Wasser predigen ...
Mit großem Interesse habe ich Ihren Artikel "Leer stehende Luxuswohnungen: Wir errichten dunkle Städte" vom 23. Juli gelesen.
Großes Interesse deshalb, weil sich der Zitatgeber der Überschrift, der Vizepräsident der Architekten- und Ingenieurskammer für Oberösterreich und Salzburg, DI Heinz Plöderl, im genannten Artikel zwar gegen Wohnungsleerstand ausspricht, der Gestaltungsbeirat der Stadtgemeinde Gmunden, dessen Vorsitzender er jahrelang war, aber genau dieser Entwicklung Vorschub geleistet hat.
Immer wieder wird und wurde Luxusbauvorhaben von Immobilieninvestment-Gesellschaften, mitunter auch entgegen den Bestimmungen des örtlichen Entwicklungskonzeptes, bedenkenlos der Sanctus erteilt. Ortsansässige Familien können sich die sohin errichteten Luxuswohnungen ohnehin nicht leisten. Es handelt sich in vielen Fällen um gerade jene Wohnungen zu Anlagezwecken, die DI Heinz Plöderl nunmehr anprangert. Im Oktober 2020 hat der Verwaltungsgerichtshof einem derartigen Luxusprojekt ein Ende bereitet und dem Vorhaben auf ganzer Linie eine Absage erteilt. Die Errichtung von Wohneinheiten durch eine Immobilieninvestment-Gesellschaft hätte dem bereits übergroßen Segment der Luxuswohnungen, die ausschließlich zu Anlage- und nicht zu Wohnzwecken gebaut werden, buchstäblich noch zahlreiche weitere Stockwerke hinzugefügt, was in einem jahrelangen Bauverfahren auf Kosten der Nachbarn schließlich verhindert werden konnte. Auch hier gab es eine Freigabe des Gestaltungsbeirates.
Wenn ich also lese, dass sich DI Plöderl gegen Leerstand und Spekulationsobjekte bei Wohnungen ausspricht, so fallen mir die berühmten Zeilen Heinrich Heines ein: „Ich kenne die Weise, ich kenne den Text, ich kenn’ auch die Herren Verfasser; ich weiß, sie tranken heimlich Wein und predigten öffentlich Wasser.“