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"Sie sind Kämpfer und beschweren sich nicht"

Von Dietlind Hebestreit, 27. Juni 2018, 13:03 Uhr
"Sie sind Kämpfer und beschweren sich nicht"
Beratungsgespräch im Grünen: Trainerin Simone Jax unterstützt Tobias Paizoni bei seinem Werdegang. Bild: Volker Weihbold

Das Projekt "Jugend und Zukunft" der OÖ. Kinder-Krebs-Hilfe unterstützt frühere Patienten beim Einstieg ins Bildungs- und Berufsleben. Einer der Betreuten ist der 23-jährige Tobias Paizoni.

Beim Begriff "Kinder-Krebs-Hilfe" blitzen im Kopf Bilder von glatzköpfigen Mädchen und Buben auf, die im Krankenhaus tapfer um ihr Leben kämpfen. Doch was passiert eigentlich, wenn der Tumor besiegt ist und das Leben weiter gehen soll? Und wer hilft, wenn die schwere Krankheit bleibende Beeinträchtigungen hinterlassen hat? Welche Möglichkeiten eröffnen sich bei Schul- und Berufswahl? Das Projekt "Jugend und Zukunft" der OÖ. Kinder-Krebs-Hilfe geht in diese Richtung.

Wünsche und Träume ergründen

"Oft kann man nicht dort weitermachen, wo man vor der Krankheit aufgehört hat. Das Leben hat sich verändert", hat Trainerin Simone Jax die Erfahrung gemacht. Sie betreut das Sozialprojekt für die Firma "Die Berater" in Linz. "Man tastet sich heran, was der Betroffene kann und wo vielleicht Defizite sind. Jeder hat Wünsche und Träume. Die gilt es zu berücksichtigen", so die 39-Jährige Gallneukirchnerin. Jax, die auch sonst mit der Betreuung von Arbeitssuchenden betraut ist, sind ihre Klienten aus dem Sozialprojekt besonders ans Herz gewachsen: "Die früheren Krebspatienten setzten sich Ziele und suchen Wege, um diese zu erreichen. Sie sind Kämpfer und beklagen sich nicht, wenn etwas nicht gleich realisierbar ist. Wenn ein Plan nicht aufgeht, überlegen wir gemeinsam Alternativen."

Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen bekommen eine Rundumbetreuung. Nicht nur die gemeinsame Suche nach der Richtigen Ausbildung, sondern auch die Unterstützung beim Zurechtfinden im Ämter-Dschungel hat sich bewährt.

Einer von Simone Jax’ Klienten ist Tobias Paizoni. "Drei Wochen nach meinem 18. Geburtstag wurde bei mir ein Gehirntumor diagnostiziert. Das war für mich wie ein Schlag ins Gesicht", erinnert sich der heute 23-Jährige. Der Krebs direkt im zentralen Nervensystem galt als inoperabel und Paizoni wurde von Krankenhaus zu Krankenhaus weitergereicht. Eine Therapie mit Kortison brachte nur kurz Erfolge. Als der Tumor größer wurde, erlitt der junge Mann Ausfallserscheinungen auf der linken Seite: "Meine Nerven waren abgeklemmt. Das ist, als wenn man einen Gartenschlauch abknickt. Der Arzt sagte, wenn wir jetzt nichts tun, ist es in zwei Wochen vorbei." Tatsächlich brachten Chemotherapie und Bestrahlungen die Heilung.

Als der Mühlviertler sich bei der PVA wieder gesund melden wollte, kam das böse Erwachen: Man wollte ihm dort die Arbeitsfähigkeit einfach nicht bescheinigen. "Es war eine Tortur", so Paizoni, der das Tauziehen aber schließlich gewann. An eine Rückkehr in seinen früheren Lehrberuf als Tischlereitechniker war wegen einer Behinderung der linken Hand jedoch nicht zu denken.

Studium an der FH als Ziel

Gemeinsam mit Jax entdeckte er einen Aufbaulehrkurs und eine Ausbildung als Bürokaufmann beim BBRZ, machte genauso den Abschluss als Einzelhandelskaufmann. Auch bei der Job-Suche bekam der Mühlviertler Unterstützung. Doch sein Traum ist ein anderer: "Ich beginne im Herbst mit einem Studienbefähigungslehrgang und möchte dann an der FH Medientechnik und -design studieren. Parallel suche ich einen Job für zehn bis 20 Stunden."

Sein Tipp für andere Betroffene: "Schon während der Krankheit seine Ziele im Auge behalten. Den roten Faden in der Hand halten und ihm nachgehen. Und nie aufgeben!"

30 Jahre Kinder-Krebs-Hilfe

 

„Mein mittlerer Sohn ist mit 17 Jahren an Krebs erkrankt, mit 25 ist er gestorben. Ich habe sieben Jahre mit ihm gekämpft. Meine Erfahrungen möchte ich weitergeben“, sagt Ulla Pehböck, Obfrau der OÖ. Kinder-Krebs-Hilfe. Der Verein, der aus einer Selbsthilfegruppe hervorgegangen ist, feiert heuer sein 30-jähriges Bestehen. Im Vorstand sitzen ausschließlich betroffene Eltern.

„Das ganze Leben wird auf den Kopf gestellt, wenn man die Diagnose bekommt, dass das eigene Kind an Krebs erkrankt ist. Aus der lebensbedrohlichen Situation wird dann auch schnell eine finanziell bedrohliche Situation. Denn unser Leben ist auf Doppelverdiener ausgerichtet und ein Gehalt bricht schnell weg, wenn Eltern ihre Kinder im Krankenhaus begleiten“, sagt die 59-jährige Linzerin.

Die Behandlung dauert oft ein Jahr und länger. Während dieser Zeit hilft die OÖ. Kinder-Krebs-Hilfe, wo sie nur kann – finanziell und auch durch Angebote im Krankenhaus, aber vor allem mit Informationen. „Jeder beginnt nach der Diagnose bei Null. Aber nicht jeder muss alle Erfahrungen selbst durchleben“, so Pehböck.

Die OÖ. Kinder-Krebs-Hilfe zählt mehr als tausend Mitglieder. Der erste Kontakt zu betroffenen Familien findet oft schon in der ersten Woche im Krankenhaus durch eine Psychologin oder einen Sozialarbeiter statt. Alle Dienste des Vereins, dessen Büro direkt neben der Kinderonkologie angesiedelt ist, werden ausschließlich durch Spenden finanziert. Das Angebot ist vielfältig und reicht von einer dicken Mappe mit Informationen über Erholungsangebote, Elternwohnungen während des Krankenhausaufenthalts, einen Schulkoffer mit Infos für Mitschüler sowie ambulanten Kontrollen zu Hause.

Nach zirca fünf rückfallfreien Jahren dürfen viele die Familien aufatmen und die Heilung feiern. „Heute ist die Medizin zum Glück bereits so weit fortgeschritten, dass zwei von drei Kindern geheilt werden können“, sagt Pehböck. (dh)

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