Vom Oberlandesgericht Linz in die Filmwelt der Berlinale
Michael Stütz ist als Crossing Europe-Juror auf Heimatbesuch.
Michael Stütz, 38, war schon "mindestens zehn, 15 Mal" Juror für diverse Filmfeste. "Aber so gefreut und geehrt gefühlt, wie bei der Einladung in die Jury beim Crossing Europe, habe ich mich noch nie." Denn obwohl er seit fast zehn Jahren für eines der wichtigsten internationalen Festivals, die Berlinale, arbeitet, ist die Liebe zur Heimat nie verloren gegangenen. In Gallneukirchen, wo er aufgewachsen ist, hat er schließlich begonnen, sich sein Wissen über Film anzueignen.
"Wir hatten eine kleine Videothek. Als Jugendlicher war ich oft jeden Tag dort und habe mir zwei Filme ausgeborgt", sagt der Programmkoordinator und Büroleiter für die wichtige Berlinale-Schiene "Panorama". "Ich konnte damals Arbeiten sehen, deren Status mir erst bewusst wurde, als sie in Seminaren an der Uni erwähnt worden sind." Etwa "Bad Lieutenant" (1992) und "Ms. 45" (1981) von US-Kult-Regisseur Abel Ferrara. Diese Schaulust sei damals von der Sehnsucht nach einer Welt gekommen, die mehr Grenzen durchbricht.
Bis Stütz, der François Truffauts Werke in der Linzer Landesbibliothek bezog, sich allerdings für das Theater-, Film- und Medienwissenschaft-Studium in Wien entschloss, hat es länger gedauert. Die Schule beendete er mit 15 Jahren und arbeitete dann einige Jahre als Sachbearbeiter beim Oberlandesgericht Linz. Nach dem Zivildienst – ein "hartes, lehrreiches Jahr in der Altenpflege" – hat er neben seinem Bibliotheks-Job die Studienberechtigungsprüfung abgelegt. Dann ging es schnell. 2005 wechselte er zum Studium nach Berlin. "Nach zwei Wochen wusste ich, dass ich nicht mehr zurück will." Er war von der Freiheit und der Energie der Stadt hingerissen. Mit Glück wurde aus einem Praktikum bei der Berlinale ein festes Engagement. "Ich habe meinem Chef damals geschrieben, dass ich alles machen würde, solange ich beim Festival bleiben kann." Als der Wunsch in Erfüllung ging, "bin ich fast vom Sessel gefallen".
Crossing Europe läuft noch bis 28. 4., crossingeurope.at