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Jedermann als Banker, der die große Krise hat

Von Nora Bruckmüller, 18. Juli 2018, 00:04 Uhr
Jedermann als Banker, der die große Krise hat
Bild: theaterzeit

Hugo von Hofmannsthals ewiges Stück wird ab 20. Juli in Freistadt modern erzählt.

Als Regisseur ist Ulf Dückelmann berüchtigt. Dafür, dass der Freistädter in seiner Heimatstadt Stücke auf die Bühne stellt, die so noch nie zu sehen waren. Heuer ist es nicht anders, aber noch überraschender. Der Mühlviertler hat sich für die Theaterzeit Freistadt, die nach einem Jahr kreativer Pause ab 20. Juli weitergeht, einen Stoff zu eigen gemacht, auf den die Salzburger Festspiele seit 1920 abonniert sind: Hugo von Hofmannsthals "Jedermann".

Dazu gilt "das Spiel über das Sterben des reichen Mannes", das am 20. Juli in der Neufassung "Jedermanns Schuld und Sühne" uraufgeführt wird, als extrem schwierig zu modernisieren.

Doch Dückelmann ist einer, der sich tief in Texte vergräbt, um letztlich die gültigen, spannungsreichsten Konflikte als Schatz zu heben. "Ich empfinde es schon als komische Idee, dass sich jemand wie der Jedermann im Original überlegt: Wenn ich schon glaube, zu sterben, warum frage ich nicht alle meine Leute, ob sie mit mir kommen wollen? Doch was für mich extrem interessant ist: die Tatsache, dass das Ende jeden treffen wird – auch die Superreichen", sagt Dückelmann.

"Bemerkenswert dazu ist, dass wir in einer Zeit leben, in der in den Medien ständig über Menschen zu lesen ist, die sterben. Abseits, privat schieben wir aber den Tod immer mehr als Tabu ins Abseits." Doch der 42-Jährige kennt keine Scheu, die Endlichkeit zum essenziellen Thema zu erklären. Noch dazu in einem Umfeld, in dem schier unendliches "Wachsen" als Dogma gilt.

Zwischen System und Zweifel

Sein Jedermann – der Düsseldorfer Till Bauer (Foto), der 2016 den Hamlet gab – ist Investmentbanker. In einem von miesen Spekulationen gebeutelten System bringt ihn die Idee ins Wanken, bald sterben zu müssen. Wie der Zweifel daran – könnte ihm das doch nur eine psychische Erkrankung vorgaukeln. Dazu hat er eine Buhlschaft (Susanna Wurm), "die nicht mehr das kleine Anhängsel ist, sondern taff und ihm Konter gibt. Und sie ist Ministerpräsidentin." So verweben sich Politik und Wirtschaft "zu einem kleinen Finanzthriller".

Um seinen Jedermann noch mehr zu fordern, griff Dückelmann auf ein Motiv aus Henrik Ibsens "Die Wildente" (1884) zurück: den Mann, der plötzlich glaubt, alles, was im Argen liegt, ans Licht holen zu müssen, zu sprechen, anstatt zu schweigen.

Auch eingeflochten: der Drang der moralisierenden Wiedergutmachung aus Dostojewskis "Schuld und Sühne" (1866). Weiters tun die "typischen" Jedermann-Figuren wie Tod und Teufel das ihre – nicht als absolute Allegorien, sondern als Figuren mit Subtext. Der Regisseur: "Im Prinzip erlebt mein Jedermann eine einzige, große Midlife-Crisis."

Termine: 20. Juli , 26.-28. Juli; 2.-4. August, je 20 Uhr, Karten: ticket@theaterzeit.at

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