Noten seien schließlich "nichts als Druckerschwärze auf Papier", der man erst frisches Leben einhauchen müsse. Er war gleichzeitig Bewahrer, in diesem Sinne konservativ, und selbstbewusster Erneuerer.

Wenn er etwas neu gestaltete, dann kompromisslos nach seiner eigenen Überzeugung. Dabei konnte er sehr bestimmt auftreten – und die Menschen folgten ihm, dem "gemütlichen Sänger und leutseligen Musikanten", wie ihn Wilfrid Kefer, ein weiteres Goiserer Volkskultur-Faktotum, charakterisierte.

2003 trat Lois Neuper von der Bühne ab. Rückblickend sind die Besten des gesamten Alpenraumes stolz darauf, mit diesem großen Vorbild gesungen und musiziert zu haben. Bei Dreharbeiten für meine TV-Doku-Serie "Legenden der Volksmusik" konnte Lois Neuper schließlich zufrieden Bilanz ziehen: "I gfreu mi über jedn Tag, den i erlebn ha derfn."

 

"Ikone der Volkskultur"

Die OÖN-Leser und -Leserinnen haben 50 potenzielle Ikonen der Volkskultur in den vergangenen Wochen auf unserer Website www.nachrichten.at/ikone mit ausführlichen Begründungen nominiert.

Die 15 nun zur Wahl stehenden Persönlichkeiten wurden von der OÖN-Kulturredaktion gemeinsam mit unserem Volkskultur-Spezialisten Klaus Huber ausgewählt.

So funktioniert die Wahl:

Bis 8. Februar 2019 stehen die 15 Finalisten zur Wahl. Jeder Mausklick zählt als eine Stimme. Die Ikone der Volkskultur wird dann am 16. Februar in den OÖN präsentiert. Auch die Zweit- und Drittplatzierten dieser Wahl werden prämiert.

Der Zwischenstand ist auf nachrichten.at/ikone jederzeit transparent abrufbar.

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