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Merkatz: "Was soll an Schauspielerei Kunst sein? Nichts, es ist Arbeit!"

Von Peter Grubmüller, 30. Dezember 2017, 00:04 Uhr
Merkatz: "Was soll an Schauspielerei Kunst sein? Nichts, es ist Arbeit!"
Zwei Polizisten (links: Herbert Fux) wollen bei den Sackbauers feststellen, welches Nudelaug’ die Rakete in die Wohnung des Nachbarn geschossen hat. Bild: ORF

"Ein echter Wiener geht nicht unter": Zu Silvester zeigt ORFeins (22.25 Uhr) erneut die legendäre Folge "Jahreswende" – und Karl Merkatz wird vor dem Fernseher sitzen.

Vor 40 Jahren, am 30. Dezember 1977, wurde die Folge zum ersten Mal ausgestrahlt. Was Karl Merkatz nach all den Jahren über seine Paraderolle Mundl Sackbauer zu sagen hat, wie er Silvester verbringt und wie der 87-Jährige, der seit Jahren in Irrsdorf an der Salzburger Grenze zu Oberösterreich lebt, über Schauspielerei und den Tod denkt – darüber hat er mit den OÖN gesprochen.

 

OÖNachrichten: Wissen Sie schon, wie Sie den Jahreswechsel verbringen werden?

Karl Merkatz: Aber ja, meine Frau feiert Geburtstag, sie wird 80. Die ganze Familie wird beisammen sein und diesen Tag feiern.

Das heißt, Sie werden sich die Silvesterfolge von "Ein echter Wiener geht nicht unter" keinesfalls anschauen…

…doch, doch, das machen wir gemeinsam, das ist verabredet. Und wir werden uns über diesen Mundl Sackbauer amüsieren, denn ich bin es ja nicht, über den wir lachen. Es ist die Figur, der ich immer noch gerne zuschaue.

Wie ist Regisseur Reinhard Schwabenitzky damals für die Hauptrolle auf Sie gekommen?

Ich hatte mit Axel Corti einige TV-Filme gedreht und Reinhard war Cortis Regieassistent. Ich habe an den Münchner Kammerspielen gespielt, und er wollte mit mir Hinterbergers Roman "Salz der Erde" verfilmen. Das wollte ich aber nicht, diese Mundl-Figur war mir zu brutal, die immerzu um sich schlug. Bald kamen neue Bücher mit einem milderen Sackbauer – und um das auszumachen, haben wir nicht lange gebraucht.

Die Folge "Jahreswende" wiederholt der ORF seit Jahrzehnten. Ist der Film tatsächlich so herausragend oder fällt dem ORF nichts Neues ein?

Dem ORF fällt manches nicht ein. Aber wahrscheinlich liegt es daran, dass sich das Publikum daran erfreut, obwohl ich nicht weiß, ob der Schmäh "Mia san ja goa net daham", nachdem der Mundl die Wohnung des Nachbarn mit Raketen beschossen hat, so gut ist.

Hat es Sie mitunter genervt, dass Sie auch auf der Straße mit Mundl angesprochen wurden?

Nein, es ist ja mein Beruf, in der Öffentlichkeit zu stehen. Da kann ich nichts dagegen haben. Außer manchmal, wenn mir die Leute ein bisschen blöd oder besonders tief gekommen sind. Ich werde heute noch von 12- bis 15-jährigen Buben angesprochen, die mir Mundl-Texte auswendig vorsagen. Da freu ich mich, dass sie das können, weil ich es nicht mehr kann. Die Schauspielerei ist ja eine reine Arbeit, die nicht mein Sein erfüllt.

Bewerten Sie Schauspielerei nicht als Kunst?

Nein. Was soll an Schauspielerei Kunst sein? Nichts, es ist Arbeit! Ich nehme es auch nicht an, sofern ich als Künstler bezeichnet werde. Wenn ich als Tischler einen Stuhl baue, der wackelt, dann fragt der Meister: "Was hast denn wieder zammdraht?" So ist es bei der Schauspielerei auch – es ist Arbeit, aber in der Öffentlichkeit. Van Gogh war Künstler. Der hat Kunst aus seiner Seele, aus seinem Bewusstsein geschaffen. Oder Albrecht Dürer. Was wir heute Fotografie nennen, hat der schon vor Jahrhunderten besser mit dem Bleistift gezeichnet. Ich nenne Können erst in dieser großen Form Kunst.

Fühlen Sie sich nach einem wackeligen Stuhl gescheitert?

Nein, nur wissend, dass jeder Fehler macht.

Haben Sie Angebote für das kommende Jahr?

Da ist einiges angemeldet. Ab Februar stehen zum Beispiel heitere Liederabende auf dem Programm. Wenn man so einen alten Knochen wie mich noch brauchen kann, dann holt man mich. Es ist immer alles zu mir gekommen.

Wer Sie engagieren will, der ruft einfach an?

Genau, ich hatte nie eine Agentur. Nur einmal, das muss 1952, 1953 gewesen sein. Nach dem ersten Engagement hab’ ich ihr aber gekündigt. Der Sinn meines Lebens war stets: Was sein soll, das kommt. Zukunft ist nichts, Gegenwart ist alles. Und die Vergangenheit ist das, was man in der Gegenwart verwenden kann. Was kommt, weiß man nicht. Genauso wie der Tod, den man nicht kennt, ihm aber irgendwann begegnet.

Fürchten Sie den Tod?

Überhaupt nicht. Was soll ich da fürchten? Wenn man eine gewisse Form von Religion hat – und die habe ich –, braucht man den Tod nicht zu fürchten. Ich verstehe nicht, wovor die Leute da Angst haben.

Vor Schmerzen oder vor dem, was danach kommen könnte…

…ja, was kommt schon danach? Wir wissen es nicht. Die Angst vor Schmerzen ist menschlich, die verstehe ich. Aber der Tod ist eben, weil er unvermeidlich ist.

Rauchen Sie noch?

Manchmal acht, zehn Tage gar nicht. Aber dann, wenn ich etwas schreibe, kann es viel werden, Zigaretten und Zigarren. Ich sitze da und folge dem Rauch, der aufsteigt, durch das Zimmer zieht, vielleicht noch ein Glas Whiskey dazu – das ist meine Form von Genuss. Eine Sucht ist es nicht.

Ihre Frau wird 80, Sie sind seit 61 Jahren verheiratet. Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Begegnung, an Ihren ersten Kuss?

Absolut. Ich war Anfang 20, ich hatte ein wenig herumgetändelt, manchmal eine Freundin und ein bisschen was kennengelernt. Aber so direkt war sie die erste Frau, zu der ich gefunden habe – und die auch zu mir gefunden hat. Offenbar wurden wir beide geführt.

 

Video: Ein echter Wiener geht nicht unter – "Jahreswende" 

Das Leben des Karl Merkatz

Karl Merkatz kam am 17. November 1930 in Wiener Neustadt zur Welt. Nach einer Tischlerlehre erlernte er die Schauspielerei bei Milo Schreiber, später im Mozarteum Salzburg, das er 1955 abschloss. Während seines Engagements in Heilbronn lernte er seine Frau Martha (Bild) kennen, mit der er zwei Töchter hat. Nach Hamburg und München spielte er regelmäßig in Wien (Volkstheater, Josefstadt, Burgtheater...). Von 1975 bis 1979 machte ihn die Figur des Mundl Sackbauer berühmt. Als „Bockerer“ brillierte er ebenso. 2013 wurde Merkatz für seine Rolle in „Anfang 80“ mit dem Österreichischen Filmpreis ausgezeichnet.

 

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11  Kommentare
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Adler55 (17.204 Kommentare)
am 31.12.2017 18:09

Der Mundl ist " Kult " und gehört natürlich zu den beliebtesten Klassikern am Silvesterabend !!

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Harbachoed-Karl (17.883 Kommentare)
am 31.12.2017 12:38

Es ist ihm zu danken.
Einerseits können die Leser informiert sein, dass es Arbeit ist. Und zwar nicht nur die Arbeit einmal in der Woche auf der Küche.
(Vergleiche die wirren Ansichten über Lehrer).
Andererseits? Da war noch was…

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jago (57.723 Kommentare)
am 31.12.2017 00:16

Zum Titel ... das kann er so sehen, mir kommt das anders vor grinsen

Die Schauspieler drehen hoch bis zur Übertreibung aber nicht drüber. Das scheint die Kunst zu sein. Wenn ich an den Meinrad denke zum Beispiel.

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Orlando2312 (22.320 Kommentare)
am 30.12.2017 19:17

Karl Merkatz ist ein grossartiger Mensch. Das was er im Interview sagt reicht zu einem Vorbild.

Er wird uns erhalten bleiben, sei es als Mundl Sackbauer oder doch eher als Karl Bockerer.

Noch viele schöne und erfüllte Jahre mit ihrer Gattin, Herr Merkatz. Auch wenn Sie es nicht hören werden wollen, ich bin ein Fan von Ihnen.

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mitreden (28.669 Kommentare)
am 30.12.2017 09:43

Ich wünsche dem Herrn Merkatz noch eine schöne Zeit! Der Mann hat einfach eine Altersweisheit und Gelassenheit, die beispielgebend ist.

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ichauchnoch (9.802 Kommentare)
am 30.12.2017 09:11

Die legendäre Folge "Jahreswende" - ist das alles, was der ORF Zwangsgebührenzahlern vorzusetzen hat? Alte Schinken, die nichts kosten, sagenhaft. Wo bleit eigentlich unser Geld??
Endloswiederholungen, schlecht synchronisierte Filme aus Amerika, alles ganz billig, der Zuschauer regt sich eh nicht auf. as ist das österreichische Staatsfernsehen.

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alpe (3.482 Kommentare)
am 30.12.2017 14:22

Aas ist österreichisches Staatsfernsehen?
Oder was willst du uns sagen?

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adaschauher (12.083 Kommentare)
am 31.12.2017 08:37

Unterm Steger wird's besser frohe Weinachten FPÖ

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ricki99 (1.021 Kommentare)
am 31.12.2017 09:54

Mich nervt, daß sich in jedem thread ein Troll findet, der parteipolitische Aspekte ins Spiel bringt. traurig

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Blitzer60 (1.131 Kommentare)
am 31.12.2017 12:32

Ein typischer FPÖ Wähler schreibt natürlich Weinachten. grinsen

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hausmasta (916 Kommentare)
am 31.12.2017 13:06

Genau, Sauerei. Wieder keine Riefenstahl und ihr Führer.

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