Stephan Suschke: "Mit dem Sturm hab' ich noch eine Rechnung offen"
Der Schauspiel-Chef des Landestheaters im OÖN-Gespräch über seine Eröffnungsinzenierung im neuen Schauspielhaus.
Bisher ist der neue Schauspiel-Chef des Linzer Landestheaters vor allem als Gestalter des Spielplans und mit der Verpflichtung spannender Künstler aufgefallen. Zur Eröffnung des Schauspielhauses inszeniert Stephan Suschke in Linz erstmals selbst. Die OÖN haben mit dem 58-Jährigen über Shakespeares "Der Sturm" gesprochen.
OÖNachrichten: Sie haben "Der Sturm" schon 1998 am Berliner Ensemble inszeniert und Sie sagen, Sie seien damals gescheitert. Warum?
Stephan Suschke: Vielleicht war ich von Prosperos Alter noch zu weit entfernt. Das Interessante an Shakespeare ist ja, dass man ihn immer mal wieder inszenieren kann. Und jetzt bin ich Prospero näher als damals mit noch nicht einmal 40. Außerdem braucht man für Shakespeare ein gewisses Handwerk, bei manchen Stücken – so nimmt man zumindest an – geht’s ja auch ohne.
Waren Sie mir der Zeichnung des Prospero damals unzufrieden?
Nein, der wurde von Hermann Beyer gespielt, das ist ein toller Schauspieler. Ich war überfordert und hab’ manche Sachen nicht hinbekommen. Trotzdem war es keine so schlechte Inszenierung, ich hab’ ja danach noch weitere bekommen, dennoch: Mit dem "Sturm" hab’ ich noch eine Rechnung offen.
Haben Sie es auch deshalb in Linz angesetzt, um sich mit dem Stück zu versöhnen?
Nicht unbedingt versöhnen, sondern um noch einigen Fragen auf den Grund zu gehen. Es gibt den schönen Satz von Gerhard Richter, der gefragt wurde, wann ein Bild fertig sei. Darauf Richter: "Wenn es keine Fehler mehr gibt." Ich wollte es einfach kompakter, geradliniger machen und vieles neu beleuchten.
Inwiefern hat sich Ihre eigene Haltung in den vergangenen 20 Jahren verändert?
Damals war ich ungeheuer pessimistisch und es gab viel weniger Gründe – im Sinne meiner Lebenshaltung. Und heute gibt es keinen Anlass zur Hoffnung, aber vielleicht muss man deshalb handeln. Das ist das Tolle am Theater, dass man immer die Chance hat, zu handeln. Dafür braucht man sowohl einen Grund als auch ein Ziel, wir wollen ja alle Sinn strukturieren. Mich nervt an beinahe allen Medien, dass es selten Geschichten gibt, die gut ausgehen. Aber in unserem Leben ist es ja nicht so, dass jeder Tag traurig ist. Das heißt aber auch nicht, dass man bestimmte Widersprüche weichspülen muss.
Inwiefern schlägt sich das auf Ihren aktuellen "Sturm" nieder?
Das Ende ist versöhnlicher als damals, weil ich vor 20 Jahren den Schluss gestrichen hab’.
Wirklich? Also jenen Teil, in dem Prospero das Publikum um Erlösung bittet?
Genau, aber ich wollte es damals nicht so enden lassen. Sehen Sie, so hab’ ich mich verändert.
Werden Sie während der Premiere im Zuschauerraum sein?
Normalerweise gehe ich in meine Premieren rein, das bin ich den Leuten auf der Bühne schuldig. Aber egal, ob ich drinsitze, ich kann es ja ohnehin nicht mehr ändern – im Normalfall hat man ja alles gegeben, auch als Regisseur. Egal, ob es gut oder ob es schlecht geworden ist.
Der Bedarf ist durch das Kellertheater bereits gedeckt!
Also ein Selbstverwirklichungsstück eines Stephan Suschke, der auch das Theatergeschehen in Linz mit diesem Stück nicht aus der Lethargie reissen wird.
Besser wäre für die Auslastung des renovierten Musentempels, man würde in eine "Bauernbühne" umwandeln, das verstehen die Konsumenten und die Bude wäre täglich rammelvoll.