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Haus mit Raum für Fantasien

Von Georg Wilbertz, 06. Juni 2020, 00:04 Uhr
Haus mit Raum für Fantasien
Fein detailliert und strukturiert: die hölzerne Fassade

SCHLIERBACH. In Schlierbach entstand ein neuer Kindergarten. Mitten im Ort und als ein Beispiel für eine gelungene Lösung dieser anspruchsvollen Bauaufgabe.

Kinder malen oft ein Haus genau so: ein Kubus, ein Satteldach, einfach eingeschnittene Fenster, eine Tür. Ein Haus, das sich nach außen derart einfach gibt, kann und sollte im Inneren vielfältig, spannend und lebendig sein.

Es sollte Raum für Fantasien bieten. Vor allem dann, wenn es ein Haus für Kinder ist. Der neue, im Jänner 2020 eröffnete Kindergarten in Schlierbach ist ein solches Haus.

Haus mit Raum für Fantasien
Gruppenräume: Farbliche Zurückhaltung und klare Funktionalität

Viel Leben in der Mitte

2015 wurde ein Wettbewerb veranstaltet, aus dem der Entwurf der Arbeitsgemeinschaft des Büros Wolf Architektur (Grieskirchen) mit dem Welser Architekten Marco Kienesberger als Gewinner hervorging. Eine besondere, auf den ersten Blick wenig kompliziert scheinende Bedingung stellte der Bauplatz dar. Auch wenn eine Situierung auf der berühmt berüchtigten "grünen Wiese" in der Diskussion stand, entschied man sich in Schlierbach für ein Hanggrundstück mitten im Ort.

Schlierbach hat keinen wirklichen Ortskern. Dominant ist das Stift, dem locker gruppiert einige wichtige Bauten und Funktionen (Gemeindeamt, Post, Nahversorger etc.) vorgelagert sind. Zu diesen gesellt sich nun der an der Fürstenhagenstraße gelegene neue Kindergarten. Die unmittelbare Nachbarschaft bilden vorwiegend einzeln stehende Wohnhäuser. Möglich wäre an dieser Stelle auch eine ökonomisch höherwertige Nutzung gewesen. Aber man wollte in Schlierbach die Ortsmitte durch den Kindergarten und die Kinder beleben.

Es ist ein äußerst positives Signal, den Kindern und ihren Eltern diesen Platz innerhalb der Gemeinde zuzugestehen. Das oft zitierte, aber meist folgenlose "Kinder sind unsere Zukunft" bekommt in Schlierbach eine neue, direkt lesbare Bedeutung. Wichtig ist allerdings, dass man nicht zu hohe Erwartungen bezüglich der oft gewünschten Ortskernbelebung mit der Bauaufgabe Kindergarten verknüpfen sollte. Kinder und ihre Lebenswirklichkeit sollten sich frei von derartigen, manchmal überspannten Vorstellungen entwickeln können.

Laut Wettbewerb sollte der Kindergarten "möglichst funktionell geplant werden." Auch wenn es problematisch ist, funktionell mit einfach gleichzusetzen, gehen die Entwerfer in Schlierbach auf den ersten Blick diesen Weg. Die Integration in den Ort war dabei ein wesentliches Ziel. Der nach außen klare Baukörper, in den die Öffnungen und Fenster eingeschnitten sind, passt sich vom Maßstab her der Umgebung an. Die ausgeführten Holzfassaden erinnern an vertraute ländliche Nutzbauten. Das Material bindet an die örtliche Tradition an und besitzt eine feine, plastisch-vertikale Struktur. Da der gesamte Baukörper einheitlich mit diesem Stabwerk überzogen ist, ergibt sich aus der Ferne eine blockhafte, kompakte Wirkung. Das Thema Haus erhält auf diese Weise eine eindeutige, fast symbolhafte Form.

Trotz der einfachen Grundgestalt bietet das Gebäude räumlich spannende und belebende Verknüpfungen mit dem Außengelände. Terrassen, ein begrünter Innenhof etc. bieten den Kindern unterschiedlichste Aufenthaltsqualitäten und Bezüge von innen nach außen.

Die Verteilung und Anordnung der Gruppenräume und anderen notwendigen Funktionen über zwei Etagen ist ebenfalls klar und funktional. Dies ermöglicht eine schnelle Orientierung und unproblematische Nutzung.

Geht man ins Detail, wird allerdings sofort deutlich, dass es sich keineswegs um eine schlichte oder gar langweilige Architektur handelt. Unaufdringlich werden Durchblicke und Ausblicke gestaltet. Fast selbstverständlich werden Räume miteinander verbunden. Im Inneren sind Abgeschlossenheit, Öffnung und Transparenz in eine gut durchdachte Balance gebracht. Die Blicke und Bezüge nach draußen sind dabei besonders wichtig, wird es doch Tage geben, an denen sich die Kinder nicht im großzügigen Garten aufhalten können.

Wie sehr den Planern eine ausgewogene, stimmige Architektur und Raumauffassung am Herzen lag, verdeutlicht die Innenraumgestaltung. Sie mag zum jetzigen Zeitpunkt auf den ersten Blick nüchtern und funktional wirken. Es dominieren glatte, helle Flächen. Das eingebaute, bewegliche Mobiliar besitzt eine reduzierte, modernistisch wirkende Linienführung. Trotz dieser Klarheit ergeben sich nicht nur durch die Lichtführung schöne atmosphärische Wirkungen. Auch die reichliche Verwendung von Holz in den Innenräumen trägt zur Behaglichkeit bei. Das Holz stellt zugleich eine direkte Verbindung des Inneren zur Außengestaltung des Gebäudes her.

In Balance

Es ist grundsätzlich schwer, aus der Erwachsenenperspektive die Wünsche und Ideen von Kindern zu erfassen und in einen Entwurf zu überführen. Der Bauaufgabe angemessen, ist das Thema des Schlierbacher Kindergartens die Balance: zwischen innen und außen, zwischen Abgrenzung und Öffnung (Transparenz), zwischen Funktion und Atmosphäre. Diese Balance gelingt weitestgehend und gestalterisch angemessen. Die kleinen Nutzer werden in keine Richtung durch ein Zuviel an vorgegebener Gestaltung gelenkt oder beeinflusst.

Folgerichtig fasst Manuela Großruck vom Büro Wolf Architektur das Ziel des Entwurfs zusammen: "Auch wenn oft für einen Kindergarten gerne eine gewisse Buntheit gewünscht ist, war es uns wichtig, dass die Räume zurückhaltend und stimmig gestaltet sind. Sie bilden nur den Rahmen, der durch das Spiel und Tun der Kinder belebt wird. Die Kinder werden ihre Räume erobern und an ihre Bedürfnisse anpassen." Corona-bedingt war die Eroberung für längere Zeit unterbrochen. Sie wird nun wohl umso intensiver und lebendiger stattfinden.

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1  Kommentar
1  Kommentar
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NeujahrsUNgluecksschweinchen (26.345 Kommentare)
am 06.06.2020 07:38

Bitte dranbleiben und in ein paar Jahren Evaluieren:

Konnten die Kleinen das Gebäude in ihren Besitz nehemen und farbiges Leben reinbringen?

Wie wird die Außenhülle - mit ihrer klaren Struktur angenommen? Das Erdgeschoß wirkt vergittert wie ein Gefängnis, was sich möglicherweise in den nächsten Jahren noch verstärkt, wenn das Holz ergraut...

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